Vielseitig, zeitlos und einfach unverzichtbar: Basisteile sind das Herzstück eines jeden Kleiderschranks. Vor allem, wenn die künftigen Lieblingsstücke durch neue Technologien maßgeschneidert werden können.


In Zeiten eines steigenden Bewusstseins für nachhaltige Kleidung kommt ein Trend gerade recht: Der Wunsch nach langlebigen Lieblingsstücken auf einem neuen Qualitätslevel. Was wäre schließlich frustrierender, als endlich das passende Stück ergattert zu haben und es dann oft nur Monate später wieder ziehen lassen zu müssen, weil sich Löcher eingeschlichen haben, der Reißverschluss den Geist aufgibt oder der Stoff vom Waschen ausgeblichen ist? Damit das nicht mehr so leicht passiert, kommt modernste Technik ins Spiel. Digitales Design beispielsweise ebnet den Weg zu einem besseren Fitting. Dank 3D-Technologie müssen dabei noch nicht einmal Nähte gesetzt werden. Das macht die Haptik angenehmer. Zudem sind computergestützte Kreationen sinnvoller, um zum einen Material wie Papier, Stifte und Co einzusparen und damit umweltbewusster zu arbeiten. Der grüne Fußabdruck ist hierbei um 97 Prozent kleiner als bei herkömmlichen Entwürfen. Zum anderen ist mit den passenden Programmen viel mehr möglich. Mal eben die Farbe tauschen oder den Schnitt verändern? Kein Problem! Die Knöpfe ersetzen, Reißverschlüsse anpassen, Größen verändern oder Volants ergänzen? Auch das ist jederzeit möglich. So entstehen individuelle Einzelstücke und Kollektionen, die einfach jeden Geschmack treffen.
Farbe tauschen oder den Schnitt ändern


Trotzdem gibt es Trends. Die hat das Trendbüro Vesuvius für die aktuelle Frühjahrs- und Sommersaison zusammengetragen und auf der Pure London im Juli des vergangenen Jahres vorgestellt. Neben dem Thema „Quest for Innovation“ waren sich die Experten sicher, dass „Ultra Elevated Basics“ den Ton angeben werden. Letztere resultieren aus dem Wunsch nach Mode und Materialien, die nicht nur schön und praktisch, sondern auch langlebig sind. Ein großer Bestandteil dieses Vorhabens ist die Frage nach „Soothing Luxury“, also nach minimalistischen Designs in hoher Qualität. Zu den dominierenden Farbpaletten zählen Braun, Grün, Gold und Grau. Die Schnitte dürfen figurbetont ausfallen, klassisch und schlicht, aber doch mit einem kleinen Hang zur Verspieltheit. Wer auf der Suche nach einem It-Piece ist, der hält Ausschau nach Denim mit satten Farbakzenten, hohen Kragen bei Blusen und Hemden, eleganten Slipdresses und spannenden Details auf hochwertigen Stoffen wie Kaschmir.
Ergänzend dazu ist „Tech Artistry“ ein Trend, der sich dem anfügt. Hier dominieren Neontöne wie Pink und Grün, aber auch Metallic wie Bronze und Silber. Den Kontrast dazu bilden Naturfarben wie Braun und Tannengrün. Dass das kein Gegensatz sein muss, erklären die Trendforscher mit dem Wunsch der technikaffinen Generation Z, etwas für die Umwelt zu tun und den Klimawandel aufzuhalten.
Evergreen: Blue Jeans

Doch was genau gehört denn nun in den Basiskleiderschrank? Grundsätzlich fällt die Antwort natürlich individuell aus, je nach persönlichen Vorlieben, eigener Figur und dem Sinn für Ästhetik. Trotzdem versuchen sich bekannte Stylisten und Modetrendexperten wie Jennifer Camp Forbes (Who What Wear) an einem Grundgerüst für die Teile, an denen eben niemand in der kommenden Saison vorbeikommt und die gekommen sind, um zu bleiben: langlebige Stücke, die hochwertig sind und das auch ausstrahlen dürfen. Ihre Fundstücke sind das Ergebnis einer eigenen Suche nicht nur bei den bekannten Modehäusern weltweit, sondern auch auf den sozialen Netzwerken wie Instagram. Und dort dürfen weder locker sitzende dunkelblaue Jeans fehlen, noch dazu passende überlange Hemden mit Knopfleiste. Beides gemeinsam bildet einen lässigen Style, der sich sowohl für die Arbeit als auch für die Freizeit wunderbar eignet. Darüber sind Tailored Blazer, also Blazer, die hüftbetont geschnitten sind, eine gute Ergänzung.

Wichtig ist hier, sich im gleichen Farbspektrum zu bewegen. Besonders harmonisch wirken dunkelblaue Blazer zu einem weiß-blau gestreiften Hemd und dunklen Denims. Wer Hemden nicht mag, der versucht es mit Rundhals-Shirts mit langem oder kurzem Arm. Auch die passen als Basis zu einfach allem und sind vor allem in der Trendfarbe Grau ein Must-have. Als Letztes wählt Forbes schwarze Slingback-Heels in ihren virtuellen Basic-Kleiderschrank. Die sind nicht so bequem wie der Evergreen weiße Sneaker, doch sie zaubern ein schlankes Bein und sind mal entspannt zur Jeans, mal schick zum Abendkleid zu stylen. Ein wichtiges Element dieses Basisgedankens ist es, zu jeder Gelegenheit optimal gekleidet zu sein und das auf eine angenehme, ungezwungene Art und Weise. Ist also kein Regen angesagt, sind die Heels halbwegs komfortable, aber ungemein elegante Begleiter, die nicht so schnell aus der Mode kommen. Leder ist hier sicherlich das Material der Wahl, doch auch Fake-Leder ist eine umweltgerechte und gleichzeitig robuste Alternative mit Blick auf das Tierwohl.
Einzelteile müssen kombinierbar sein

Grundsätzlich dreht sich bei der Suche nach Ultra Elevated Basics nicht nur alles um Langlebigkeit, Bequemlichkeit und eine Spur von Luxus, sondern ebenso darum, wie die einzelnen Teile zu kombinieren sind. Jeans passen zu fast allem, auch Blazer können mal zu einem Kleid, dann wieder zu einer Hose oder Shorts arrangiert werden. Hemden im XXL-Format erfüllen einen vielfachen Nutzen als Ersatz für eine dünne Jacke, offen getragen über Tops und engen Maxidresses ebenso wie zugeknöpft über Leggings oder Chinos.

Das Geheimnis um DIE perfekte Basis bildet die sogenannte Capsule Wardrobe, weiß Suzanne Delahunty. Die Stylistin berät ihre Kunden persönlich oder virtuell über ihre gleichnamige Webseite zum Thema trendbewusstes und nachhaltiges Einkaufen. Sie ist ein Fan davon, nie mehr als 20 Stücke pro Saison im Kleiderschrank zu vereinen, die sich dann untereinander wahllos kombinieren lassen und immer wieder ein neues, interessantes Outfit ergeben. Sie empfiehlt hier sogar noch einen Schritt weiter zu gehen und eine „Super Charge Capsule Wardrobe“ zu schaffen. Das Ziel ist es, immer gut gekleidet, stylisch und interessant auszusehen und das dank Elevated Basics. Diese Stücke sind am schwersten zu finden und sehen bei jedem anders aus. Mal sind es weiße Shirts, dann ist es wieder ein bestimmter Blazer, die Lieblingsleggings oder Loafer. Dinge, die man jeden Tag gerne trägt und nie müde wird, sie anzusehen. Dabei müssen sie nicht einmal teuer gewesen sein, haben sie doch immer einen emotionalen Wert. Hier lohnt ein Umdenken, denn gerade der treueste Begleiter, der bei jeder Gelegenheit getragen werden kann, braucht Qualität. Er darf und sollte etwas kosten, damit er lange durchhält. Die Wahl sollte auf natürliche Materialien fallen, die gut verarbeitet wurden und dadurch ein luxuriöses Finish erhalten, rät die Style-Expertin. Nur sie halten lange Zeit.

Statt chemisch zusammengesetztem Fasermix: Warum nicht auf japanisches Denim, Bio-Leinen, Seide oder Kaschmir setzen? Der höhere Preis wird sich rechnen, denn die Stücke sehen nicht nur exklusiver aus, sie sind auch robuster. Dabei geht der Blick ins Detail. Auffällige Knöpfe, aufgenähte Taschen oder asymmetrische Schnitte machen den kleinen, aber feinen Unterschied im Look. Sie schenken dem Outfit mehr Individualität und verwandeln langweilige Kleidungsstücke in echte It-Pieces. „Überlegen Sie, wie Sie einem Stück selbst durch Veränderung etwas mehr Dramatik oder Interessantes verleihen können“, rät Delahunty auf ihrer Webseite. Zuletzt geht es darum, den perfekten Schnitt zu finden. Er sollte der Figur schmeicheln und einem das Gefühl geben, einfach gut gekleidet zu sein. Wer im Geschäft nicht die optimale Hosenlänge findet, der sucht sich einen Schneider und lässt sich das Lieblingsstück entsprechend kürzen. Was nicht passt, wird passend gemacht. Hauptsache, es kleidet einen am Ende als wäre es extra für den eigenen Körper angefertigt. Das schenkt Selbstbewusstsein und macht einen einfach glücklich mit dem superoptimierten Kleiderschrank. Egal, wie viele Ultra Elevated Basics der am Ende auch beinhaltet.