Bis heute spielt das Gedenken an den D-Day, die Invasion der Alliierten in der Normandie, eine wichtige Rolle für die Weltgemeinschaft. Es ist auch eine Mahnung an alle, wie wichtig es ist, füreinander einzustehen. Heute genauso wie damals.
Tagtäglich prasseln die Bilder vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine und von den Kämpfen des israelischen Militärs gegen die Hamas im Gazastreifen auf uns ein. Braucht es da wirklich noch ein Titelthema zu einem weiteren Krieg? Noch dazu zu einem, der bereits 80 Jahre hinter uns liegt? Ja, unbedingt sogar. Die Ereignisse jenes 6. Juni 1944 in der Normandie im benachbarten Frankreich zeigen, wie wichtig es ist, dass die Weltgemeinschaft zusammensteht und sich gemeinsam Nationen oder Gruppierungen in den Weg stellt, die andere mit ihrem Terror überziehen.
Der 6. Juni 1944, der als D-Day in die Geschichtsbücher eingegangen ist, markiert den entscheidenden Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg. Den Anfang vom Ende des Schreckenskrieges, mit dem das menschenverachtende Terrorregime Nazi-Deutschlands seine Nachbarn in Europa überzogen hat. Mit Angriffen ab 1939 auf Polen, Dänemark und Norwegen, die heutigen Benelux-Staaten, Frankreich, das ehemalige Jugoslawien, Griechenland und Teile Nordafrikas. Mit einem verheerenden Feldzug ab Juni 1941 gegen die Sowjetunion, dem alleine 25 Millionen sowjetische Soldaten und Zivilisten zum Opfer fielen – für den aberwitzigen Traum von einem künftigen Großgermanischen Reich, für das die Nazis Lebensraum brauchten. Von den irrsinnigen Gräueltaten gegen das jüdische Volk ganz zu schweigen. Wie viele Menschen genau dem Holocaust zum Opfer fielen, ist bis heute nicht völlig klar. Die Zahlen schwanken. Fest steht, dass es aber mindestens sechs Millionen Menschen waren – zwei Drittel aller Juden im damaligen Europa.
Der erste Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg waren die Schlacht um Moskau im Winter 1941/42 und der gescheiterte Nazi-Angriff auf Stalingrad ab Herbst 1942. Von diesem Zeitpunkt an gelang es der Roten Armee, die deutschen Truppen nach und nach zurückzudrängen.
Veteranen kehren immer wieder zurück
Mit der Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 und der Landung in Südfrankreich zwei Monate später eröffneten die alliierten Kräfte eine zweite Front im Westen, die zum endgültigen Wendepunkt des Krieges wurde. Die Landung in der Normandie ist die bis heute größte Invasion einer Landungsarmee. Tausende Schiffe aus den USA, Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika, Frankreich, Belgien, Polen, Norwegen, Griechenland und den Niederlanden machten sich auf den Weg an die nordfranzösische Küste.
Auch wenn die deutsche Wehrmacht schon lange mit einem Angriff der Alliierten gerechnet hatte, wurden sie dennoch von Zeitpunkt, Ausmaß und vor allem dem Ort der Invasion vollkommen überrascht. Sie hatten mit einem Angriff an anderer Stelle gerechnet und dort ihre Truppen konzentriert. Nach der Kesselschlacht von Falaise zwei Monate später war der Traum vom Großgermanischen Reich endgültig ausgeträumt – und der Krieg für Deutschland faktisch verloren. Auch wenn es noch bis Anfang Mai 1945 dauerte, bis Deutschland kapitulierte, so waren die deutschen Truppen doch von August 1944 an nur noch auf dem Rückzug.
Welche Bedeutung die Invasion in der Normandie tatsächlich hatte, zeigt sich bis heute an der Erinnerungskultur. Zwar wird die Zahl der Überlebenden von einst naturgemäß immer überschaubarer, doch diese lassen es sich bis heute nicht nehmen, regelmäßig an den Ort der Invasion zurückzukehren und an den jährlichen Gedenkfeiern zum D-Day teilzunehmen. Viele halten es schlicht für ihre Pflicht, all jenen zu gedenken, die damals vor 80 Jahren im Kampf für die Freiheit und gegen Unterdrückung ihr Leben gelassen haben. Auch in diesem Jahr werden wieder Staatsoberhäupter aus aller Welt sowie die letzten verbliebenen Veteranen am 6. Juni in Saint-Laurent-sur-Mer am einstigen Omaha Beach erwartet. Der Jahrestag wird in der Normandie mit einer Vielzahl an Zeremonien, Festivals und weiteren Veranstaltungen gefeiert – im Gedenken an die gefallenen Soldaten, aber auch an die getöteten Zivilisten.
Es ist und bleibt auch ein Zeichen an die nachfolgenden Generationen, gemeinsam für die Freiheit ein- und gegen Krieg und Unterdrückung aufzustehen und anzukämpfen.