Die einen feiern in Berlin (und Bonn) eine der größten Errungenschaften dieser Republik, die anderen grölen eine unsägliche Begleitmusik. Nicht nur auf Sylt, leider auch bei uns im Land. Und wohl auch nicht zum ersten Mal. Nur diesmal lässt man es ihnen nicht durchgehen. Gut so.
Ist das die „wehrhafte Demokratie“? Ein Stück weit sicherlich.
Derartige „Gesänge“ sind kein neues Phänomen. Dass sie jetzt nicht mehr einfach hingenommen oder gar geduldet werden, ist längst überfällig. Eigentlich ist es schon viel zu weit gekommen. Trotzdem ist es erstmal müßig, darüber zu diskutieren, ob und warum es viel zu lange gedauert hat, wichtig ist, dass wir uns derartiges jetzt nicht mehr bieten lassen.
Vielleicht haben die vielen großen Kundgebungen zu Beginn des Jahres und erst recht die zahlenmäßig zwar kleineren, aber mindestens ebenso wichtigen in den kleineren Städten und Gemeinden etwas ausgelöst. Bei den Nachbarn in Europa haben sie jedenfalls große Beachtung gefunden, auch wenn uns das nicht so bewusst ist. Es gab (und gibt) schließlich hierzulande andere Herausforderungen, als sich mit den Reaktionen in Brüssel, Paris oder Warschau zu beschäftigen. Aber dort wird schon sehr genau beobachtet, wie wir mit derartigen Vorfällen umgehen. Egal ob sich die auf einer Insel, in einem Weindorf, auf dem St. Johanner Markt oder in einem Vereinsheim zutragen.
Demokratie braucht Demokraten. Mag sein, dass viele diesen Satz nicht mehr hören können. Falsch ist er deshalb nicht, im Gegenteil. Das gilt auch für die Feststellung, dass Demokratie anstrengend sein kann. Klingt unbequem – aber wäre ein Leben in einem Land ohne Demokratie und Freiheit bequemer?
Ab und zu ist weniger chillen und mehr Einsatz notwendig, um überhaupt noch in Ruhe chillen zu können. Oder in großer Leidenschaft über Gendersprache oder was auch immer zu streiten oder über „die Politik“ und „die Politiker“ herzuziehen. Was wir hier ungestraft dürfen, solange wir uns an den Grundsatz aus Artikel 1 unseres Grundgesetzes halten. Das gilt bekanntlich sowieso für alles und alle.
Wer sich daran nicht hält, steht nun mal nicht mehr auf dem Boden unseres Grundgesetzes.