Der 1. FC Kaiserslautern verliert in den letzten Sekunden mit 1:2 bei Greuther Fürth und steht nun unter enormem Druck. Trainer Friedhelm Funkel versucht zu beruhigen.
Zuerst die bittere Niederlage in Fürth, dann der Auftritt vor einem Millionenpublikum im ZDF-Sportstudio. Der 1. FC Kaiserslautern und Friedhelm Funkel durchleben in den vergangenen Wochen eine Achterbahn der Gefühle. Zum einen Abstiegskandidat in der Zweiten Liga – zum anderen Pokalfinalist Ende Mai in Berlin. Und dann auch noch diese Videobotschaft: Kollege Jürgen Klopp wünschte dem 70 Jahre alten Coach des 1. FC Kaiserslautern im ZDF „Sportstudio“ per Video alles Gute für den Abstiegskampf in der 2. Bundesliga und das Finale im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen. „Ich wünsche Dir ganz viel Glück mit dem 1. FC Kaiserslautern, was als Mainzer einigermaßen schwierig ist“, witzelte Klopp, einst Spieler und Trainer bei Mainz 05. „Aber nichtsdestotrotz hoffe ich, ihr kriegt das hin.“
Funkel berichtete von gemeinsamen Erinnerungen mit dem am Saisonende vom FC Liverpool scheidenden Coach. „Wir haben besondere Stunden auf Mallorca gehabt, wo wir sehr, sehr schön gefeiert haben. Da wird er sich ganz gut dran erinnern können“, sagte Funkel. Mit den Lauterern steht er nach der 1:2-Niederlage am Freitag in Fürth auf Rang 17 und damit auf einem direkten Abstiegsplatz. „Ich hoffe, dass wir die Klasse halten, danach kommt dann ein anderes Ziel“, sagte Funkel mit Blick auf das Pokal-Endspiel. Ein Sieg am 25. Mai in Berlin gegen Leverkusen wäre aus seiner Sicht eine ähnliche Sensation, wie sie Funkel als Spieler 1985 erlebte: Damals gewann er im Olympiastadion mit Bayer Uerdingen 2:1 gegen den haushoch favorisierten FC Bayern München.
Den Leverkusener Trainer Xabi Alonso lobte Funkel in den allerhöchsten Tönen. Der 42 Jahre alte Spanier sei authentisch und trotz der Erfolge mit Bayer bescheiden. „Welchen Fußball sie spielen, ist Wahnsinn. Ich glaube, seit dieser Saison haben sie sich unfassbar viele Sympathien erworben“, sagte Funkel. „Die Mentalität der Leverkusener ist unglaublich, und das lebt Xabi Alonso vor.“
Seiner eigenen Mannschaft versucht er immer wieder mit seinen optimistischen Aussagen Hoffnung zu machen und sie stark zu reden: „Es ist noch schwieriger als meine vorherige Aufgabe beim 1. FC Köln. Das habe ich aber vorher gewusst. Die Mannschaft hat im ersten Halbjahr schon sehr viele Niederlagen hinnehmen müssen, bevor ich gekommen bin. Aber wir haben es trotzdem geschafft, die Mannschaft ein wenig zu stabilisieren. Ich wusste, dass es bis zum letzten Spieltag gehen kann. Genauso war es auch bei Köln. Wir benötigen jetzt Siege, da braucht man nicht drumherum zu reden. Wir sind Tabellen-17. Aber der Abstand zu den anderen Vereinen liegt bei einem, zwei, drei Punkten. Die kann man in fünf Spielen aufholen. Wir haben drei ganz, ganz wichtige Heimspiele gegen Mitkonkurrenten, Wehen Wiesbaden, dann Magdeburg und am letzten Spieltag gegen Braunschweig. Das sind drei Endspiele, keine Frage. Aber auch bei den Auswärtsspielen in Kiel und bei Hertha BSC rechne ich mir was aus.“ Und selbst mit seinen 70 Jahren bereitet ihm diese Situation mit seiner Mannschaft durchaus Kopfzerbrechen: „Ich habe in den letzten Tagen öfter schlaflose Nächte gehabt, weil mir das sehr nahe geht. Bei aller Ruhe, die ich habe, möchte ich mit der Mannschaft und dem Trainerteam den 1. FC Kaiserslautern mit seinen unglaublichen Fans in der Liga halten. Und ich bin nach wie vor fest davon überzeugt, dass wir das schaffen. Wir haben nur einen Punkt aus den letzten vier Spielen geholt, das ist richtig. Aber die Leistung, bis auf die zweite Halbzeit gestern, war okay.“ In dieser zweiten Halbzeit ging es dann nämlich bis zur letzten Sekunde. Und dann bergab. Torjäger Ragnar Ache brachte die Roten Teufel in Führung. Dann war es ein Doppelpack von Robert Wagner, der das Spiel entschieden hat. Durchaus verdient, da Fürth in der zweiten Halbzeit nicht nur die bessere, sondern auch die viel gefährlichere Mannschaft war.
Parallelen zum Jahr 1996?
In den kommenden Spielen setzt Funkel jetzt auf die Festung Betzenberg und die Fans, die den FCK durch die Saison mit Herzblut unterstützen: „Wir spielen jetzt wieder auf dem Betzenberg. Es werden 50.000 Zuschauer hinter uns stehen. Wir haben zwei eminent wichtige Spiele gegen die Mitkonkurrenten Rostock und Osnabrück gewonnen. Und so werden auch die nächsten drei Heimspiele sein. So wie ich die Mannschaft kenne und wie wir uns vorbereiten werden, haben wir große Chancen, diese Spiele mit der Unterstützung unseres Publikums zu gewinnen.“
Angesprochen auf die große Diskrepanz zwischen Pokalfinale und Abstiegskampf in der Zweiten Liga zeigte Funkel sich im „Sportstudio“ gewohnt abgeklärt: „Das ist überhaupt nicht schwierig. Wir haben nach dem Halbfinale in Saarbrücken noch nicht einmal über das Endspiel gesprochen. Ich mache das jetzt hier in der Sendung, weil das ein Thema ist. Aber auch am Montag, wenn wir wieder trainieren, ist der Pokal überhaupt kein Thema. Die vor uns liegenden Aufgaben sind schwer genug und erfordern unsere volle Konzentration.“
Es erinnert alles doch sehr an 1996 als der FCK in die Zweite Liga abstieg, am Ende jedoch sogar den Pokal gewinnen konnte. In dieser Saison wäre ein Abstieg folgenreicher als damals: Die Dritte Liga wurde für den FCK schon einmal fast zum Stolperstein. Ein Abstieg käme einer Katastrophe gleich. Auch deshalb tut Funkel gut daran, das Umfeld zu beruhigen und das Pokalfinale aus den Köpfen der Spieler fernzuhalten.