Ein neuer Fernwanderweg im Saarland von 108 Kilometer Länge führt durch die abwechslungsreiche Landschaft der Biosphäre Bliesgau. Auf den neuen Etappen entlang sanfter Hügel, alter Streuobstwiesen, malerischer Buntsandsteinfelsen und durch erfrischende Wälder gibt es vieles zu entdecken.
Endlich ein neuer Fernwanderweg im Saarland! – dachte ich erfreut, als ich vom Projekt „Bliessteig“ erfuhr. Auf neun Etappen und 108 Kilometern durch den wunderschönen Bliesgau – ein echtes Highlight direkt vor der Haustür und eine perfekte Ergänzung zum Saar-Hunsrück-Steig im Westen unseres schönen Bundeslandes.

Der Steig startet in Saargemünd, was mit der Saarbahn gut zu erreichen ist und sich perfekt eignet, um vor den Strapazen des Wanderns noch einmal ausgiebig zu frühstücken – mit Croissants, Baguette und Café au Lait. Nachdem wir das Einstiegsportal passiert haben, geht es zunächst noch ein kleines Stück am Ufer der Saar entlang, dann häufig über Waldwege und schmale Pfade. Die wenigen Höhenmeter sorgen für einen entspannten Einstieg in das „Abenteuer Bliessteig“. Die erste Etappe endet am Kloster Gräfinthal, einem regionalen Wallfahrtsort. Im Restaurant „Gräfinthaler Hof“ gibt es tolles Essen. Montag und Dienstag sind aber Ruhetage. Die Naturbühne Gräfinthal liegt zwar nicht direkt auf dem Weg, aber der kleine Umweg lohnt in jedem Fall.
Nach Gräfinthal folgt direkt ein steiler Anstieg. Wir kommen auf dieser zweiten Etappe immer mal wieder ordentlich ins Schwitzen, werden dafür aber mit fantastischen Fernsichten belohnt. Der Weg hinunter ins Tal führt durch Sommerblumenwiesen und Schmetterlingsschwärme. Mal asphaltiert, mal Schotterweg, mal Waldboden, mal Wiesenpfade. Ein toller und abwechslungsreicher Weg, der Lust auf mehr macht und die Region gleich zu Beginn in seiner Vielfalt präsentiert.
Toller Ausblick von der Kirkeler Burg

Die dritte Etappe von Bebelsheim nach Blieskastel ist mit knapp 15 Kilometern eine der längeren. Die erste Hälfte verläuft noch durch schattigen Wald. Dann laufen wir durch eine Siedlung und im Anschluss geht es über offene Felder mit Heuballen, Maisanbau und schönen Weitblicken. Unterwegs bietet ein Kneippbecken die Möglichkeit, die müden Füße abzukühlen. Die Barockstadt Blieskastel lädt zu jeder Tageszeit zum Verweilen ein, egal ob mittags für Kaffee und Kuchen oder am Abend zum Einkehren in eines der zahlreichen Restaurants. Nach der Altstadt geht es für uns auf dem Weg steil bergauf zum Wallfahrtskloster. Sehr zu empfehlen ist die dortige Gaststätte Pilgerrast mit einer großen Auswahl an hausgemachtem Kuchen, frischem Brot vom Klosterberg sowie Blieskasteler Klosterbräu frisch vom Fass.
Nachdem wir Blieskastel hinter uns gelassen haben, kommen wir bald am Gollenstein vorbei, einem mehrere Tausend Jahre alten Hinkelstein, der mit seinen 6,58 Metern Höhe als der größte Menhir Mitteleuropas gilt. Gibt es auf der ersten Hälfte der nun folgenden Etappe noch viele Hügel und sanfte Wiesen, betreten wir bald den Kirkeler Wald. Auf dem weichem Waldboden läuft es sich fantastisch. Nicht umsonst kreuzen sich hier zahllose Wanderwege – ist der Kirkeler Wald mit seinen beeindruckenden Felsformationen doch eines der schönsten Wandergebiete im Saarland. In diesem Gebiet wurden von der Saarpfalz-Touristik viele neue Wanderwege ausgezeichnet und spätestens jetzt ist festes Schuhwerk erforderlich auf den unebenen und teils steilen Wegen. Am Etappenende thront die Kirkeler Burg und belohnt einen mit einem tollen Blick.

Der Strecke von Kirkel nach Schwarzenacker verläuft oft parallel zu anderen Wegen, zum Beispiel dem „Schmetterlingspfad“ oder der „Kirkeler Tafeltour“, und so müssen wir höllisch aufpassen, die richtigen Abzweigungen zu erwischen. An einigen Stellen müssen wir hölzerne Brücken überqueren, die bei Nässe extrem rutschig werden. Nach und nach verschwinden die Felsformationen und werden abgelöst durch Farnwälder. Das Highlight erreichen wir kurz vor dem Ende dieser zwölf Kilometer langen Etappe: die Klosterruine Wörschweiler, die besonders in der Morgendämmerung einen besonderen Zauber entfaltet. Im Jahr 1131 auf 315 Metern als Benediktinerkloster errichtet, wurde es später von den Zisterziensern zu einer größeren romanischen Kirche ausgebaut, deren Reste noch heute auf dem Klosterberg zu besichtigen sind. Ein eindrucksvoller Ort mit einem eindrucksvollen Blick in die Ferne.
Die nächste Etappe führt Richtung Homburg, vorbei am Berghof Einöd, wo uns am Wegesrand Pferde freundlich hinterherschauen. Es ist immer wieder ein besonderer Moment, wenn wir aus dem Wald heraustreten und plötzlich auf freiem Feld stehen. Das Spazieren auf mit Bäumen gesäumten Wegen verleitet zum Pfeifen eines Wanderliedes und lässt alle Sorgen vergessen. Die größtenteils breiten, weichen Wege sind eine schöne Entlastung nach dem steinigen Kirkeler Felsenland. Weiche Moose, Blaubeer-Büsche und Brombeer-Sträucher wechseln sich am Wegesrand ab. Ziel ist die Ruine der Vauban-Festung Hohenburg, wo wir im Schlossberghotel einkehren und uns von dem Aufstieg erholen können. Ein kühles Getränk und ein Stück Kuchen schmecken mit Blick auf die Kreisstadt besonders gut. Für denjenigen, der keine Eile hat, ist auf jeden Fall lohnenswert, ein Abstecher zu den Schlossberghöhlen einzulegen.
Der Fernwanderweg ist auch für Einsteiger geeignet

Die siebte Etappe zum Jägersburger Weiher ist zweigeteilt. Die erste Hälfte, die Ausläufer des Homburger Waldes führt, ist etwas anspruchsvoller, mit zum Teil steilen Auf- und Abstiegen. Der Karlsbergweiher ist ideal, um eine kleine Rast einzulegen, bevor es weitergeht. Ab Bruchhof geht es dann auf sieben entspannten Kilometern fast ohne Steigung durch den weichen Wald und die Füße können sich erholen. Der Jägersburger Weiher ist dann ein weiterer prima Ort für eine längere Rast. Mit Klettergarten, Tretboot-Verleih und Restaurants ist er ein schönes Naherholungsgebiet für Jung und Alt.
Auch hinter Jägersburg geht es zunächst ohne große Steigung weiter. Die Glan begleitet friedlich plätschernd unseren Weg. Es folgt der Anstieg zum Höcherberg mit seinem 26 Meter hohen Aussichtsturm aus Buntsandstein. Mit 518 Metern ist es der höchste Punkt des Bliessteigs. Das oben gelegene Restaurant hat einen schönen Biergarten und einen großen Kinderspielplatz.
Die letzte Etappe führt vorbei an kleinen Bächen und Brunnen durch den Bexbacher Wald. Auf den trittfesten Böden können wir entspannt und gemütlich wandern. Nach einem anfänglichen Anstieg geht es stets sachte bergab und am Ende durch die Parkanlage der Bexbacher „Grünen Lunge“. Der Bliessteig endet am (Kultur)Bahnhof Bexbach. Die Stadt Bexbach und der Verein Modellbahnfreunde Bexbach e.V. haben es sich zur Aufgabe gemacht, sich um den Schutz der historischen Bahnhofsanlage zu bemühen. Am ältesten Bahnhof im Saarland können wir noch gut ein kühles Getränk zu uns nehmen und auf den erfolgreichen Weg anstoßen, bevor wir nach 108 gewanderten Kilometern gemütlich mit dem Zug nach Hause fahren und die vergangenen Etappen Revue passieren lassen.

Der Bliessteig ist etwas, was dem Saarland noch gefehlt hat. Ein mittellanger Fernwanderweg, der viele Möglichkeiten bietet: Für geübte Wanderer ist der Steig in drei bis vier Tagen gut zu absolvieren – dann bleibt allerdings nicht mehr viel Zeit, die Attraktionen am Wegesrand ausgiebig zu würdigen. Aber auch für Einsteiger, die vielleicht nur eine Etappe am Tag absolvieren möchten, ist der Bliessteig gut geeignet – mit zehn bis 15 Kilometers bleibt dabei ausreichend Zeit, die vielen Highlights entlang des Weges zu erkunden und die unterschiedlichen Landschaftstypen zu genießen. Der Steig ist sowohl etwas für Touristen, die sich damit das schöne Bundesland erschließen möchten als auch für Einheimische, die ihr Saarland auf diese Art vielleicht ganz neu erleben möchten. Dann gibt es viele Möglichkeiten, auch mal einen Abstecher abseits des Weges zu machen, zum Beispiel zum nahe gelegenen Kulturpark Reinheim. Auch das Museum in Schwarzenacker oder die Schlossberghöhlen in Homburg sind immer ein Besuch wert. Durch die gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr können die Etappen auch einzeln am Wochenende absolviert werden.
Wer mehrere Tage unterwegs ist, hat normalerweise das Glück, mehrere Witterungen zu erleben, die alle ihre speziellen Reize haben. Ein dampfender Wald im Morgennebel hat ebenso seinen Zauber wie ein sonniger Feldweg zur Mittagszeit. Auch ein kräftiger Regenschauer gehört zu einem echten Wandererlebnis dazu und stärkt die Verbindung zur Natur und das Gefühl, den Weg und die Elemente wahrlich „bezwungen“ zu haben.