Als Astrid H. Roemer 1979 ihren Roman „Vom Wahnsinn einer Frau“ veröffentlicht, wird zwar die Autorin schlagartig berühmt, doch löst sie gleichzeitig einen Skandal aus: Das Buch handelt von Emanzipation und Liebe zwischen zwei Frauen in der niederländischen Kolonie Surinam im Jahr 1950. Roemer, die in ihrem kleinen südamerikanischen Heimatland und in den Niederlanden lebt, hat seither viele Preise gewonnen. Nun wurde ihr erster großer Erfolg neu verlegt.
Hauptfigur Nunka, eine junge kreolische Lehrerin, wie sie selbst damals, verlässt nur wenige Tage nach ihrer Hochzeit ihren gewalttätigen Mann, ein unerhörter Schritt. Ihre Familie spiegelt das Völkergemisch Surinams wider: Der Vater aus einer den traditionellen Riten verbundenen schwarzen Familie weit außerhalb der Hauptstadt Paramaribo, die Mutter eine weiße Christin, die auf ihren Mann herabblickt. Nunka hat eine besonders starke Bindung zu ihrer Mutter, obwohl der Vater seine Familie mit großer Zuneigung umsorgt.
Nach der Trennung von ihrem Mann lernt Nunka den jungen Ramses kennen. Es ist eine große Liebe, doch als Nunka schwanger wird, lässt sie abtreiben. Es kommt nicht nur zum Bruch, als Ramses davon erfährt, er begeht Suizid. Das wirft Nunka endgültig aus der Bahn, sie wird in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Doch Nunkas Mann gibt nicht auf. Er will sie zurück.
Auf ihrer Suche nach dem für sie richtigen Lebensweg kommt Nunka schließlich bei einer weißen Familie unter. Dort entwickelt sich zwischen ihr und der Mutter zweier behinderter Kinder ein Liebesverhältnis.
Die Hauptfigur wird von der Autorin als mitunter entscheidungsschwach, dann wieder bockig und herausfordernd gezeichnet. Vielleicht das Bild einer Frau, die erst ihre Rolle finden muss in der durch Kolonialismus und Sklaverei von Männern dominierten Gesellschaft Surinams.
Roemer erzählt in kurzen Episoden, zwischen denen sie anfangs zeitlich hin- und herspringt, bis sich aus dem Kunterbunt die Erzählung immer klarer konturiert.