Nach der längsten Pause zwischen zwei Alben kehren Kettcar nach sieben Jahren mit einem Paukenschlag zurück. Das erst sechste Langspielalbum trägt den prägnanten Titel „Gute Laune ungerecht verteilt“ und rauschte wie eine Rakete an die Spitze der Albumcharts. Und das völlig zu Recht, denn was die Hamburger Indie-Rock-Band um den charismatischen Frontmann Marcus Wiebusch auf ihrem insgesamt 12 Songs umfassenden neuesten Werk abliefert, ist musikalisch und vor allem lyrisch ein Genuss.
2001 gegründet, standen Kettcar anfangs im Schatten von Tomte, machten sich jedoch schnell einen Namen und mit ihrem zweiten Album „Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen“ kamen die ersten Erfolge.
Inzwischen sind Kettcar nicht nur in Hamburg eine Institution. Ihre ureigene Mischung aus Indie-Rock und Gitarren-Pop mit deutschen Texten klingt auf „Gute Laune ungerecht verteilt“ noch ausgefeilter und einzigartiger. Vergleiche mit anderen Bands verbieten sich, denn Kettcar klingen wie Kettcar.
Wenn man sich das neue Album anhört, stellt man sofort fest, dass kaum eine andere Band derart pointierte Texte schreibt, die sich mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Gleich im grandiosen zweiten Song „München“ wird Alltagsrassismus aus einer interessanten Perspektive beschrieben. Die Musik von Kettcar mag eine gewisse Einfachheit vortäuschen, allerdings untermalt diese die komplexen Texte, und so strahlen Kettcar auch mit ihrem sechsten Album noch ein sympathisches Undergroundflair aus.
Über jeden der Songs auf der neuen Platte könnte man stundenlang sinnieren, aber vor allem „Was wir sehen wollten“ ist ein unglaublich intensiver Song, weil er gleichermaßen traurig und schön ist. Kettcar sind die Stimme der ungehörten Außenseiter unseres Landes. Sie sind das Unperfekte, der Stein am Rande der Straße, das Trostpflaster für Menschen, die eben nicht wie Elefanten durch jeden Porzellanladen trampeln.
Die gute Laune ist wahrlich oft ungerecht verteilt, aber Kettcar sorgen mit ihrer Musik dafür, dass sie in Zukunft vielleicht doch eher dort ankommt, wo sie gebraucht wird.