Die Trainer Kunert (BFC Dynamo) und Salar (VSG Altglienicke) sollten hohe Ziele erfüllen. Doch obwohl sie erst nach Saisonstart der Regionalliga Nordost antraten, müssen beide nun schon wieder das Feld räumen.

Auch nach der 0:2-Niederlage im Topspiel gegen Energie Cottbus benutzte Dirk Kunert das Wort, von dem er in den Wochen zuvor immer wieder Gebrauch gemacht hatte – nämlich: „bitter“. Immerhin dürfte es in diesem Fall das letzte Mal gewesen sein, denn die Heimspielpleite gegen die Lausitzer bedeutete auch das rechnerische Aus von Kunerts BFC Dynamo im Rennen um die Meisterschaft in der Regionalliga Nordost und den damit verbundenen, in diesem Jahr direkten Aufstieg in die Dritte Liga. Bitter war irgendwie aber auch, dass der BFC bereits in der Woche vor dem Hit gegen die Cottbusser das Ende der Zusammenarbeit mit seinem Trainer zum Abschluss dieser Saison verkündet hatte. Waren die Chancen auch angesichts von sieben Punkten Rückstand bei noch drei ausstehenden Begegnungen nicht mehr allzu rosig, so kam die Mitteilung doch praktisch einer „weißen Fahne“ vor dem direkten Duell mit dem Spitzenreiter gleich. Doch davon wollte Kunert anschließend nichts wissen und blieb ganz der „Sir“, wie man ihn abseits des Rasens kennt: „Das hat damit nichts zu tun gehabt: Wir hatten wirklich gute und vertrauensvolle Gespräche – und wenn man dann unterschiedliche Vorstellungen hat, ist es besser, jeder geht seinen Weg weiter.“ In diesem Zusammenhang verwies der 56-Jährige auch noch mal darauf, dass sein Vertrag eben auch nur bis zum Saisonende Gültigkeit hatte. Dabei hatte er das Amt beim aufstiegswilligen Berliner Regionalligisten erst vor dem siebten Spieltag übernommen – der bisherige Trainer Heiner Backhaus, der vor der Spielzeit 2022/23 bei Dynamo unter Vertrag genommen worden war, um spätestens im zweiten Jahr endlich den Sprung auf die nationale Ebene zu schaffen, konnte den Lockrufen des West-Regionalligisten Alemannia Aachen nicht widerstehen.
Weiße Fahne vor direktem Duell

Damit war der „Zweijahresplan“ der Hohenschönhauser plötzlich zunichtegemacht und guter Rat teuer. Die Verantwortlichen um Sportdirektor Angelo Vier suchten eben nicht nur einen qualifizierten Nachfolger – sondern auch einen, der mit dem Team möglichst auf Anhieb zusammenfindet. Schließlich war der Start mit drei Punkten Rückstand zu Platz eins nach dem fünften Spieltag im Soll, man wollte aber stets weiter vorne mit dabei bleiben. Die Entscheidung für Dirk Kunert stellte sich dabei zunächst als fast perfekt heraus: Aus den ersten fünf Spielen unter seiner Leitung holte man 13 Punkte und pirschte sich bis auf einen Zähler an Tabellenführer Greifswalder FC heran. Erste Unruhe kam dann durch drei Partien ohne Sieg auf, konnte aber mit dem Sieg beim Topspiel in Cottbus Ende November wieder besänftigt werden. Auch im neuen Jahr lieferte Kunerts Dynamo reichlich Siege, aber gerade die dabei „eingestreuten“ Unentschieden ließen die Zweifel nicht gänzlich verschwinden. So kam man im heimischen Sportforum erst nicht gegen Aufsteiger FC Eilenburg über ein 2:2 hinaus und konnte im nächsten Spitzenspiel den Greifswalder FC (0:0) in der Tabelle nicht überholen. Spätestens im März ging das Selbstverständnis eines Topteams dann verloren, als auch die einzigen Dreier – ein klares 4:0 gegen Lok Leipzig und ein Erfolg trotz 0:2-Rückstands gegen Altglienicke – dieses nicht mehr zu festigen wussten. Während die Konkurrenz weiter punktete, machte dem BFC obendrein eine hartnäckige Verletzungsserie zu schaffen: So fehlte Torjäger Rufat Dadashov seit Ende März, auch defensiv gab es immer wieder Ausfälle. Angesichts von nur elf Punkten aus neun Spielen war Kunerts Vorgabe, die theoretische Aufstiegschance bis zum letzten Spieltag zu wahren, letztlich nicht zu erfüllen. Daher kam die Meldung der Trennung zum Saisonende nicht mehr überraschend – allenfalls der Zeitpunkt.
Fehlende Lizenz war gleichgültig

Auch mit dem Aus von Murat Salar bei der VSG Altglienicke, dessen Bekanntgabe angesichts der Personalie beim Ligakonkurrenten BFC etwas unterging, konnte gerechnet werden. Für den 47-Jährigen, der wie Kunert das Amt erst später in der Saison übernommen hatte, war die Aufgabe eigentlich sogar schwieriger. Denn der Nachfolger von Karsten Heine, von dem sich die VSG im November auf Platz sechs angesichts von acht Punkten Rückstand zum damaligen Tabellenführer Greifswalder FC getrennt hatte, sollte nicht weniger als das im großen Stil tun, was ihn zuvor bei den Verantwortlichen in den Fokus gerückt hatte: ungeschlagen bleiben. Denn erst im September hatte Salar nach längerer Absenz von der größeren Fußballbühne beim kriselnden Oberligisten Hertha 06 übernommen und diesen mit 16 Punkten aus sechs Partien in sichere Gefilde geführt. Nun sollten also diese Fähigkeiten die VSG noch ins Aufstiegsrennen befördern – dabei waren die Verantwortlichen von ihrer Kandidatenwahl offenbar sogar derart überzeugt, dass ihnen Salars fehlende erforderliche Lizenz für die Regionalliga gleichgültig war. Der neue Trainer jedenfalls lieferte eine identische Startbilanz wie zuvor in der Oberliga, sodass man sich darin bestärkt sah, ihm mit Isyan Demir noch den nötigen Lizenzinhaber zur Seite gestellt zu haben. Mitte Februar waren die Altglienicker so – zwei Siege in ausstehenden Nachholspielen vorausgesetzt – „virtuell“ nur noch drei Punkte hinter Platz eins. Doch wie so oft bei solchen Aufholjagden war der Verlust der scheinbaren Unbesiegbarkeit gleichbedeutend mit dem Platzen der Serie beziehungsweise Träume: Dem 0:1 gegen Favoritenschreck Viktoria Berlin folgten gleich vier weitere Partien ohne Sieg. Damit geriet das Ziel der VSG Altglienicke endgültig in unerreichbare Ferne – ebenso wie eine Weiterbeschäftigung des Trainers Salar. Der hatte in den letzten Runden stets betont, dass die Motivation seiner Spieler natürlich gegeben sei: „Ich verstehe gar nicht, wieso davon immer gesprochen wird – auf dieser Ebene ist ein Fußballer immer top eingestellt, sonst hat er hier nichts verloren.“ Die in der Folge nur etwas verbesserten Ergebnisse ließen allerdings auch einen anderen Schluss zu. Salar nahm die Entscheidung zur Trennung dann sportlich, weil sie eben abzusehen war – immerhin will er nun das Beste aus der Pause machen: „Ich muss mir die Optionen für die neue Saison anschauen und habe mich auch für die A-Lizenz angemeldet.“ Damit würde er auf diesem Level auch für nachhaltigere Engagements interessanter.