Vom 10. bis zum 26. Mai steigt in Tschechien die 88. Eishockey-Weltmeisterschaft. Wir blicken auf die Chancen der deutschen Nationalmannschaft, die Favoriten und die Rahmenbedingungen der WM.

Es war ein Moment, den viele deutsche Eishockey-Fans und allgemein Sportbegeisterte nicht mehr vergessen werden. Die Nationalmannschaft des Deutschen Eishockey Bundes (DEB) schaffte es mit einem sensationell gespieltem Turnier, die Menschen in der Bundesrepublik komplett in der Thematik Eishockey zu elektrisieren. Dem Team von Bundestrainer Harold Kreis gelang fast der ganz große Wurf. Letztlich war im WM-Finale gegen Kanada Schluss. Mit 5:2 verlor man zwar das Finale, gewann im Gegenzug viele deutscher Sport-Herzen. Der junge, weltklasse aufspielende Verteidiger Moritz Seider sagte nach dem damaligen Finaleinzug: „Es gibt nix Geileres als das, unglaublich, was die Jungs da heute gerissen haben.“ Für das DEB-Team war das die dritte Weltmeisterschaft-Silbermedaille nach 1930 und 1953. Nach dem Turnier gab es für die Eishockey-Stars einen gebührenden Empfang in der Heimat. Jenen Empfang, der in der Vergangenheit fast ausschließlich den Fußballern vergönnt war. Das war zu diesem Zeitpunkt allerdings anders. Nun waren für einen Moment die Eishockey-Helden die großen Sport-Stars des Landes. Gerade deshalb war es auch der junge Verteidiger Seider, der das erfolgreiche Turnier als Marschrichtung in Richtung auf das diesjährige Event sieht: „Das wird unser Anspruch in den nächsten Jahren, dass wir da oben mitspielen wollen. Es ist kein Eishockeywunder mehr.“
Die Ansprüche sind gewachsen

Bevor Seider und Co. ihren hohen Ansprüchen in diesem Jahr gerecht werden, müssen sie die erste Hürde namens Vorrunde überstehen. In dieser müssen die DEB-Jungs zuerst gegen die Auswahl aus der Slowakei auf dem Eis bestehen. Des Weiteren steht die Partie gegen die USA auf dem Spielplan. Ein echter Hochkaräter und ein erster Gradmesser zugleich für das deutsche Team. Neben weiteren Spielen gegen Lettland, Kasachstan oder Polen muss sich das DEB-Team ebenfalls mit den Nationalmannschaften aus Schweden und Frankreich messen. Man kann bei diesem Programm wahrlich von einer Herausforderung sprechen. Trotzdem hat es die DEB-Auswahl in der jüngeren Vergangenheit mit Bravour geschaft, gegen starke Konkurrenz gut auszusehen. Der Grundstein dafür soll eine gute Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft sein. Hierbei hat der Stürmer des DEB-Teams, Joshua Samanski, ein sehr gutes Gefühl. Nach einem 7:3 Testspielsieg gegen den Gegner in der Vorrunde, der Slowakei, sagte Samanski: „Es hat sich heute gut angefühlt, zusammen mit den Jungs auf dem Eis zu stehen. Die Mannschaft hat sich in dieser Woche gut zusammengefunden, und die neu dazugekommenen Spieler wurden schnell integriert. Wir haben heute ein starkes Spiel gezeigt und dass dabei ein Sieg herausgekommen ist, gefällt uns natürlich sehr.“ Auch Bundestrainer Kreis gibt sich zufrieden: „Ich habe der Mannschaft gerade gesagt, dass ich finde, dass wir von Spiel zu Spiel unserer Identität ein Stückchen näherkommen.“ Genau diese Identität soll es wieder sein. Nicht nur um den Erfolg zu garantieren, sondern auch das gesamte Land hinter sich zu bringen. Ein Spieler, dem in diesem Turnier eine Hauptrolle zuzutrauen ist, hört auf den Namen Moritz Müller. Der DEB-Kapitän geht als einer der absoluten Führungsspieler in die Weltmeisterschaft. Müller, der für den deutschen Top-Eishockey-Club Kölner Haie auf das Eis geht, war auch beim letztjährigen Erfolg Teil des „Silber-Teams.“

Diskussion um NHL-Spieler
Diesen Erfolg bestmöglich zu wiederholen, sieht der Kapitän als einen Teil seiner Aufgabe. „Ich würde schon sagen, dass ich mithelfe, die Jungs alle wieder zusammen zu holen, damit wir solche Erfolge feiern können“, so Müller. Die Jungs, die er zusammentrommeln möchte, spielen in der National Hockey League (NHL). Das Problem hierbei ist ganz klar das straffe Programm, das die Spieler über sich ergehen lassen müssen. Deswegen werden Stimmen laut, die eine Pause für die Nationalspieler des DEB aus der NHL fordern. Müller ist in dieser Thematik zwiegespalten: „Ich habe vollstes Verständnis, dass man nach der langen Saison in Nordamerika auch einfach mal eine Pause braucht. Aber wenn es denn möglich ist, sollte man kommen. Das ist einfach die Verantwortung, die man dem Ganzen gegenüber hat. Wir sind nicht stark genug, um zu sagen: Wenn der nicht kommt, dann nehmen wir einen anderen.“ Angesprochen auf die bereits oben beschriebenen Gegner in der Vorrunde, hat Müller im Speziellen einen Gegner im Fokus: „Die meisten erwarten, dass wir die Polen schlagen. Das macht es gerade so unangenehm. Je länger das Spiel geht, umso mehr steigen die Erwartungen. Man muss dann einfach schauen, dass diese Erwartungen nicht in Frust umschwingen.“

Nicht nur die deutsche Nationalmannschaft möchte ein gewichtiges Wörtchen im Turnier mitreden. Selbstverständlich fällt fortan der Vorjahres-Weltmeister Kanada in das Blickfeld. Nach dem Gewinn 2023 gehören die Kanadier zum Favoritenkreis. Der amtierende Weltmeister muss ebenso erst mal in der Vorrunde bestehen. Die Gruppe A von Kanada wird komplettiert durch die Nationalmannschaften aus Finnland, der Schweiz, Tschechien, Dänemark, Norwegen, Österreich und Großbritannien. Zum weiteren Favoritenkreis sind neben Kanada auch die skandinavischen Nationen Finnland und Schweden zu zählen. Speziell Finnland geht mit großen Erwartungen in das Turnier. Mit Blick auf die aktuelle Weltrangliste auch kein Wunder. So stehen die Finnen derzeit auf Platz zwei hinter den Kanadiern, die momentan die Eishockey-Welt anführen. Als zwei Geheimfavoriten werden die Nationen USA und Schweiz gezählt. Dass beide Mannschaften mit einem sehr starken Kader nach Tschechien reisen, gilt als sicher. Die deutsche Nationalmannschaft möchte wie oben angesprochen wieder für eine Überraschung und ein unvergessliches Turnier sorgen. Ein Baustein, dass es für die deutschen Eishockey-Jungs wieder klappen soll, ist die innere Motivation. Darauf angesprochen verspürt Bundestrainer Kreis eine gute Energie: „Man spürt eine große Begeisterung, eine große positive Anteilnahme.“
Kreis spürt große Begeisterung

Nicht nur die deutschen Eishockey-Spieler sind in diesem Jahr bei der Weltmeisterschaft in Tschechien vertreten. Auch ein Schiedsrichter aus Deutschland begibt sich auf die große Eis-Bühne. André Schader vertritt den DEB unter den Unparteiischen. Zur Seite stehen ihm die beiden Linienrichter des DEB Tim Heffner und Andreas Hofer. Für Schader ist die WM nicht die beste Möglichkeit, sich auf großer internationaler Bühne zu beweisen. Neben bereits sieben Teilnahmen bei Weltmeisterschaften durfte der Referee bei den Olympischen Winterspielen 2014 und 2022 im Einsatz sein. „Ich fühle mich geehrt, dass die IHF mir dieses Jahr erneut die Chance gibt, mich auf dieser großen Bühne beweisen und weiterentwickeln zu dürfen. Die Freude auf diese WM ist mindestens genauso groß wie beim ersten Mal, da die Wertschätzung der Teilnahme mit dem Älterwerden noch mehr steigt, da man weiß, wie viel Arbeit es zu investieren gilt, um für ein solches Turnier berücksichtigt zu werden.“
Die Rahmenbedingungen sind klar: Gespielt wird in Prag und in Ostrau. In Prag steht die O2-Arena bereit, die 17.000 Zuschauern Platz bietet. Die Ostravar Arena in Ostrau bietet für 10.000 eishockeybegeisterte Fans Platz. Die Vorrunde startet am 10. Mai und dauert bis zum 21. Mai an. Darauffolgend steigt das Viertelfinale am 23. Mai und das Halbfinale zwei Tage später am 25. Mai. Der entscheidende Tag wird der 26. Mai sein. Denn dann findet zum einen das Spiel um Platz drei und natürlich das große Finale statt.
Das DEB-Team wird sicherlich versuchen, dabei zu sein. Gelingen soll das wie im Vorjahr mit großem Teamgeist und mit unbändigem Willen und Kampfgeist. Man darf alles in allem gespannt sein, welche neuen Geschichten diese Weltmeisterschaft bereitzuhalten hat. Eines steht fest: Spannung und Emotionen sind jetzt schon garantiert.