Für das Remake von „Road House“ hat sich Jake Gyllenhaal die großen Schuhe von Patrick Swayze angezogen, der den Rausschmeißer vor 35 Jahren spielte. Das Original hat Kultstatus. Jake Gyllenhaal lässt seine Muskeln spielen, um dem gerecht zu werden.

Noch immer etwas ungläubig meint Jake Gyllenhaal: „Ich durfte tatsächlich ins Octagon! Dieser achteckige Käfig ist für die UFC-Kämpfer (Ultimate Fighting Championship, der Markführer der Mixed-Martial-Arts-Organisationen; Anm. d. Red.) ein heiliger Ort. So wie für mich das Kino. Und es war eine große Ehre, dass ich – als Schauspieler – überhaupt in die Arena durfte. Gegen einen echten Kämpfer hätte ich bei den dort üblichen Mixed-Martial-Arts-Fights keine Minute lebend überstanden. Aber da mein potenzieller Gegner aus dramaturgischen Gründen ja gar nicht gegen mich antritt, bin ich heil davongekommen.“
„Eine große Ehre für mich“
Es gibt aber einen guten Grund dafür, dass Jake Gyllenhaal diese Kampf-Arena betrat: So können wir einen ersten Blick (von vielen) auf seinen nackten, muskelbepackten, stahlharten Oberkörper werfen, bei dessen Anblick selbst Matthew „Ich reiß mir gern das Hemd vom Leib“ McConaughey schnell die Flucht ergreifen würde. Gyllenhaal spielt den ehemaligen Boxer Elwood Dalton, der sich sein Geld mittlerweile in wilden Underground-Kloppereien verdient. Das ändert sich, als ihn Frankie (Jessica Williams) überredet, in ihrer Kneipe – dem „Road House“ – als Rausschmeißer zu arbeiten. Da Dalton mal wieder völlig abgebrannt ist, nimmt er, nach einigem Zögern, das lukrative Angebot an.

Mit dem Bus fährt er also die Florida Keys hinunter und fragt sich nach seiner Ankunft in der Kleinstadt bis zum „Road House“ durch. Er kommt gerade recht, um eine ultraaggressive Biker-Gang zurechtzustutzen, die anscheinend nichts Besseres zu tun hat, als die Road-House-Gäste ständig zu terrorisieren. Der erste Fight (von vielen) beginnt, wie immer, mit Ansage. Dalton fragt den Anführer der Gang sehr höflich, ob dieser eine Zahnversicherung hat. Denn die würde er – genau wie seine Kumpane – gleich brauchen. Der Anführer lacht. Dann stürzen sich alle auf Dalton. Der setzt sich blitzschnell zur Wehr. Armknochen splittern, Kieferknochen werden zermalmt, Zähne aus- und Gesichter blutig geschlagen – das volle Programm eben. Dalton ist das Ganze fast ein wenig peinlich. Aber er hatte sie ja gewarnt, sich nicht mit ihm anzulegen. Trotzdem fährt Dalton das Häufchen schwer lädierter Biker anschließend sogar persönlich ins Krankenhaus – vielleicht aus Mitgefühl, so genau weiß man es nicht. Dort lernt er die Ärztin Ellie (Daniela Melchior) kennen, mit der er bald ein romantisches Verhältnis anfängt.
Zurück im „Road House“ sorgt er nun rund um die Uhr dafür, dass die Gäste nicht von diversen Schlägern schikaniert und eingeschüchtert werden. Und zwar immer nach demselben Muster: Zuerst rät er seinen künftigen Opfern dringend davon ab, sich auf einen Kampf gegen ihn einzulassen. Leider stoßen seine Warnungen jedes Mal auf taube Ohren. Also splittern auch weiterhin Armknochen, werden Kieferknochen zermalmt, Zähne aus- und Gesichter blutig geschlagen. Ab und an kommt bei seinen Gegnern noch ein Schädeltrauma dazu. Einer wird sogar, nachdem er bei einer mörderischen Auseinandersetzung mit Dalton ins Wasser fällt, von einem Alligator verspeist.
Regie führt Action-Profi Doug Liman

Doch der wahre Grund, weshalb Frankies Lokal regelmäßig von diversen Schlägertrupps frequentiert wird, ist, dass das „Road House“ auf dem Strandgrundstück steht, auf dem der skrupellose Unternehmer Ben Brandt (Billy Magnussen) ein Luxusresort errichten will. Deshalb muss das „Road House“ eben weg. Viele Schlägereien und Explosionen – und sogar eine Entführung – später kommt es dann zum megabrutalen Showdown-Overkill zwischen Dalton und einem neu angeheuerten Superschläger namens Knox (Conor McGregor). Und Knox wird lustigerweise splitterfasernackt in die laufende Handlung eingeführt. Er trägt nur Socken. Irgendwo muss man ja sein Handy verstauen.
Regie bei dieser blutrünstigen Drescherei-Orgie führte Doug Lima, der schon mit Filmen wie „Die Bourne Identität“, „Mr. & Mrs. Smith“ und „Edge of Tomorrow“ bewiesen hat, dass er hochdynamische Action-Sequenzen mit spektakulären Schauwerten zu einem explosiven Cocktail zusammenmixen kann. Ob Jake Gyllenhaal mit seiner lässigen Art, seinem melancholischen Blick und seiner Lonesome-Cowboy-Attitüde dem Original-Rausschmeißer Patrick Swayze – der seine Fights zwar ebenso brutal, aber oft mit der Leichtigkeit eines Balletttänzers absolvierte – ebenbürtig ist, kann man problemlos überprüfen: Das Original wird, genau wie das Remake, zurzeit auf Amazon Prime Video gestreamt. Und noch ein kleiner Tipp unter Freunden: Am besten kommt man für diese Prügel-Party in Stimmung, wenn man zuvor mit ein paar Gleichgesinnten eine Kneipe oder Bar besucht. Und sich dort ein paar Drinks (oder auch viele) genehmigt. Dann heimkommen, am frühen Morgen, den Fernseher anschalten und sich im abklingenden Rausch einfach „Road House“ geben. Am besten gleich beide Testosteron-Bomben hintereinander.