Stylishe und sportliche Bikes fahren oft ohne Gepäckträger. Doch man kann sie fit für Tour und Reise sowie Alltagslasten machen. Ein Überblick über verschiedene Nachrüstlösungen sowie ihre Vor- und Nachteile.
Zum Reisen gehört Gepäck dazu. Wer nicht gleich ein vollausgestattetes Reiserad mit allen Lademöglichkeiten kaufen möchte, aber ein anderes robustes Fahrrad besitzt, kann Träger einzeln kaufen und sich nachträglich ans Rad montieren. Bei den in den vergangenen Jahren so beliebt gewordenen Gravelbikes, typisch ohne Gepäckträger vermarktet, stellt sich diese Frage, aber auch Mountainbikes können zu Reiserädern umgerüstet werden. Wer Gepäckträger vom Look her nicht mag, auf ihre Vorteile situativ aber nicht verzichten möchte, kann auf schnell zu montierende Lösungen setzen, die genauso fix wieder abgebaut sind. Doch eine grobe Unterteilung gibt es schon – zwischen Lösungen für den Hinterbau, für den Vorbau und für die Sattelstütze.
Gepäckträger für hinten: Der Klassiker
Wer Gestänge fürs Gepäck nachrüsten möchte, denkt zuallererst wohl an den Fahrradgepäckträger für hinten. Und das nicht ohne Grund, denn der Klassiker über dem Hinterrad bietet die größte Belastbarkeit. 25 Kilo ist die gängige Obergrenze, einzelne Modelle sollen mehr aushalten, andere wurden bei den obligatorischen Produkttests nur bis 18 Kilo abgenommen – so beim minimalistischen „Fly Classic“ von Tubus, der dafür aber mit 440 Gramm nur halb so viel wiegt wie andere Modelle.
Wer eine mehrtägige Tour plant und über Nachrüstträger nachdenkt, für den dürfte kein Weg am Heckgepäckträger vorbeiführen. Nur er schultert die großen Fahrradtaschen von Marken wie Vaude oder Ortlieb, die sich dort einhängen lassen. Die Auswahl allein unter den Herstellern ist groß. Einer der Marktführer ist Racktime. Andere Firmen heißen XLC, Tubus, Red Cycling Products, Ortlieb, Contec oder Basil. Hinzu kommen Lösungen von Fahrradherstellern, die nur zu manchen der eigenen Fahrradmodelle passen, zum Beispiel von Cube.
Vor dem Kauf sollte man darauf achten, dass die notwendigen Gewindeösen am Rahmen vorhanden sind. Diese befinden sich typischerweise an den Sitzstreben und den Ausfallenden des Rahmens und sind bei den meisten City- oder Trekkingbikes und auch Gravel-Rädern vorhanden.
Ebenfalls bitte sicherstellen, dass das Trägermodell zur Laufradgröße des Bestandfahrrads passt. 26 Zoll oder 29? Das geben die Hersteller meist gleich ganz vorn in der Produktbeschreibung an, variable Modelle mit verstellbaren Teilen funktionieren für mehrere Größen. Auch sollte man checken, dass der Gepäckträger nicht den Bremsen ins Gehege kommt – ob Scheiben- oder Felgenbremse, das kann je nach Modell einen Unterschied machen.
Übrigens: Nur auf Heckgepäckträgern dürfen Kindersitze angebracht werden, und auch nur auf solchen, die dafür zugelassen sind. Gepäckträger, die auch für Mountainbikes oder andere, meist sportliche Fahrräder ohne Montagepunkte funktionieren, setzen auf Klemmen, Gurte und Riemen. Sie sind schnell angebracht, sind aber nicht ganz so belastbar. So ist Ortliebs „Quick-Rack“ laut Hersteller in 15 Sekunden angebracht und im Handumdrehen abgenommen, 20 Kilo ist die Grenze. Es eignet sich auch für vollgefederte Bikes, bei denen viele andere Lösungen passen müssen. Weil Seitenkräfte wirken, sollten sie nicht an den vor allem auf Längskräfte ausgerichteten Carbon-Rahmen zum Einsatz kommen. Bei Beladung drohen Schäden.
Weitere Optionen sind Gepäckträger mit integriertem Rücklicht, das im Schutz des Gestänges von Remplern verschont bleiben soll; andere haben nur eine Vorrichtung dafür, falls man es sich mit der hinteren Beleuchtung doch noch einmal überlegen möchte. Ebenfalls nachrüstbar sind Federklappen, ohne die früher kein Gepäckträger auskam.
Fürs leichte Gepäck: Träger für die Sattelstütze
Wer wenig Platz zum Verstauen braucht, weil nur Proviant für die Tagestour oder eine Aktentasche fürs Büro geladen werden soll, dem genügt womöglich ein Sattelstützen-Gepäckträger. Oft sind sie aber auch eine der wenigen Optionen, da die meisten klassischen Gepäckträger nicht für gefederte Gabeln und Rahmen geeignet sind. Bei zehn Kilogramm liegt die typische Belastungsgrenze, dafür sind die Teile ebenso schnell wieder demontiert, wie sie angebracht wurden. Gängig sind Klemmschellen, die per Schnellspanner werkzeuglos am Rohr fixiert werden. Einen anderen Berührungspunkt mit dem Bike gibt es nicht. Unter die Schelle kommt ein Gummiring für besseren Halt, der die Stütze auch vor Kratzern schützt.
Achten sollte man darauf, dass auf der Ladefläche genügend Platz für Gepäck bleibt, der nötige Abstand zum Sattel also gewahrt wird, zugleich darf das Konstrukt nicht mit dem Reifen kollidieren. Je weiter die Sattelstütze am eigenen Rad aus dem Sitzrohr ragt, desto besser. Manches Modell wie der RP-R06 von XLC besitzt Seitenhalter zur Befestigung von kleineren Packtaschen. Das Modell „Cricker“ von Contec hat eine Federklappe. Andere, wie von Topeak oder Rose, haben ein integriertes Spanngummi.
Ein paar Einschränkungen gibt es für die Spontanlösung, die auch Mtbs oder Rennräder zu passablen Pendlerbikes macht: Die Verwendung zusammen mit Carbon-Sattelstützen schließt sich auch hier aus. Probleme mit der Höhe kann es bei Federsattelstützen und verstellbaren Teleskop-Sattelstützen geben, die an manchen Mountain- und Gravelbikes verbaut sind. Mischformen stellt Rockbros her: Sie sind an der Sattelstütze befestigt, stützen sich aber auf den Sitzstreben ab. Vorteil: Gewichtsgrenzen wie bei einem konventionellen Heckgepäckträger.
Variantenreich: Frontträger
Frontgepäckträger sind derzeit vor allem bei City-Rädern hip. Stabile Rack-Lösungen gibt es in vielen Formaten. Sie sind fest am Rahmen, genauer dem Steuerrohr, verschraubt. Für guten Halt sorgen etwa U-Bügel, die das Rohr umfassen. Hier sollte darauf geachtet werden, dass die Ladeplattform möglichst tief sitzt. Ansonsten kollidiert der Lenker in Kurven womöglich mit der Ladung – ein Sicherheitsrisiko.
Bei Trägern, die am Lenker befestigt werden, besteht dieses Problem nicht. Mit jeder Lenkbewegung schwingt aber auch alles mit in die Kurve, was sich auf dem Lenkerträger oder im Lenkerkörbchen befindet. Das beeinflusst das Fahrverhalten. Doch Handy und Geldbörse und anderer Kleinkram fahren dort griffbereit mit.
Für beide Ansätze gilt meist eine Obergrenze für eine Last von fünf Kilogramm. Mehr darf es sein, wenn Frontträger neben Gabelkopf oder Steuerrohr an weiteren Punkten fixiert werden, dann gelten in der Regel zehn Kilo. Auch hier muss aufs Detail geachtet werden: Manche Modelle lassen sich an der Vorderachse mit vorhandenen Schnellspannern fixieren – so der „Portland Front Carrier High“ von Basil; andere benötigen Montageösen an der Gabel – so der „Velo Hybrid AM AVS“ von Atran, der zudem variabel einstellbar ist und für 20- bis 29-Zoll-Räder passt und zudem einen Lampenhalter hat.
Auch für die Frontpartie von Fahrrädern ist der Einfallsreichtum groß, und er macht auch vor Federgabeln ohne Montagepunkte nicht halt. So hat etwa Topeak für Mountainbiker das „TetraRack M1 Front“ im Programm. Die Trägerplatte lässt sich dem Gabelwinkel anpassen, für festen Sitz unterhalb des Tauchrohrs sorgen Klettverschlüsse.
Klassiker unter den Lastenträgern für vorn aber sind Lowrider, wie sie an jedes idealtypische Reiserad gehören. Die Gestänge werden in Achsnähe an der Gabel montiert, die dazu an den Holmen idealerweise Gewinde besitzt, auch die Montage per Schellen ist möglich. Eingehängt werden können Fahrradtaschen, die aussehen wie verkleinerte Versionen der Packtaschen für hinten. Die Tragfähigkeit liegt in der Regel bei insgesamt 15 Kilo, verteilt auf beide Seiten. Die Kombination mit Carbongabeln ist von den Herstellern in aller Regel ausgeschlossen.
Auf Tour schätzen Radreisende allein das Gegengewicht zur Ladung hinten. Das Fahrverhalten ist ausgeglichener, das an Steigungen ansonsten zum Abheben neigende Vorderrad bleibt am Boden. Nachrüstlösungen kosten nicht viel und sind schon ab rund 25 Euro in guter Qualität zu haben. Auch bei einfachen Front- sowie Heckgepäckträgern geht es preislich in dieser Liga los. Aber auch über 200 Euro werden für besonders robuste oder schick aufgemöbelte Exemplare verlangt.
Kasten: Trägersysteme
Klick, und schon sitzt die Trunk-Tasche fest. Auch mit speziellen Adaptern versehene Körbe, Boxen und Kisten lassen sich auf speziell ausgerüsteten Gepäckträgern mit einem Handgriff rutschfest fixieren. Praktisch, wenn man seine sieben Sachen schon zu Hause, in der Unterkunft oder im Büro packt, und dann nur noch mit auf dem Träger einrasten lassen muss.
Es gibt mehrere Gepäckträgersysteme: Snapit (von Racktime), MIK (von Basil), Atran Velo (Abkürzung: AVS) oder Klickfix von Rixen & Kaul zählen zu den bekanntesten. Beim Nachrüsten gibt es zwei Optionen: Entweder, man nimmt gleich einen Systemgepäckträger oder man kauft nur eine Adapterplatte nach, die an den bestehenden Gepäckträger geschraubt wird. Lösungen sind sowohl für Front- als auch für Heckgepäckträger im Handel. Einen gewissen Diebstahlschutz bieten per Stecker verriegel- oder per Schlüssel abschließbare Adapter.