Beim Kauf sind E-Autos oft deutlich teurer als Verbrenner. Und langfristig? Hier liefern neue Studien überraschende Erkenntnisse.
Für Fans der Elektromobilität ist das Jahr nicht gut gestartet. Im März 2024 wurden laut Kraftfahrtbundesamt in Deutschland nur 31.400 neue E-Autos zugelassen – 29 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Auch der Gesamtanteil der Stromer an allen Neuzulassungen ging zurück – von fast 16 Prozent auf nur noch zwölf Prozent.
Dass sich die Stromer derart schlecht verkaufen, führen die meisten Beobachterinnen auf weggefallene Subventionen zurück. Seit Anfang des Jahres gibt es keinen Zuschuss mehr für die Anschaffung batterieelektrischer Fahrzeuge. Diverse Medien sehen deshalb bereits die Autoindustrie in Gefahr. Die „WirtschaftsWoche“ hob die „E-Krise“ kürzlich aufs Cover, der „Spiegel“ warnt vor einem „Elektroschock“.
Laufende Kosten deutlich geringer
Die gute Nachricht: Um das Geschäft anzukurbeln, reagieren viele Hersteller mit massiven Rabatten. Die Zeitschrift „Auto, Motor, Sport“ berichtet auf ihrer Homepage von Preisnachlässen, die bis in den fünfstelligen Bereich gehen. Besonders heraus sticht der Kleinwagen Dacia Spring, der bei einer Zulassung bis Ende März bereits für 12.750 Euro erhältlich gewesen sei.
In den meisten Fällen sind die Stromer in der Anschaffung trotzdem noch deutlich teurer als vergleichbare Verbrenner. Aber wie lange noch? Mehrere Studien kommen zu dem Schluss, dass die Gesamtbetriebskosten von Elektroautos womöglich schon heute unter denen von Benzin- und Dieselautos liegen. „Unsere Analysen zeigen, dass in den nächsten Jahren die Elektromobilität in den allermeisten Fällen die preisgünstigere Alternative werden und sich dieser Trend langfristig weiter verstärken wird“, sagt Detlef Stolten, Direktor des Jülicher Instituts für Techno-ökonomische Systemanalyse.
In ihrer Studie nennen die Fachleute das Jahr 2025 als wahrscheinlichen Wendepunkt. Zwar liegen auch in der Modellberechnung die Herstellungskosten von E-Autos weiterhin über denen von Verbrennern. Bei Wartung, Effizienz und Verbrauch hat der Batterieantrieb aber die Nase vorn. „Gründe sind die positive technische und ökonomische Entwicklung der Elektromobilität sowie die gleichzeitig steigenden Kraftstoffkosten auf Seiten der Verbrenner“, sagt Stolten.
Auch andere Fachleute gehen davon aus, dass Benzin in Zukunft deutlich teurer sein wird als Strom – vor allem aufgrund des steigenden CO2-Preises. Gleichzeitig dürfte der Strompreis mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien weiter sinken oder zumindest stabil bleiben. Hinzu kommt, dass E-Autos – anders als Verbrenner – von der Kfz-Steuer befreit sind und sich ihre Halterinnen und Halter eine jährliche Treibhausminderungsquote („THG-Quote“) auszahlen lassen können.
„Batterieelektrische Fahrzeuge fahren (…) die Kostennachteile in den ersten Jahren ihrer Haltedauer mit der Zeit wieder rein“, heißt es in einem Faktenblatt, das das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung zusammengestellt hat.
Beispiel Mittelklasse: Verrechnet man Anschaffungs-, Versicherungs-, Inspektions- und Kraftstoffkosten sowie THG-Quote und Kfz-Steuer, so kostet ein Tesla Model 3 bei einer Haltedauer von zehn Jahren 75.152 Euro – mit der inzwischen entfallenen staatlichen Förderung 66.303 Euro. Ein Passat Variant 1,5 TSI OPF, der Super tankt, kommt im Laufe der zehn Jahre auf 77.524 Euro. Selbst ohne staatliche Förderung ist der Stromer in der Gesamtrechnung also schon heute günstiger als ein vergleichbarer Verbrenner.
Wo man lädt spielt wichtige Rolle
Natürlich kommt es darauf an, welche Fahrzeuge man miteinander vergleicht. So sind beim ADAC, der einen ähnlichen Versuchsaufbau durchgeführt hat, die Ergebnisse nicht ganz so eindeutig: „Nimmt man alle Kosten eines Autos zusammen […], liegen je nach Modell manchmal Elektroautos vorn, manchmal aber auch das vergleichbare Modell als Benziner oder Diesel“, schreibt der Automobilclub auf seiner Website. So ist laut ADAC das Elektroauto VD ID.3 günstiger als ein fossil angetriebener VW Golf. Beim Kleinwagen Fiat 500 wiederum schneidet die Hybrid-Variante besser ab als die rein elektrische Version. „Die Preisgestaltung von E-Autos ist zurzeit ziemlich volatil, was sich auch auf den Wertverlust auswirkt und eine Kostenprognose für fünf Jahre Haltedauer erschwert“, schreibt der ADAC.
Insgesamt können E-Autos in bestimmten Konstellationen also schon heute preislich mit Verbrennern mithalten – in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit noch deutlich besser. Zumal mehrere Hersteller dieses Jahr auch bezahlbare elektrische Kleinwagen auf den Markt bringen.
Einen Aspekt sollte man dabei allerdings nicht vergessen, mahnen die Forschenden vom Fraunhofer-Institut: ob man das Auto zu Hause auflädt oder auf öffentliche Ladestationen angewiesen ist. „Die Kostenunterschiede zwischen den beiden Szenarien können in der Mittel- und der Kleinwagenklasse bei einer Haltedauer von 15 Jahren um bis zu 3.000 Euro variieren“, schreiben die Forschenden. Wohl denen also, die eine eigene Wallbox haben. Und am besten noch Solarzellen auf dem Dach.