Nach einem kurzem Aufwärtstrend nach dem Trainerwechsel ist Regionalligist Berliner AK wieder in akuter Abstiegsgefahr.
Volkan Uluc suchte nach der durchaus von unglücklichen Umständen geprägten Niederlage in Meuselwitz nicht nach Ausflüchten: „Am Ende war es verdient: In der ersten Halbzeit waren wir zu passiv und hatten erhebliche Probleme in der Verteidigung“, erklärte der Trainer des Berliner AK nach Abpfiff der Partie Anfang April. „Trotzdem ein Kompliment an meine Rumpftruppe – immerhin hatten wir ja heute vier U19-Spieler dabei“, deutete der 54-Jährige eines der erwähnten Probleme an. Personell arg gebeutelt waren die Berliner zur wichtigen Partie ins Thüringische gereist: Nach dem überraschenden Sieg des FC Hansa Rostock II beim Tabellenführer Greifswalder FC am Tag zuvor hatte man dabei die rote Laterne in der Regionalliga Nordost übernommen.
„Am Ende war es verdient“
Und dabei sollte es nach dem 2:4 auch bleiben – wie der Trainer erwähnte, war seine Startelf in den ersten 45 Minuten nicht auf der Höhe und mit dem 0:2-Pausenstand noch gut bedient. Doch Uluc rüttelte seine Schützlinge in der Kabine trotz aller widrigen Aussichten und Bedingungen noch einmal wach. Verteidiger Nico Avellino jedenfalls konnte kurz nach Wiederbeginn per Abstauber den Anschlusstreffer erzielen, sodass der stimmgewaltige Coach deutlich vernehmbar rief: „Männer, fangt mal an, dran zu glauben.“ Ein Punkt, den Uluc immer wieder an seiner Mannschaft bemängelt: „Selbst wenn es 1:0 für uns steht, hat man manchmal den Eindruck auf dem Platz, wir liegen mit 0:3 zurück“, beschrieb er das bereits Ende März beim 1:2 gegen die VSG Altglienicke. Nach dem Platzverweis für Oliver Schindler verdüsterten sich die Perspektiven in Meuselwitz jedoch weiter, dann aber traf Hendrik Wurr mit einem Freistoß aus fast 30 Metern zum 2:2-Ausgleich zehn Minuten vor Schluss. Nur kurz darauf konnte der torgefährliche Abwehrchef allerdings den erneuten Rückstand nicht verhindern, am Ende hieß es sogar 2:4. Dadurch sind die Berliner letztlich wieder an dem Punkt angekommen, wo sie mit dem Trainerwechsel im Februar einen neuen Impuls im Abstiegskampf setzen wollten.
Vor der Saison war dabei bereits allen Beteiligten klar, dass dies eine schwierige Aufgabe würde: Nach dem Rückzug des Präsidiums inklusive der damit verbundenen finanziellen Unterstützung mussten die Verantwortlichen erst einmal existenzielle Fragen klären. Beinahe der komplette Kader verließ den Verein – und auch der damalige Trainer Volkan Uluc. Nachfolger Jeffrey Seitz (früher SC Staaken/Oberliga Nord) nahm so erst drei Wochen vor Ligastart die Arbeit auf und der größte Teil des Kaders musste noch zusammengestellt werden. Deshalb war man auch übereingekommen, sich unter den schwierigen Bedingungen eine Findungsphase bis etwa Mitte der Hinrunde einzuräumen. Tatsächlich gelang der erste Saisonsieg am neunten Spieltag (2:1 gegen Zwickau) und nach dem ersten Halbjahr war das Minimalziel – nicht bereits abgeschlagen am Tabellenende zu stehen – mit Platz 16 erreicht. Die Geduld sollte die Führungsetage um den erst im September gewählten neuen Vorsitzenden Arthur Taubert aber verlassen, als das Jahr 2024 mit Niederlagen gegen Hertha BSC II und Viktoria Berlin startete. So entschied man sich doch für eine Trennung von Seitz – ein nicht unerheblicher Faktor dürfte wiederum dabei gewesen sein, dass eben mit Volkan Uluc (nach kurzem Engagement in Belgien) ein Mann zur Verfügung stand, der neben seinem Status als Fachmann auch als Motivator gilt und obendrein den Verein bestens kennt. Der alte beziehungsweise neue Trainer gab nach seiner Rückkehr dann auch unumwunden zu: „Als ich im Sommer 2023 gegangen bin, da hatte der BAK ja kein Präsidium mehr – wenn Arthur Taubert da schon gewählt gewesen wäre, hätte ich den Verein gar nicht erst verlassen.“
So aber muss Uluc nun die „Mission Klassenerhalt“ mit einem Kader antreten, den er nicht zusammengestellt hat. Dennoch startete der BAK in die bereits vierte Amtszeit des Trainers in Moabit mit zwei Siegen aus drei Partien, wodurch man zwischenzeitlich wieder auf den drittletzten Platz vorrücken konnte – einen Zähler vor Aufsteiger FC Eilenburg und vier vor dem FC Hansa II, die beide obendrein zu dem Zeitpunkt bereits mehr Spiele bestritten hatten. Ein durchaus verheißungsvolles Zwischenergebnis angesichts der Ausgangssituation – und der Tatsache, dass in diesem Jahr in der Regionalliga Nordost nur ein Team ganz sicher absteigt und im schlechtesten Fall wohl nicht mehr als zwei. Doch es sollte eine ernüchternde Negativserie folgen:
Die Hälfte der Treffer durch zwei Spieler
In acht Ligaspielen erzielte man nur einen Punkt. Einerseits konnte Uluc die immer noch schlechteste Defensive der Liga zwar verhältnismäßig etwas stabilisieren, andererseits aber verschlechterten sich die Werte im eigenen Angriff weiter. Die Hälfte der lediglich 20 Treffer geht dabei auf das Konto von Abwehrspieler Wurr sowie Stürmer Ufumwen Osawe (je fünf) – der im Winter noch aus Greifswald zurückgeholte Abu Bakarr Kargbo (noch ohne Tor) konnte die Hoffnungen dagegen nicht erfüllen. Der 31-jährige Stürmer ist auch schon zum dritten Mal beim BAK und hatte zuvor (2017–20, 2021/22) für die Hauptstädter immerhin 39-mal getroffen. In Greifswald absolvierte er in der Hinrunde wegen Hüftproblemen allerdings kein Ligaspiel und kam daher nicht in Bestform zurück. Dazu punktete Konkurrent FC Eilenburg zwischenzeitlich fleißig und ist dadurch auf neun Zähler davongezogen – sodass das Duell am letzten Freitag in Berlin längst nicht mehr das Schlüsselspiel war, auf das man beim BAK gesetzt haben dürfte. Dazu verschlechterte sich die Aussicht auf den Klassenerhalt hinsichtlich eines weiteren Faktors inzwischen deutlich: Denn Drittligist Hallescher FC, vor Wochen noch mit kleinem Polster vor den Abstiegsplätzen, droht angesichts von mittlerweile fünf Punkten Rückstand zum rettenden Ufer der Sturz in die Regionalliga Nordost. Die müsste dann für den Fall ihrerseits einen (zusätzlichen) zweiten Absteiger stellen. Angesichts der erwähnten neun Punkte hinter dem sicheren drittletzten Platz hat der BAK also wahrlich keine guten Karten mehr. Ob Volkan Uluc auch im Fall des Abstiegs bleibt, ist dabei fraglich – der Trainer, der schon für sechs Vereine in der vierten Spielklasse tätig war, hat sicherlich einen höheren Anspruch als die Oberliga. Im Fall des Berliner AK, den er als Herzensangelegenheit bezeichnet, erscheint eine „Ausnahme“ aber nicht unmöglich.