Teenager haben einen ganz speziellen Geruch. Während Babys und Kleinkinder blumig duften, werden Heranwachsende oft von der Umwelt als unangenehm muffig oder käsig wahrgenommen. Forscher fanden nun heraus, warum das so ist.
Eltern und Großeltern werden ein Lied davon singen und die Richtigkeit eines gängigen Klischees bestätigen können: Babys und Kleinkinder riechen nach Blumen, während der Duftcocktail bei Jugendlichen mit dem Eintritt in die Pubertät meist ziemlich unangenehm an Moschus oder Ziegen erinnert. Was mit der Ausschüttung der Geschlechtshormone und der vermehrten Produktion von Schweiß besonders im Intimbereich und unter den Achseln zu tun hat. Wobei frischer Schweiß bekanntermaßen überhaupt nicht riecht, sondern sich das Müffeln durch die den Schweiß zersetzende und dabei Ausdünstungen auslösende Tätigkeit von Mikroorganismen ausbilden kann. Das wird vielen Teenagern erst ziemlich langsam bewusst, bevor sie auf die elementaren Veränderungen ihrer Körperausdünstungen durch eine grundlegende Umstellung ihrer bisherigen Hygieneroutine antworten.
Ausschüttung der Geschlechtshormone
„Körpergerüche verändern sich im Laufe der Entwicklung und diese Veränderung beeinflusst die zwischenmenschliche Kommunikation zwischen Eltern und ihren Kindern“. Mit dieser allgemeinen Feststellung leitete ein Forscherteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Universität Jena eine unter Federführung von Dr. Helene Loos vom FAU-Lehrstuhl für Aroma- und Geruchsforschung und ihrer Kollegin Diana Owsienko erstellte Studie über die Unterschiede von Körpergerüchen bei Säuglingen und postpubertären Kindern ein. Wobei es den Forschern bei ihrer im Fachmagazin „Communication Chemistry“ publizierten Untersuchung darum ging, die molekulare Basis des jugendlichen Geruchswandels grundlegend zu erhellen. Für die Körpergerüche verwendeten sie die englische Bezeichnung „body odors“ (BOs). „Bereits kurz nach der Geburt lernen Säuglinge, den individuellen Geruch ihrer Mutter zu erkennen. Und Eltern sind in der Lage, den BO ihres eigenen Säuglings zu identifizieren, der dem Geruch anderer Säuglinge vorgezogen wird“, so das Team. „BOs von Säuglingen sind angenehm und lohnend für Mütter und erleichtern als solche wahrscheinlich die elterliche Zuneigung. Im Gegensatz dazu werden BOs pubertärer Kinder als weniger angenehm bewertet. Und Eltern können ihr eigenes Kind in dieser Entwicklungsphase nicht identifizieren.“
Die Wissenschaftler gingen von der Prämisse aus, dass sich Schweiß und Talg je nach Entwicklungsstand eines Kindes qualitativ und quantitativ unterscheiden sollten. Auch wenn bislang die Zusammensetzung von Körpergerüchen bei Kindern nur in sehr wenigen Studien untersucht worden sei, während bei Erwachsenen die Prinzipien der Entstehung übler Gerüche in der Achselhöhle bestens bekannt seien. „Bisher hat noch niemand die chemische Zusammensetzung von BOs von Säuglingen und postpubertären Kindern direkt miteinander verglichen“, so das Forscherteam. Um genau das tun zu können, sollten Körpergeruchsproben von Kleinkindern und Teenagern chemisch analysiert werden. Die Vergleichsgruppe war mit jeweils 18 Probanden allerdings nicht sonderlich groß. Es wurde für die Kontaktproben mit Wattepads gearbeitet, die in die Achselhöhlen der Nachtwäsche eingearbeitet worden waren. In diesen präparierten Kleidungsstücken sollten die 18 Säuglinge/Kleinkinder bis zu drei Jahren und die 18 Teenager zwischen 14 und 18 Jahren eine Nacht lang schlafen, nachdem bei allen vor dem Zubettgehen eine Reinigung mit einem geruchlosen Duschgel vorgenommen worden war. Wobei die Eltern zudem vorab gebeten worden waren, ihren Kindern 48 Stunden vor Beginn des Experiments keine zu stark gewürzten Speisen mit geruchsbildenden Lebensmitteln wie Zwiebeln oder Knoblauch zu kredenzen und zusätzlich auf den Einsatz parfümierter Hygieneprodukte zu verzichten.
Die Geruchsproben wurden im Labor mit technischen Geräten wie Massenspektrometern oder Gaschromatographen analysiert – und zwar nicht einzeln, sondern jeweils als Mischung von je sechs Probanden-Pads der jeweiligen Vergleichsgruppe. Wobei die Moleküle und Geruchsnoten aus den nachts abgesonderten Duftstoffen und dem Schweiß zusätzlich auch noch von einem speziell trainierten menschlichen Geruchsexperten bewertet wurden. Überraschenderweise hatte es wenig Unterschiede in der Schweißkomposition der beiden Alterskohorten gegeben, die beide größtenteils aus den gleichen 42 Molekülen zusammengesetzt waren. „Die Ergebnisse zeigten, dass die qualitative Zusammensetzung der Geruchsstoffe in beiden Altersgruppen ähnlich war und hauptsächlich von Aldehyden und Carbonsäuren dominiert wurde“, so die Forscher. Während die Stoffklassen daher annähernd gleich gewesen waren, ließen sich die Unterschiede vor allem auf die abweichenden Konzentrationen vieler Substanzen in den beiden Vergleichsproben zurückführen, wofür die Wissenschaftler die unterschiedliche Aktivität von Talgdrüsen und Schweißdrüsen bei Jugendlichen beziehungsweise Babys/Kleinkindern als ursächlich vermutet hatten.
Für die speziellen Teenager-Gerüche wurden daher vor allem höhere Mengen verschiedener Carbonsäuren verantwortlich gemacht. Was der Geruchsexperte sprachlich auf den Punkt gebracht hatte, indem er von „muffig“, „käsig“, „korianderartig“, „fettig“ oder „ziegenartig“ gesprochen und auch noch weitere weniger aufdringliche Aromen wie „erdig, gras- und paprikaartig“ sowie „wachsähnlich und seifig“ beschrieben hatte. Wobei sich die Charakterisierung der Düfte als ziemlich schwierig erweisen sollte. „Es gibt keinen globalen Konsens darüber, wie man Gerüche beschreiben soll“, so Dr. Helene Loos. Weshalb man sich an der Beschreibung von Lebensmittelaromen orientiert hatte. „Wir haben diese Geschmackssprache genommen und auf Stoffe ausgeweitet, die in Körpergerüchen vorkommen“, so Dr. Helene Loos. Zwei weitere Substanzen fanden sich ausschließlich in den Teenager-Proben, wobei ein Geruch nach Sandelholz nicht eingeordnet werden konnte, während der zweite die chemische Verbindung Patchoulol oder Patchouli-Alkohol aufgewiesen hatte, wobei die erdige Nuance laut den Wissenschaftlern letztlich auf eine Übertragung von parfümierten Kleidungsstücken zurückgehen könnte.
Chemische Verbindungen
Außerdem konnten die Forscher zwei weitere für den typischen Teenager-Geruch elementar wichtige chemische Verbindungen identifizieren. Wobei es sich um zwei hormonähnliche Stoffe namens Steroide gehandelt hatte. Eines namens 5a-Androst-16-en-3-on, das nach Schweiß, Urin und Moschus riecht. Das andere, 5a-Androst-16-en-3a-ol genannt, erinnert an Moschus und Sandelholz. Bei den Duftproben der Babys/Kleinkinder wurde hingegen ein „veilchenähnlicher“ Geruch identifiziert, der auf ein gemeinhin nach Blumen und Seife riechendes Kohlenwasserstoff-Molekül oder Keton namens Alpha-Isomethyl-Ionon zurückgeführt werden konnte. In Verbindung mit dem Fehlen unangenehm riechender Steroide sowie der geringeren Konzentration weiterer intensiv riechender Duftstoffe wie den Carbonsäuren könnte genau dieses Veilchenaroma dafür verantwortlich sein, dass der Geruch von Babys oder Kleinkindern als besonders angenehm empfunden wird.