Bemerkungen zu einem dreiwöchigen Trip durch den Südosten der USA
Da wir uns endlich mal vor Ort ein eigenes Bild von den USA machen wollten, nahmen wir uns kürzlich drei Wochen Zeit, flogen nach New York, von dort nach New Orleans und tourten dann im Mietwagen 3.000 Kilometer weit über Memphis, Nashville, die Smoky Mountains und den Shanandoa-Nationalpark nach Washington und am Atlantik entlang zurück zum Ausgangspunkt.
Dabei haben wir „drüben“ meist alles so vorgefunden, wie vorher berichtet, gewarnt oder vorgeschwärmt wurde. Dass wir bei der Einreise am Flughafen eine Stunde Schlange stehen mussten, um uns mit Dokumentenkontrolle, Fotos, Ganzkörper-Scan und Fingerabdrücken ohne jede Spur von Freundlichkeit erkennungsdienstlich demütigen zu lassen, nahmen wir voller Vorfreude als Folklore hin.
Danach konnten wir feststellen, dass New York tatsächlich gigantisch und teuer ist, aber nur an versteckten Eckchen auch charmant. Ordentliche Hotelbetten gibt’s ab 250 Dollar, ein Glas Wein für 14 Dollar und ein Steak für 40 Dollar. Anderswo sind nur die Übernachtungspreise ein wenig günstiger. Trotzdem wird geschlafen, gegessen und getrunken wie bei uns. Dass einem oft auch große Armut begegnet und einen ständig intensive Cannabis-Düfte verfolgen, könnte eine gute Vorbereitung auf das sein, was uns auch hierzulande bevorsteht.
Weil wir in New York sehen wollten, wo andere unser Geld verzocken, besuchten wir auch die Wall Street. Beim Börsen-Wahrzeichen, dem bronzenen „Charging Bull“, stehen die Leute für ein Foto 30 Meter Schlange. Für den Schnappschuss streicheln oder küssen Frauen bevorzugt von hinten das üppige „Gemächt“ des Bullen: „Me too“!? Männer stehen dagegen lieber vorne bei den Hörnern, was immer solche geschlechtsspezifischen Vorlieben aussagen mögen.
Donald Trump erscheint vor seinem „Tower“ erwartungsgemäß nur als „Fake“: Ein Angestellter mit Gummimaske und typischem Trump-Gehabe posiert fürs Publikum, von dem sich überraschend wenige mit dem Gummi-Trump fotografieren lassen. Und wenn Frauen ihn geherzt haben, dann aber – anders als beim Wall-Street-Bullen – wenigstens nur „oben rum“! Ansonsten war zum Glück bei unserer Rundreise eigentlich fast nichts vom Wahlkampf zu merken. Vermutlich warten die Amerikaner erst mal ab, ob die beiden Kandidaten überhaupt die heiße Wahlkampfphase erleben werden!
Ein akustisches Erlebnis waren die Besuche der Musikzentren New Orleans, Memphis und vor allem Nashville. In deren berühmt-berüchtigten Vierteln steht Musikkneipe an Musikkneipe, viele davon mehrstöckig: Live-Bands produzieren auf allen Etagen und bei geöffneten Fensterflügeln einen ohrenbetäubendem Lärm, bei dem selbst einem Rock-Konzert-gestählten Musik-Fan der Hut wegfliegt. Dass die musikalische Qualität der Bands fast durchweg ziemlich gut ist, merkt aber nur, wer sich in eines der proppenvollen Etablissements vorwagt.
Damit drinnen nicht Minderjährige dem Alkohol anheimfallen, werden sogar 70-Jährige am Eingang einer Ausweiskontrolle unterzogen! Da fühlt man sich wieder so richtig jung und vergisst, dass man täglich beim landestypischen Frühstück mit Toast, Waffeln und allerlei Schlabberzeugs bestens auf einen zahnlosen Seniorenheimaufenthalt vorbereitet wird. Ansonsten ist die Küche jenseits des großen Teiches sehr abwechslungsreich, weil es an jeder Ecke Dutzende Burger-Läden gibt, in denen man unter mindestens fünf Varianten wählen kann. Wer seinen Magen aber mal positiv überraschen will, findet zum Glück auch ziemlich niveauvolle und trotzdem bezahlbare Gastronomie.
Feinschmecker sind auch die Alligatoren in den Mississippi-Sümpfen, denn sie ziehen offenbar Süßigkeiten menschlichen Extremitäten vor. Der Bootsführer unserer Swamp-Tour hat die „Ungeheuer“ jedenfalls mit jeder Menge Marshmallows kulinarisch so verwöhnt, dass sie sich von ihm mit seinem nackten Fuß bereitwillig das Maul zuklappen ließen.
Nach drei Wochen hat man sich an die Amis mit ihren oft skurrilen Besonderheiten ganz gut gewöhnt und hält die erneute Wahl Donald Trumps spätestens jetzt nicht mehr für ganz ausgeschlossen!