Nach dem frustrierenden 0:1 gegen den Halleschen FC ist beim 1. FC Saarbrücken Ernüchterung eingekehrt. Die Planungen für die kommende Drittliga-Saison haben begonnen.
Zwischen Champions League und Kreisklasse liegen manchmal nur ein paar Tage. In Saarbrücken, wo der Wechsel von der absoluten Manie zur tiefsten Depression erfahrungsgemäß besonders schnell geht, dauerte es 14 Tage. So lange war es am vergangenen Samstag her, als der Drittligist in einem atemberaubenden Schlussspurt den SV Sandhausen mit 4:1 bezwang. Die Mannschaft wurde ob ihrer Moral gefeiert, Trainer Rüdiger Ziehl aufgrund seiner Auswechselungen gelobt. Zwei Wochen später ist alles anders. Nach einem zugegeben ernüchternden Auftritt und einer völlig verdienten 0:1-Niederlage gegen den Halleschen FC sind die Aufstiegsträume geplatzt. Der Leistungseinbruch kam dann doch überraschend, möglicherweise waren die permanenten Spielausfälle und Nachholtermine dann doch des Guten zu viel. „Das ist mir zu billig. Wir haben in München und gegen Essen schon eine schlechte Halbzeit gespielt. Heute haben wir gezeigt, dass wir zwei schlechte Halbzeiten spielen können“, flüchtete sich Mannschaftskapitän Manuel Zeitz in Ironie.
In allen Belangen zu schlecht
Der 33-Jährige fand nach dem Platzen des Aufstiegstraums deutliche Worte: „Wenn man ehrlich ist, waren wir nie wirklich dran. Wir haben ab und zu Serien gehabt, nach denen es besser aussah. Aber das konnten wir auf Distanz nicht bestätigen. Wenn man sich die heutige Leistung anschaut und dann den gesamten Saisonverlauf sieht, sind wir von der Zweiten Liga ein gutes Stück weg. Es wäre einfach nicht verdient gewesen.“
Vor mehr als 11.000 Zuschauern setzte ein behäbig und gehemmt wirkender FCS die letzte Aufstiegschance sprichwörtlich in den Sand. Der vor zwei Spieltagen fast schon abgestiegene Hallesche FC war über 90 Minuten die bessere Mannschaft, brauchte aber auch bis zur Schlussphase, um durch Henry Crosthwaite in Führung zu gehen. „Wir hatten Glück, dass sie ihre Umschaltsituationen nicht gut ausgespielt haben, sonst hätten wir früher zurückgelegen“, sagte Zeitz und Trainer Ziehl beließ es bei der lapidaren Feststellung: „Wir waren in allen Belangen zu schlecht, zu fehlerhaft. Daher ist die Niederlage unter dem Strich verdient. Es gehört viel Optimismus dazu, jetzt noch an eine Aufstiegschance zu glauben.“ Drei Spieltage vor Schluss trennen die Blau-Schwarzen sieben Punkte vom kommenden Gegner Preußen Münster. Selbst bei einem nicht unbedingt zu erwartenden Auswärtssieg wären die Optionen für die Blau-Schwarzen äußert begrenzt. Viel wahrscheinlicher ist ein weiteres Jahr in der Dritten Liga. Nicht nur der Kader muss aufgefrischt werden, auch im Umfeld gibt es Baustellen. Gerüchte, Hektik und „Dummgeschwätz“ gehören bei Traditionsvereinen zum Alltag, in Saarbrücken ist es allerdings extrem. Ein Beispiel: Nach der Halle-Niederlage kochten abermals Gerüchte hoch, Sportdirektor Jürgen Luginger sei während der Winterpause mit dem damaligen Lautern-Stürmer Terrence Boyd bereits einig gewesen, Trainer-Manager Ziehl habe aber sein Veto eingelegt. „Völliger Unsinn“, sagte Ziehl auf Anfrage und fügte hinzu: „Der Spieler ist zu keinem Zeitpunkt ein Thema zwischen dem Sportdirektor und mir gewesen.“ Von FORUM auf die Gerüchte angesprochen, zeigte sich auch Sportdirektor Luginger überrascht: „Ich hatte keinen Kontakt zu dem Spieler. Das stimmt einfach nicht. Es ist bedauerlich, dass so etwas gestreut wird“. Und so ließe sich die Liste der „Informationen aus ganz sicherer Quelle“ nahtlos fortsetzen. Die drei eher schwächeren Spiele von Kapitän Zeitz wurden am Samstag zum Beispiel so erklärt, dass Ziehl dem 33-Jährigen ein Vertragsangebot gemacht habe, wonach der im Sommer vertragslose Familienvater auf ein Drittel seiner Bezüge verzichten sollte. Derlei Unsinn schaffte es sogar bis auf die Pressetribüne.
Boyd war nie ein Thema beim FCS
Die Wahrheit ist freilich eine andere. Zeitz ist noch bis Sommer 2025 gebunden, Vertragsverhandlungen sind mit ihm folglich nicht nötig und haben auch nicht stattgefunden. „Ich bin seit eineinhalb Jahren hier, ich weiß, was hier abgeht. Teilweise kann man nur den Kopf schütteln“, sagte Ziehl. Nicht nur er hat aber ausgemacht, dass die permanenten Störfeuer ein Dauerärgernis seit Jahren sind. Sein Vorgänger Uwe Koschinat wollte bereits den Zugang zum Trainingsgelände einschränken lassen, was im Verein aber auf wenig Gegenliebe stieß. Fast alle Profivereine trainieren mittlerweile zumindest teilweise „nicht öffentlich“. Der FCS wirkt im Frühjahr 2024 irgendwie zerrissen. Auf der einen Seite ist die Mitgliederentwicklung explodiert, die Zuschauerzahlen steigen stetig. Die Stimmung im Stadion ist fantastisch. Doch drumherum wimmelt es von Nörglern, Neidern und Miesmachern. Selbst nach dem Sandhausen-Spiel kehrte keine Ruhe ein. Aus dem unmittelbaren Umfeld der Mannschaft wurde das Gerücht gestreut, in den Tagen nach dem Spiel werde eine Bombe platzen. Die blieb naturgemäß aus, für Spekulationen und Unruhe sorgte es dennoch. So dürfte es in den kommenden Wochen durchaus turbulent weitergehen. Doch das Beispiel Boyd zeigt: Nicht jedes Gerücht wird wahr, auch wenn es hundertmal wiederholt wird.