Mit viel Fantasie ist dem Hollywoodstar John Krasinski mit „IF: Imaginäre Freunde“, einer Mischung aus Real- und Animationsfilm, ein wunderschönes Märchen für die ganze Familie gelungen, das gerade im Kino zu sehen ist.

Die zwölfjährige Bea (Cailey Fleming) ist zu Besuch bei ihrer Großmutter (Fiona Shaw) in New York, weil ihr Dad (John Krasinski) im Krankenhaus liegt und sich einer schwierigen Operation unterziehen muss. Schon vor ein paar Jahren hat Bea ihre Mutter verloren, jetzt macht sie sich große Sorgen um ihren Vater. Kein Wunder also, dass sie ziemlich angespannt ist. Alle kindliche Unbeschwertheit und Fröhlichkeit scheint wie verflogen. Mehr noch: Bea legt großen Wert darauf, dass sie kein Kind mehr ist, sondern bereits erwachsen. Da kann auch ihre Großmutter, die sie liebevoll umsorgt, sie nicht trösten. Den Abend, bevor Bea ihren Vater im Krankenhaus besucht, verbringen die beiden im Wohnzimmer, im Hintergrund läuft ein alter Hollywoodklassiker im Fernsehen: „Mein Freund Harvey“. In diesem Film hat James Stewart einen zwei Meter großen Hasen namens Harvey zum Freund – den allerdings nur er sehen kann und der für alle anderen unsichtbar bleibt. Ein zarter Hinweis darauf, was schon bald in Beas Leben passieren wird. Denn im Haus ihrer Großmutter entdeckt sie durch Zufall ein seltsames Wesen. Bea sieht es nur für einen kurzen Augenblick. Aber sie ist sich ziemlich sicher, dass es eine lebendige Ballerina-Puppe ist. Mutig folgt sie der Puppe bis ins oberste Stockwerk und schaut in einem Apartment durchs Schlüsselloch …
Rettung der imaginären Freunde

Das ist die erste Begegnung von Bea mit – wie sich später herausstellen wird – einem „IF“, also einem Imaginären Freund. Die zweite Begegnung mit einem IF hat sie wenig später, als sie ihren Nachbarn (Ryan Reynolds) trifft – mit einem riesigen Knuddelmonster namens Blue im Schlepptau. Sehr zum Erstaunen von Bea und ihrem Nachbarn können anscheinend nur sie beide die IFs sehen. Schon bald entdeckt Bea, dass es in der Wohnung nur so von IFs wimmelt. Und die IFs haben ein großes Problem: Sie alle sind seit Langem heimatlos. Sie wurden zurückgelassen, als die Kinder, die sie lange als Imaginäre Freunde begleitet haben, erwachsen wurden. Deshalb wünschen sich Blue, die Sonnenblume Blossom, die Ballerina-Puppe, das Einhorn mit dem Regenbogen, der grüne Glibber, der feuerspeiende Drache, die Zirkusmaus und noch viele andere IFs nichts sehnlicher, als dass sie wieder als Imaginäre Freunde angenommen und vor allem auch gesehen werden.
Zauberhafter Film für jedes Alter

Regisseur und Schauspieler John Krasinski hat sich mit der Fantasy-Komödie „IF: Imaginäre Freunde“ (seit 16. Mai im Kino) einen Kindheitstraum erfüllt. Inspiriert von Filmen, die er als Kind gesehen hat, darunter „E.T. – Der Außerirdische“, „Willy Wonka und die Schokoladenfabrik“ und auch „Mein Freund Harvey“, erzählt er die anrührende Geschichte von einem Mädchen, das sich – durch den Tod ihrer Mutter und die Sorge, auch noch ihren Vater zu verlieren – von der Welt abgekapselt hat. Und das im Laufe der Geschichte durch eine Handvoll knallbunter Fantasy-Figuren wieder zum Kind werden und die Freuden und Wunder des Lebens genießen kann. Der besondere Zauber des Films ist das Aufeinandertreffen der realen Menschen mit den animierten IFs. Und die Abenteuer, die Bea mit den IFs zu bestehen hat, bis sie ihren Vater wieder selig in die Arme schließen kann.

Der Höhepunkt dieser märchenhaften Reise zwischen zwei Welten ist der Besuch von Bea, die zusammen mit ihrem Nachbarn das Hauptquartier der IFs besucht. Das ist nämlich in einem Vergnügungspark auf Coney Island versteckt. Das Zusammentreffen wird schnell zu einem fantastisch animierten, überbordenden Fantasy-Trip, der sich in seiner kaleidoskopartigen Virtuosität durchaus mit den spleenigen Pixar- und Disney-Extravaganzen messen kann. Bemerkenswert ist aber auch, dass dieser Film nie in puren Klamauk abdriftet, sondern immer den Charakteren der realen Person gerecht wird. „Ich wollte bei allem Spaß und aller Nostalgie auch eine humane Botschaft vermitteln“, meint John Krasinski, „nämlich die, dass man nie zu alt ist, Kind zu sein.“ So ist dem Regisseur, der sich in Hollywood vor allem mit den beiden „A Quiet Place“-Horrorfilmen einen guten Namen gemacht hat, ein äußerst unterhaltsames, witziges und turbulentes Feelgood-Movie mit Tiefgang gelungen.