Das Pfingsthochwasser war für das Saarland ein „historisches Ereignis“, sagt Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD). Die unmittelbare Bekämpfung der Katastrophe lief außerordentlich professionell. Die Bewältigung der Folgen ist angelaufen. Die weitergehenden Konsequenzen werden nicht beim Hochwasserschutz enden können.
Es waren absolute Rekordwerte. Was sich in nur 18 Stunden an Regen über dem Saarland ausgeschüttet hatte, entsprach der eineinhalbfachen Menge, die sonst in einem gesamten Mai durchschnittlich fällt. Viele Felder glichen schon vorher wegen der langen Regenphase einer aufgeweichten Pfützenlandschaft. Am Ende kam das Wasser an vielen kritischen Stellen nicht nur von oben, sondern auch von den Seiten, aus den überquellenden Flüssen und Bächen, und von unten, hochgedrückt durch die überlastete Kanalisation. Schutzmaßnahmen, die gegen Hochwasserüberflutungen helfen sollten, hielten zwar, aber am Ende kam das Wasser von allen Seiten.
Schutzmaßnahmen haben geholfen
Als sich Bundeskanzler Olaf Scholz an Pfingstsamstag in Gummistiefeln selbst ein Bild vom Notstandsgebiet machte, hatten Tausende von Helferinnen und Helfern schon den ersten Tag und die erste Nacht Einsatz in den Knochen. Neben den Noteinsätzen liefen bereits Sicherungsmaßnahmen und Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Kirchliche Organisationen wie Caritas und Diakonie hatten Spendenkonten eingerichtet und begonnen, Beratungs- und Hilfsangebote aufzubauen.
In den Gemeinden liefen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Sperrmüllentsorgung an den Pfingsttagen dürfte auch ein historisches Ereignis der besonderen Art gewesen sein. Er sollte möglichst schnell weg, denn schon für den Dienstag nach Pfingsten warnten Metrologen vor neuem Starkregen.
Über das gesamte Ausmaß der Folgen konnte zu diesem Zeitpunkt niemand wirklich abschließend einen Überblick geben. Das saarländische Kabinett beschloss dennoch in Sondersitzungen umfassende Unterstützungsmaßnahmen, machte dafür noch am späten Freitag den Weg frei, indem ein „Elementarereignis von überörtlicher Bedeutung“ festgestellt wurde. Wie groß die Schäden sind, war da noch nicht abzusehen.
Allmählich wurde dann auch klar, dass – aber auch: wie knapp – das Land, bei allen schweren Schäden, an einer richtig großen Katastrophe vorbeigeschrammt ist.
Ebenso wurde mit der Aufarbeitung in der Woche nach Pfingsten aber auch klar, wie professionell Hilfs- und Rettungsdienste, aber auch die Verwaltungen mit der Situation umgegangen sind. Angefangen von frühzeitigen und funktionierenden Alarmierungsketten über Evakuierungs- und Sicherungsmaßnahmen bis zur Logistik. Das Land war offensichtlich ziemlich gut auf die Lage vorbereitet.
Die Anstrengungen der jüngsten Vergangenheit, teilweise als Lehren aus dem „Jahrhunderthochwasser“ von 1993 und den inzwischen zunehmend extremer werden Unwetterlagen, zeigten Wirkung. An einigen Flussabschnitten waren die Pegel höher als beim Jahrhunderthochwasser, die Schäden aber längst nicht so dramatisch wie damals. Renaturierungen von Bächen haben sich ebenfalls als außerordentlich hilfreich erwiesen und dazu beigetragen, dass sich die Lage nicht so zugespitzt hat wie damals.
Die saarländischen Landesregierungen hatten nach den Erfahrungen der Vergangenheit das Ziel ausgegeben, dass alle Kommunen Starkregen- und Hochwasservorsorgekonzepte erstellen – und entsprechende Maßnahmen etwa im Bereich des technisches Hochwasserschutzes (Dämme, Rückhaltebecken und andere Schutzvorkehrungen) umsetzen. Dafür hat das Land nach Angaben des Umweltministeriums bislang rund 17 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Bislang hätten 38 Kommunen Zuwendungsbescheide für ganzheitliche Vorsorgekonzepte erhalten, in fünf weiteren Kommunen gebe es Starkregengefahrenkarten, allerdings noch ohne Vorsorgekonzepte, und in fünf weiteren Kommunen sei man dabei, entsprechende Anträge vorzubereiten.
Aber selbst dort, wo in der Vergangenheit einiges getan wurde, zeigte das Pfingst-Unwetter in seiner Heftigkeit die Grenzen auf. In vielen Gemeinden haben die bereits getroffenen Maßnahmen erkennbar geholfen, aber letztlich zeigte sich, dass die Pumpen zu schwach waren für diese Wassermassen. Erst Unterstützung durch das THW (das teilweise auch aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz herbei eilte) mit deutlich stärkeren Pumpen sorgte für Abhilfe.
Das mag auch als Hinweis darauf gelten, auf was man sich künftig einzustellen hat. Denn inzwischen ist klar, dass genau das eintritt, wovor Klimaexperten und Klimaschützer schon lange gewarnt haben: Im Zuge des Klimawandels werden solche Wettereignisse häufiger und extremer. Darauf machten in Saarbrücken Fridays-for-Future-Aktivisten auf der überfluteten Stadtautobahn aufmerksam.
Umfangreiche Hilfszusagen
Bei einer Sondersitzung des Landtags eine Woche nach Pfingsten galt der Dank aller zunächst den Tausenden von Helferinnen und Helfern. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) nannte das Pfingsthochwasser ein „historisches Ereignis“.
Die Landesregierung hat mit einer ganzen Reihe von Hilfszusagen reagiert, sowohl für Kommunen als auch Bürgerinnen und Bürger. Noch nicht einmal eine Woche nach dem Unwetter waren Richtlinien fertig, konnte Unterstützung beantragt werden. Sozialverbände wie Caritas und Diakonie hatten in allen Gemeinden und besonders betroffen Orten umgehend Beratungsangebote organisiert.
Wie hoch der Gesamtschaden ist, war auch zwei Wochen nach den großen Fluten nicht abschließend festzustellen. Kommunen sind dazu aufgefordert, bis Juni ihre Schadensbilanz vorzulegen. Allgemein ging man davon aus, dass es sich um eine beträchtliche zweistellige Millionensumme handeln dürfte. Ministerpräsidentin Rehlinger kündigte in ihrer Regierungserklärung an, dass die Notwendigkeit eines Nachtragshaushaltes geprüft werde. Unter Umständen müsste es auch die „Feststellung einer außergewöhnlichen Notsituation im Sinne einer Naturkatastrophe“ sein. Das wäre Voraussetzung, um abweichend von der Schuldenbremse das notwendige Geld zu organisieren.
Rehlinger betonte aber auch, dass es mit der Bewältigung der Folgen dieser Pfingstereignisse alleine nicht getan ist. „Der Klimawandel und seine Folgen sind da. Hier bei uns.“ Und das erfordere, was sie die „Ambivalenz unserer Zeit“ nennt: „Wir müssen uns an die bereits unumkehrbaren Folgen anpassen und trotzdem weiter dagegen kämpfen, dass der Klimawandel nicht noch erheblich schlimmer wird.“