Nachdem der Bundesliga-Aufstieg auf dramatische Weise verspielt wurde, flossen viele Tränen bei der Düsseldorfer Fortuna. Doch Fußball ist Tagesgeschäft – und es geht immer weiter.

Es waren emotionale Tage für Fortuna Düsseldorf Ende Mai. Nach dem dramatischen Elfmeterschießen, in dem der Club letztlich die Relegation gegen den VfL Bochum verlor und den Aufstieg in die Bundesliga verpasste, flossen auf dem Spielfeld, im Spielertunnel und in der Kabine viele Tränen. Auch am Morgen nach dieser bitteren Niederlage, die als eine der schmerzlichsten in der jüngeren Vereinsgeschichte gilt, war die Stimmung beim abschließenden Mannschaftsfrühstück laut Berichten sehr emotional. Trainer Daniel Thioune reflektierte diese Tage mit gemischten Gefühlen. „Manchmal gehe ich mit den Jungs hart ins Gericht, das schafft dann vielleicht Distanz. Nach der verlorenen Relegation ist aber auch sehr viel Nähe entstanden“, erklärte Thioune. „Ich habe sehr viele gute Dinge von den Jungs gehört. Auch wenn sich natürlich niemand für die letzte Passform oder den letzten Spielaufbau, den wir trainiert haben, bedankt hat, sondern sich alles auf einer anderen Ebene abgespielt hat.“ Die Beziehung zwischen Chefcoach und Mannschaft war in der abgelaufenen Saison besonders intensiv. „Mit dem einen oder anderen hat man vielleicht doch ein engeres Verhältnis, drückt sich zum Abschied vielleicht ein bisschen länger oder muss jemanden wie ‚Taka‘ einfach intensiver in den Arm nehmen“, erzählte Thioune. Takashi Uchino, der den entscheidenden Elfmeter gegen Bochum verschossen hatte, war untröstlich, erfuhr aber großen Zuspruch von seinen Teamkollegen und den Fans.

Thioune sieht sich mittlerweile als Vaterfigur für viele seiner Spieler, auch wenn er sich weiterhin als nahbar beschreibt. „Mittlerweile bin ich in einem Alter, in dem ich für viele Jungs eher eine Vaterfigur bin, auch wenn ich immer behaupte, als Fußballer noch nah an ihnen dran zu sein“, sagte der 49-Jährige. Mit seiner fordernden und direkten Art trug er maßgeblich zur besten Zweitliga-Saison der jüngeren Vereinsgeschichte bei, was letztlich zur Teilnahme an der Relegation führte. Trotz seiner väterlichen Zuneigung dürfte es Thioune schwerfallen, den kürzlich fest verpflichteten Christos Tzolis zum Bleiben zu überreden. Der Grieche strebt einen Wechsel in die Bundesliga an und würde einen finanziellen Verzicht nicht in Kauf nehmen, während der Verein auf einen Transfererlös von mehreren Millionen Euro hofft. „Christos hat etwas Überragendes geleistet“, lobte Thioune und betonte, dass er eine mögliche Entscheidung gegen Fortuna nicht persönlich nehmen werde: „Ich kann da immer auch ganz gut trennen.“
Tzolis hat wenig Lust auf Liga zwei
Thioune erinnerte an ein ähnliches Beispiel aus dem letzten Jahr: „Ich würde behaupten, dass ich auch zu Dawid Kownacki ein ziemlich enges Verhältnis hatte. Das hat ihn aber auch nicht dazu bewogen, auf einige Dinge zu verzichten oder Themen aus der Vergangenheit, in der er bei Fortuna sehr unglücklich war, weniger wirken zu lassen.“ Thioune scheint bei der Zukunft seiner Topspieler oft machtlos, doch seine besondere Beziehung zu ihnen bleibt ein wichtiger Erfolgsfaktor. Auch Tzolis war ein wichtiger Erfolgsfaktor und zusätzlich wurde er fest verpflichtet – jedoch nicht, um wirklich auch mit ihm zu planen. Eher, um mit dem Ausnahmekönner auch noch Geld zu generieren. Mehr und mehr deutet sich an, dass der 22-jährige Offensivspieler gewinnbringend weiterverkauft wird. Das bis 2026 datierte Arbeitspapier bei der Fortuna beinhaltet eine Ausstiegsklausel, deren Höhe bislang noch nicht durchgesickert ist, die nach Informationen der „Rheinischen Post“ aber bis zum 15. Juli gezogen werden muss. Entsprechend sind der Fortuna die Hände gebunden, sollte sich Tzolis für eine Luftveränderung und gegen einen Verbleib in Düsseldorf – zu deutlich niedrigeren Konditionen – entscheiden.

Dabei soll der 13-fache Nationalspieler bereits vor einiger Zeit signalisiert haben, dass er nicht noch eine weitere Saison in Liga zwei an den Start gehen will. Bei einem potenziellen Wechsel hätte der Rechtsfuß die Qual der Wahl. Zahlreiche Bundesligisten bekunden Interesse am Torschützenkönig der abgelaufenen Zweitliga-Saison. Angeblich hebt sich einer der Verehrer nun von den anderen ab. Weder Union Berlin noch der SV Werder Bremen oder Borussia Mönchengladbach dürfen sich dem Bericht zufolge die besten Chancen auf eine Verpflichtung ausrechnen. Laut der „Rheinischen Post“ befindet sich stattdessen der FSV Mainz 05 in der Poleposition. Konkretes Interesse sollen die Rheinhessen beim Zweitligisten bereits hinterlegt haben. Entschieden ist der Poker damit aber noch lange nicht.
Vorstandschef Alexander Jobst hingegen hat den verpassten Bundesliga-Aufstieg von Fortuna Düsseldorf noch immer nicht ganz überwunden – auch wenn das Tagesgeschäft weitergeht und schon wieder Fahrt aufnimmt. „Sport kann brutal sein“, sagte der 50-Jährige der „Rheinischen Post“ und ergänzte: „Wir sind sehr enttäuscht, und es wird eine gewisse Zeit brauchen, um das Ganze zu verarbeiten. Aber danach raufen wir uns zusammen.“ Jobst blickt dennoch optimistisch in die Zukunft: „Wir werden nach vorne gucken, vorangehen und Stabilität zeigen.“ Der Vorstandschef kündigte an, dass man sportlich alles dafür tun werde, „um in der neuen Saison wieder ein Wörtchen mitsprechen zu können. Unser Ziel wird sein, eine aufstiegsfähige Mannschaft zusammenzustellen, auch wenn es gerade noch zu früh ist, darüber konkret zu reden.“
Viel Arbeit für Sportchef Weber

Konkrete Entscheidungen wurden aber auch schon getroffen: Wie die Fortuna in der vergangenen Woche bestätigte, plane man nicht weiter mit den Leihspielern Christoph Daferner (26) und Marlon Mustapha (23). Der Club verzichtete bei beiden Profis auf die jeweilige Kaufoption. Daferner, der in 22 Pflichtspielen eingesetzt wurde, allerdings kein einziges Mal traf, kehrt damit zum 1. FC Nürnberg zurück. Dort läuft sein aktuelles Arbeitspapier noch bis 2026. Der Österreicher Mustapha kam in elf Spielen zum Einsatz und traf zweimal. Nun kehrt er wieder zu Como 1907 zurück, das in die Serie A aufgestiegen ist. „Wir haben uns dagegen entschieden, die Kaufoptionen wahrzunehmen, da wir uns in der kommenden Saison auf dieser Position anders aufstellen wollen“, begründete Sportdirektor Christian Weber (40) die Entscheidung des Vereins. Seit Februar wird Ao Tanaka von Fortuna Düsseldorf als möglicher Neuzugang für Gladbach gehandelt. In den sozialen Medien wurde sogar schon von einer baldigen Verpflichtung gesprochen. Laut Informationen von fussball.news besteht zwar weiterhin Interesse an dem 25-jährigen Japaner, der sowohl als Sechser als auch als Achter eingesetzt werden kann. Eine Einigung mit Fortuna wurde jedoch noch nicht erzielt und es ist unklar, ob ein Transfer überhaupt stattfinden wird. Und neben Tanaka könnte die Fortuna vielleicht auch noch einen weiteren zentralen Mittelfeldspieler verlieren, wodurch eine feste Verpflichtung von Isak Johannesson eher forciert werden könnte. Denn wie „Sky“ berichtet, gibt es Anfragen aus der Bundesliga für Yannik Engelhardt, unter anderem von der TSG Hoffenheim. Im Raum steht für den 23-Jährigen eine Ablöse im Bereich von fünf bis sechs Millionen Euro.
Die Personalie Engelhardt ist allerdings etwas knifflig. Denn der SC Freiburg, der Engelhardt im vergangenen Sommer für rund 600.000 Euro an die Fortuna abgegeben hat, besitzt im Sommer 2025 eine Rückkaufoption über 2,2 Millionen Euro und laut „Bild“ auch ein Erstverhandlungsrecht für diesen Sommer. Sollte Freiburg davon keinen Gebrauch machen und Engelhardt zu einem dritten Verein wechseln, würde über ein Drittel der Ablöse in den Breisgau fließen. Also mächtig was los bei der Fortuna.