Sportlich verpasst Hertha BSC sein „Miniziel“ beim KSC. Andere Nachrichten abseits des grünen Rasens stimmen da jedoch positiver.

Schon nach dem 3:2-Sieg in Paderborn hatte Pal Dardai angesichts des abgefahrenen Relegationszugs versucht, neue Reizpunkte auf der Zielgeraden der Saison zu setzen. „Wir wollen zeigen, dass wir dreimal hintereinander gewinnen können – das haben wir lange nicht geschafft“, sprach der Trainer von Hertha BSC und sein Team bescherte ihm gegen Hansa Rostock Sieg Nummer zwei. Also durchforsteten die Experten die Statistiken der „Alten Dame“ vor der am vergangenen Wochenende anstehenden Partie beim Karlsruher SC und mussten feststellen: In den vergangenen siebeneinhalb Jahren gelang es Hertha BSC nur ein einziges Mal, drei Ligaspiele in Folge zu gewinnen. Das war vom fünften bis siebten Spieltag der Saison 2019/20 – der Trainer damals hieß Ante Covic. Und dabei sollte es auch erst einmal bleiben, denn Hertha BSC baute die Bilanz der fortlaufenden Inkonstanz im Badischen gewissermaßen aus: Am Ende gab es eine 2:3-Niederlage.
Ungenutzte Chancen
Hertha BSC war dabei mit Vorteilen in die Partie gestartet, musste dann allerdings mit der ersten Chance der Hausherren durch Thiede sofort den Rückstand hinnehmen. Ausgerechnet Marc Oliver Kempf, der in der Vorwoche erstmals seit zwei Monaten wieder zum Einsatz gekommen war, sah dabei nicht gut aus – doch der 29-jährige Verteidiger machte den Fehler wieder gut, als er sieben Minuten später mit einem langen Pass den Ausgleich einleitete. Sein Ball fand Fabian Reese, der daraufhin einmal mehr eine Torvorlage für Haris Tabakovic leistete. Als die Karlsruher vor der Pause noch einmal drängten, konnten die Berliner deren erneute Führung durch einen Kopfball von Matanovic aber nicht verhindern. Nach dem Wechsel hatten dann wieder Dardais Schützlinge mehr vom Spiel, ließen aber durch Trainer-Sohn Palko sowie Jonjoe Kenny zwei Gelegenheiten aus. So kam es analog zum ersten Durchgang dazu, dass dem KSC mit seiner ersten Chance das nächste Tor gelang – der Treffer von Wanitzek in der 77. Minute war zu diesem Zeitpunkt schon eine kleine Vorentscheidung. Auch in dessen Entstehung gab es ein „ausgerechnet“, denn Michal Karbownik hatte die entscheidende Vorarbeit nicht verhindern können – wegen Knieproblemen unter der Woche stand hinter dem Einsatz des polnischen Außenverteidigers noch ein großes Fragezeichen. Immerhin brachte das 3:2 per Handelfmeter Tabakovic (21. Saisontreffer) noch dem Titel des Schützenkönigs einen weiteren Schritt näher. Gegen Hannover 96 am heutigen Freitagabend im Olympiastadion wird Hertha so jedoch wieder einen ganz neuen Anlauf nehmen müssen auf das Ziel, drei Ligaspiele in Folge zu gewinnen.
Positivere Nachrichten gab es da aus dem Bereich Finanzen zu vermelden: „erstmals seit Jahren“ werde Hertha BSC zum Ende der Saison 2023/24 ein positives Betriebsergebnis erzielen, hieß es da in einer Mitteilung des Clubs am Dienstag vergangener Woche. Hatte die „Alte Dame“ in der vergangenen Spielzeit noch ein Minus in beinahe dreistelliger Millionenhöhe ausgewiesen, zeitigt der eingeleitete drastische Sparkurs der Verantwortlichen um den inzwischen verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein sowie Geschäftsführer Thomas Herrich nun erste Erfolge. Insgesamt soll ein Betrag in Höhe von über 70 Millionen Euro eingespart worden sein – insbesondere durch tiefe Einschnitte hinsichtlich der Kader- und Sachkosten sowie des Personalstands auf der Geschäftsstelle. Das operative Ergebnis werde nun im einstelligen Millionenbereich liegen, teilte Hertha BSC mit – die Gewinne (vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte) übersteigen also die Ausgaben. Das Plus resultiert dabei unter anderem aus steigenden Mitglieder-, Zuschauer- sowie Merchandisingzahlen. In diesem Zusammenhang wurde darauf hingewiesen, dass die positiven Zahlen auch ein Verdienst des strategischen Partners 777 seien. Die Private-Equity-Firma aus den USA hatte im März 2023 die Anteile von Lars Windhorst übernommen und letztlich auch die finanzielle Rettung der Hertha BSC KGaA ermöglicht. Parallel konnten dazu 25 Millionen Euro Verbindlichkeiten abgebaut werden – die Last beträgt allerdings immer noch um die 70 Millionen Euro, von denen mehr als die Hälfte auf die im Herbst 2025 zu leistende Begleichung einer Anleihe entfallen. „Dem Ziel, unseren Haushalt zu sanieren, ist Hertha BSC damit einen großen Schritt nähergekommen“, hob Thomas Herrich dennoch hervor. Auch Benjamin Weber zeigte sich erfreut über die Zahlen, lassen diese doch zuversichtlicher auf die kommende Saison blicken. „Wir können deutlich optimistischer die sportliche Planung für den Sommer angehen, weil sich ein Stück weit die Parameter verbessert haben“, interpretierte Herthas Sportdirektor die Zahlen aus seiner Sicht. Allerdings auch nicht, ohne zu mahnen: „Trotzdem haben wir weiterhin Hausaufgaben zu erledigen im wirtschaftlichen Bereich“.
Steigende Mitgliedszahlen

Dazu scheint die Vorstandsetage zur neuen Saison personellen Zuwachs zu bekommen – demnach steht man mit dem derzeitigen Geschäftsführer Finanzen des Ligakonkurrenten SC Paderborn, Ralf Huschen, vor einer Einigung. Der 44-Jährige – außerdem Mitglied des DFL-Vorstands und im Aufsichtsrat der DFL GmbH – würde damit das Ressort übernehmen, das nach dem Ausscheiden von Finanzvorstand Ingo Schiller im Herbst 2022 unbesetzt geblieben war (als „CFO“ jedoch mit weiter reichenden Kompetenzen). Huschen stünde somit auch dem seit dem Abgang von Sportvorstand Fredi Bobic als alleiniger Geschäftsführer waltenden Thomas Herrich zur Seite. In dem Verfahren mit Bobic erzielte der Verein übrigens auch einen ersten Teilerfolg, da das Gericht die Klage des früheren Nationalspielers gegen seine ordentliche Kündigung abwies. Damit verfällt auch die Option des Sportmanagers auf eine Vertragsverlängerung bis 2026, die einen Anspruch von bis zu sechs Millionen Euro beinhaltet hätte. Ein Verfahren wegen Bobics außerordentlicher Kündigung sowie ein Urkundenprozess stehen aber noch aus. Vor dem Spiel gegen den Karlsruher SC war Trainer Dardai jedenfalls angesichts der positiven Nachrichten aus dem Finanzbereich schon wieder zum Scherzen aufgelegt: „Ich habe 25 Millionen Euro bestellt und die möchte ich im Sommer ausgeben und investieren“, kommentierte der Ungar in der ihm eigenen Art – wer aus der Führungsebene sich angesichts der Aussage zumindest ein gequältes Lächeln abringen konnte, ist aber nicht überliefert.