In Deutschland leiden etwas zwei bis drei Millionen Menschen an Psoriasis. Diese chronische Hauterkrankung, die nach Neurodermitis am häufigsten vorkommt, wird als Autoimmun-Erkrankung klassifiziert. Obwohl nicht heilbar, kann sie mithilfe verschiedener Therapien effektiv behandelt werden.

Im medizinischen Fachjargon wird die chronische Hauterkrankung als Psoriasis bezeichnet. Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort „psora“ ab, das ins Deutsche übersetzt „Juckreiz“ bedeutet. Dies spricht eine häufige und für die Betroffenen extrem belastende Begleiterscheinung der Erkrankung an. Umgangssprachlich hat sich für diese gutartige, nicht ansteckende, schubweise auftretende und chronisch-entzündliche Erkrankung, die hauptsächlich auf genetischer Veranlagung beruht und neben der Haut auch die Gelenke beeinflussen kann, der Begriff Schuppenflechte eingebürgert. Dieser bezieht sich auf die typischen Symptome von geröteten und silbrig-weiß schuppenden Hautstellen.
Psoriasis gilt als eine der nicht heilbaren Autoimmunerkrankungen, bei denen das körpereigene Abwehrsystem fehlgeleitet ist und körpereigene Zellen irrtümlich als Gefahr ansieht und angreift. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat jedoch darauf hingewiesen, dass bisher kein spezifisches Autoantigen identifiziert wurde, das für diese Krankheit verantwortlich sein könnte. Trotzdem führt die AOK in einer Publikation aus dem Frühjahr 2023 Psoriasis als die häufigste Autoimmunerkrankung in Deutschland an. Laut AOK wurde bei 1,8 Prozent der gesetzlich Versicherten Psoriasis diagnostiziert. Andere Schätzungen gehen von einer Prävalenz von 2 bis 2,5 Prozent in der deutschen Gesamtbevölkerung und weltweit von bis zu 125 Millionen Betroffenen aus. Schätzungen des Deutschen Psoriasis-Bundes (DPB) zufolge sind zwei bis drei Millionen Bundesbürger von Psoriasis betroffen, was sie nach Neurodermitis zur zweithäufigsten chronischen Hauterkrankung in Deutschland macht. Menschen mit Psoriasis leiden nicht nur unter körperlichen Beschwerden, sondern auch unter öffentlicher Stigmatisierung und Diskriminierung, insbesondere bei sichtbaren Hautläsionen, was zu psychischen Folgen wie Selbstisolation oder Depressionen führen kann.
Die Schuppenflechte, eine chronische Erkrankung mit vielfältigen Gesichtern, verläuft in Phasen, mit abwechselnden akuten Schüben, besonders während der kalten Jahreszeiten, und symptomfreien Zeiten. Typischerweise tritt die Krankheit vor dem 40. Lebensjahr auf, bekannt als Typ-1-Psoriasis, bei der die Genetik oft eine bedeutende Rolle spielt. Die Spätform, Typ-2-Psoriasis, tritt in der zweiten Lebenshälfte, zwischen den 50ern und 60ern, auf und verläuft häufig etwas milder, ohne erbliche Veranlagung. Laut DPB macht Typ-1-Psoriasis etwa 75 Prozent der Fälle aus, während Typ-2-Psoriasis etwa 25 Prozent ausmacht. Obwohl theoretisch die Schuppenflechte in jedem Lebensalter auftreten kann, ist sie im Säuglingsalter selten und zeigt sich oft erstmals während der Pubertät oder zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Neben dem chronischen Verlauf gibt es auch Fälle, bei denen die Krankheit nur einmalig auftritt, und laut DPB heilen bei 25 Prozent der Patienten die Hautschäden spontan ab.
Erkrankt der Betroffene vor dem 40. Lebensjahr, wird er dem Frühtyp zugeordnet

Die genauen Ursachen der Schuppenflechte sind noch weitgehend unbekannt. Es ist jedoch gesichert, dass die Veranlagung für Psoriasis vererbt wird, jedoch nicht in einer spezifischen Ausprägung. Es kann vorkommen, dass bei Eltern keine Psoriasis aufgetreten ist, sie aber beim gemeinsamen Kind erscheint. Wenn beide Elternteile die entsprechende Erbanlage haben, liegt die Wahrscheinlichkeit der genetischen Weitergabe bei 60 bis 70 Prozent. Wenn nur ein Elternteil betroffen ist, beträgt die Wahrscheinlichkeit immerhin etwa 30 Prozent. Allerdings bricht die Krankheit nicht automatisch bei jedem erblich Vorbelasteten aus. Stattdessen spielen verschiedene Auslöser oder Trigger eine entscheidende Rolle, wie Hautverletzungen (zum Beispiel durch Tätowierungen oder Sonnenbrand), ständige Hautreizungen durch enge Kleidung, Hormonschwankungen, Entzündungen der Mandeln oder des Zahnfleisches, Umweltgifte, schwere frühere Infektionskrankheiten, Impfungen, bestimmte Medikamente wie Betablocker, Cholesterin-Senker oder ACE-Hemmer, Stoffwechselstörungen oder psychischer Stress. Auch hoher Alkoholkonsum, Rauchen und starkes Übergewicht gelten als Risikofaktoren.
Beim Ausbruch der Krankheit spielt das Immunsystem eine zentrale Rolle, indem es körpereigenes Gewebe angreift und eine Art Hautverletzung vortäuscht. Als Reaktion darauf wird ein entzündlicher Prozess ausgelöst, der den Körper dazu anregt, kontinuierlich neue Hautzellen zu produzieren. Aufgrund dieser übermäßigen Produktion gelangen die Hautzellen schnell an die Hautoberfläche. Während bei gesunden Menschen die oberste Hautschicht, die Epidermis, etwa 26 bis 27 Tage für die Erneuerung benötigt, geschieht dies bei Psoriasis innerhalb von maximal einer Woche. Da die Zellen nicht genügend Zeit zum Ausreifen haben, bleiben sie an der Oberfläche haften. Dies führt zunächst zu Verdickungen, bei denen benachbarte Hautzellen miteinander verkleben, und schließlich zur Bildung der charakteristischen geröteten Hautstellen mit silbrig-weißen Schuppen, den sogenannten Plaques.

Die am weitesten verbreitete Form der Schuppenflechte ist leicht erkennbar und häufig von starkem Juckreiz begleitet. Auf der Haut erscheinen stark durchblutete und gerötete Stellen, die mit silbrig-weißen Schuppen bedeckt sind und sich leicht mit dem Fingernagel abheben lassen. Diese Schuppen treten häufig an Hautpartien auf, die viel gedehnt werden, wie Ellenbogen oder Knie, und an Stellen, die durch Reibung der Kleidung beansprucht werden, wie Schienbeine, Waden, Gürtelregion, Nacken oder Gesäß. Auch die Kopfhaut ist oft betroffen, aber eigentlich kann jede Hautregion betroffen sein, einschließlich Hände, Füße oder Rücken. Es können punktuelle Flecken oder großflächige Plaque-Bereiche auftreten. Nägel können ebenfalls betroffen sein, mit kleinen Vertiefungen (Tüpfelnägel), gelbbräunlichen Verfärbungen (Ölnägel) und im schlimmsten Fall porös und krümelig werden.
Neben der Einteilung nach dem Krankheitsbeginn, also Typ-1- und Typ-2-Psoriasis, gibt es auch eine Unterteilung der Schuppenflechte nach ihrem klinischen Erscheinungsbild. Die häufigste Form ist die Psoriasis vulgaris, die 80 bis 90 Prozent aller Fälle ausmacht. Dabei können sich die Plaques zu großflächigen Bereichen mit deutlichen silbrigen Schuppen und einem schmalen roten Randsaum entwickeln. Etwa ein Drittel der Patienten mit Schuppenflechte entwickelt im Laufe der Zeit zusätzlich eine Psoriasis-Arthritis, wobei die Gelenkentzündung in der Regel der Hauterkrankung folgt. Eine Psoriasis-Arthritis ohne Hautbeteiligung ist äußerst selten. Typischerweise sind alle Gelenke betroffen, insbesondere Finger- und Zehenendgelenke. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Schwere der Hautsymptome keine Rückschlüsse auf das Auftreten von Psoriasis-Arthritis zulässt.
Menschen mit Schuppenflechte haben ein erhöhtes Risiko für weitere schwere gesundheitliche Probleme, die als Komorbiditäten bekannt sind. Dazu gehören vor allem Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Bluthochdruck, Arterienverkalkung, Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas (Übergewicht), Diabetes, Fettstoffwechselstörungen oder die entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn. Interessanterweise ergab eine Studie der Universität Augsburg, dass Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Schuppenflechte haben.
Die Diagnose der Schuppenflechte wird in der Regel von einem Hautarzt oder Dermatologen gestellt und basiert hauptsächlich auf der Untersuchung der typischen Hautveränderungen. Es gibt keine spezifischen Bluttests oder diagnostischen Verfahren, aber bei Unsicherheit kann eine Hautbiopsie durchgeführt werden. Zur Untersuchung gehören auch Fragen zu Risikofaktoren, Begleiterkrankungen und erblichen Vorbelastungen.
Die Schwere der Erkrankung wird anhand des klinischen Erscheinungsbildes sowie standardisierter Testverfahren wie dem PASI (Psoriasis Area and Severity Index) oder dem DLQI (Dermatological Life Quality Index) festgestellt. Der PASI bewertet den Schweregrad der Hautläsionen und den prozentualen Anteil der betroffenen Körperoberfläche, während der DLQI die Auswirkungen der Erkrankung auf die Lebensqualität des Patienten misst. Die betroffenen Hautareale und der Grad der Beeinträchtigung der Lebensqualität sind wichtige Kriterien für die Einschätzung des Schweregrades.
Nur in seltenen Fällen können lebensbedrohliche Komplikationen auftreten, insbesondere bei der Psoriasis erythrodermica, die eine Blutvergiftung oder Herzprobleme verursachen kann. In diesen Fällen wäre eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass solche Komplikationen selten auftreten und die meisten Menschen mit Schuppenflechte ein normales Leben führen können, insbesondere wenn sie eine angemessene Behandlung erhalten und ihren Lebensstil entsprechend anpassen.
Psoriasis fördert weitere Erkrankungen, darunter Infarkte und Schlaganfälle
In Fachkreisen, wie auf dem Kongress der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft im April 2023 in Berlin, wird derzeit viel über ein neues Behandlungskonzept namens „Hit hard and early“ diskutiert. Dieses Konzept, das bereits bei der Behandlung von Multipler Sklerose angewendet wird, sieht vor, dass eine Psoriasis-Erkrankung frühzeitig und aggressiv behandelt wird, anstatt die Patienten schrittweise mit immer wirksameren Medikamenten zu behandeln, bis eine optimale Wirkung erzielt wird. Dies könnte bedeuten, dass selbst bei einer moderaten Psoriasis frühzeitig ein stark wirkendes, jedoch oft teures Biologikum eingesetzt wird. Der Gedanke dahinter ist, dass das Immunsystem in einem frühen Stadium der Erkrankung das sogenannte Psoriasis-Gedächtnis noch nicht vollständig entwickelt hat.
Bislang wird jedoch noch das klassische Therapiekonzept angewendet. Patienten mit einer leichten Form von Psoriasis erhalten in der Regel topische (äußerliche) Therapien. Eine grundlegende Maßnahme, die von allen Betroffenen durchgeführt werden sollte, ist eine regelmäßige und intensive Hautpflege mit rückfettenden Salben, Cremes oder Lotionen. Auch die Verwendung von Hautpflegeprodukten mit Urea (Harnstoff) oder Salicylsäure wird empfohlen, da diese Substanzen die Ablösung der Hornzellen der äußeren Hautschicht fördern können. Bei einer leichten Psoriasis mit einem PASI-Wert unter zehn wird in der Regel eine topische Therapie angewendet. Dabei können Substanzen wie Kortison, Dithranol, Teer, entzündungshemmende Vitamin-D3-Derivate, Retinoide oder Calcineurin-Inhibitoren zum Einsatz kommen. Bei mittelschweren bis schweren Formen kann auch eine Kombination von Kortison und dem Vitamin-D3-Derivat Calcipotriol eingesetzt werden.

Bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis werden Bestrahlungen mit ultraviolettem Licht oder die Kombination aus Bestrahlung und Sole-Bädern laut der „Apotheken Rundschau“ inzwischen nicht mehr so häufig angewandt. Dies liegt daran, dass mittlerweile sehr wirksame und für Langzeittherapien geeignete Medikamente in großer Auswahl für die systemische oder innerliche Therapie zur Verfügung stehen. Diese Arzneimittel können den Entzündungsprozess gezielt verlangsamen oder sogar stoppen. Zu den ersten Wahlmöglichkeiten gehören die sogenannten konventionellen Wirkstoffe wie Dimethylfumarat (mit Fumarsäure) und Methotrexat als Immunsuppressiva, während Acitretin und Ciclosporin nicht mehr so häufig angewendet werden. Kürzlich wurde auch der Wirkstoff Deucravacitinib zugelassen, der die Aktivität eines Enzyms, das am Entzündungsprozess beteiligt ist, blockieren kann.
In den letzten Jahren haben sich jedoch die sogenannten Biologika als wirksam und gut verträglich erwiesen, wenn es um die Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis geht. Laut einer Aufstellung des „Deutschen Ärzteblattes“ stehen aktuell mindestens zwölf Biologika aus vier Medikamentenklassen zur Verfügung. Dabei ist zu beachten, dass die Gruppe der TNF-alpha-Hemmer laut der „Deutschen Ärztezeitung“ nicht mehr die erste Wahl ist, da ihre Wirksamkeit nicht an die der Anti-IL-17 (zum Beispiel Bimekizumab oder Ixekizumab) und Anti-IL-23 (zum Beispiel Risankizumab) heranreicht. Der einzige Vertreter der Anti-IL-12/23-Klasse namens Ustekinumab hat zudem den Vorteil, dass er nur alle drei Monate injiziert werden muss.