Starkregen hat das Saarland über die Pfingsttage in eine Seenlandschaft verwandelt, das Land war im Ausnahmezustand. Bundeskanzler Olaf Scholz ließ sich von Ministerpräsidentin Anke Rehlinger die Lage bei einem Besuch im Katastrophengebiet erläutern.

Der Termin war schon länger notiert. Eigentlich war für Olaf Scholz am Samstag vor Pfingsten Wahlkampf für Europa geplant. Auftakt in Saarbrücken, wo ein gemeinsamer Auftritt mit Katarina Barley, Spitzenkandidatin der Sozialdemokraten, geplant war.
Es kam anders. Das Saarland meldet tags zuvor Land unter und Ausnahmezustand. Die SPD sagt den Wahlkampf ab. Olaf Scholz stellt Gummistiefel parat und verschafft sich als Bundeskanzler einen Überblick über das Katastrophengebiet.

Der erste Halt führt ihn ausgerechnet an einen Ort, der für seine deutsch-französische und damit auch europäische Symbolik weithin bekannt ist: die Freundschaftsbrücke, die das saarländische Kleinblittersdorf mit den französischen Nachbarn in Grosbliederstroff verbindet, die Saar und die parallel verlaufende B 51 überspannt. Vom Verlauf der Bundesstraße bekam der Kanzler nur noch eine Ahnung durch ein paar gerade noch aus den Fluten ragende Straßenschilder. Häuser, die sonst ein gutes Stück vom Ufer entfernt liegen, waren nur noch mit Schlauchbooten erreichbar. Die Ortsdurchfahrt war schon seit Freitagmorgen gesperrt.

Wieder einmal sorgen Flutbilder aus Kleinblittersdorf europaweit für Aufmerksamkeit. Vielen stecken noch die schweren Sturzfluten von vor wenigen Jahren (2018) in den Knochen. Daraus hat man gelernt, Maßnahmen ergriffen. Aber nach Wochen Dauerregen sind die schweren Niederschläge vom Freitag nicht mehr zu halten.
Die Böden können nichts mehr aufnehmen, das Wasser drückt aus der Kanalisation

nach oben und kleine Bäche schwellen zu alles mitreißenden Fluten an. Schon um die Mittagszeit müssen erste Evakuierungen eingeleitet werden. Besonders betroffen sind Anlieger in Rußhütte, nach den Überflutungen des Fischbachs. An der Saar wurden teilweise Pegelstände gemessen, die noch deutlich über den Pegeln des sogenannten Jahrhunderthochwassers von 1993 lagen. Das gesamte Land war im Ausnahmezustand.
Große Hilfsbereitschaft

Am Samstag wurden die Folgen und Schäden in ersten Ansätzen sichtbar. Bundeskanzler Scholz sagte den Betroffenen Solidarität zu, Ministerpräsidentin Anke Rehlinger stellte Landesmittel zur Soforthilfe in Aussicht. An Straßenrändern stapelten sich die zumeist aus Kellern ausgeräumten zerstörten oder unbrauchbar gewordenen Teile – Mobiliar, Waschmaschinen. Wertstoffhöfe wurden an Pfingstmontag für Sperrmüllabgabe geöffnet.

Ein abschließender Überblick über die Folgen und Schäden war zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich. Ein tragischer Unfall bei einem Rettungseinsatz forderte ein Todesopfer. In der Landesregierung liefen über die Feiertage die Vorbereitungen für Hilfs- und Unterstützungsangebote, das Finanzministerium suchte mit dem Bundesfinanzminister nach Möglichkeiten zu steuerlichen Erleichterungen. Die Landesregierung wollte am Dienstag nach Pfingsten nach einer weiteren Sondersitzung des Kabinetts konkrete Maßnahmen mitteilen.
Der Pfingstmontag verlief wettermäßig einigermaßen ruhig. Zeit für tausende von Helferinnen und Helfer der Hilfsorganisationen, die seit Freitag rund um die Uhr im Einsatz waren, um ein wenig durchzuschnaufen. Der nächste Einsatz war vorprogrammiert. Meteorologen warnten vor einer weiteren bedrohlichen Lage: Für Dienstag müsse erneut mit Starkregenereignissen gerechnet werden.