Wenn im August „Die Zauberflöte“ das Publikum zum Saarpolygon lockt, singt Joel Annmo den Tamino. Die Rolle des Prinzen inspiriert den schwedischen Tenor dabei nicht nur musikalisch.
Ein Prinz sei er zwar leider nicht, aber dennoch sieht Opernsänger Joel Annmo durchaus Parallelen zwischen seiner Rolle Tamino und sich: „Ich möchte auch immer alles richtig und gut machen. Der Wille, das Richtige zu tun, gefällt mir sehr“, erzählt der 36-jährige Schwede. Das erste Mal wird es bei den Opernfestspielen vor dem Saarpolygon nicht sein, dass er in die Rolle des Prinzen in der „Zauberflöte“ schlüpft: „Ich habe Tamino oft in der Königlichen Oper in Stockholm gesungen“, sagt der Tenor und erinnert sich auch sogleich an einen besonderen Moment dieser Zeit zurück: „In dieser Produktion musste ich zusammen mit Papageno in einer Szene im Schlafsack herumspringen. In einer Vorstellung ist irgendwas falsch gelaufen.“ Er blieb mit seinem Fuß im Schlafsack stecken – und brach sich bei dem daraus resultierenden Sturz den Fuß. „Aber: The show must go on! Also habe ich den ganzen zweiten Aufzug mit einem gebrochenen Fuß gesungen und auf der Bühne herumgehampelt“, erzählt Annmo.

Doch auch ohne Verletzungspech sei die Rolle alles andere als einfach, erzählt er. „Tamino ist gesanglich sehr anspruchsvoll. Es ist eine Herausforderung die ganze Rolle schön und gut zu singen“, so Annmo. „Man muss Tamino mit großer Konzentration singen, aber den Charakter nicht verlieren. Tamino ist eigentlich unschuldig, ein bisschen naiv und als Mensch nicht so kompliziert. Er macht, was richtig ist. Diese Kombination zwischen hoher Konzentration, Unschuld und Einfachheit inspiriert mich immer.“
Doch nicht nur diese Inspiration sorgt dafür, dass man Annmo beim Singen überhaupt nicht anhören kann, wie viel Anstrengung dahinter steckt: „Die Musik ist so natürlich geschrieben, dass es vielleicht gar nicht so schwer klingt“, sagt er.
Und natürlich sorgt auch seine Erfahrung dafür. Denn Annmo hat nicht nur am Königlichen Opernhaus Stockholm singen dürfen, sondern auch an der Dänischen Nationaloper, der Bayerischen Staatsoper und am Landestheater Coburg. Ob als Pelléas in „Pelléas et Mélisande“, Lenski in „Eugen Onegin“, Jonathan in „Dracula“, Dorian Gray in „Das Bildnis des Dorian Gray“ oder Camille de Rosillon in „Die lustige Witwe“ – sein vielseitiges Können hat Annmo schon so einige Male auf der Bühne unter Beweis gestellt. Er ist Gewinner zahlreicher Stipendien und Preise, unter anderem des „Pavarotti Award Best Male Voice“ des Internationalen Viotti-Musikwettbewerbs in Vercelli 2014.
Das Talent für Schauspiel und Gesang wurde ihm in die Wiege gelegt. „Mein Vater ist Opernsänger, meine Mutter Musikerin“, erzählt Annmo. „Sie haben mich nie gezwungen, irgendwas mit Musik zu machen, aber natürlich habe ich schon als Kind viel erlebt.“ Doch nicht nur seine Eltern sollten ihn auf seinem Karriereweg prägen und leiten: „Ich habe zu meinem 16. Geburtstag eine CD mit Jussi Björling bekommen“, erinnert er sich. Björling, schwedischer Tenor und wohl einer der bedeutsamsten Stimmen des 20. Jahrhunderts, habe ihn sehr inspiriert: „Wie er gesungen hat, wie natürlich alles war, hat mich stark berührt. Ganz genau in diesem Augenblick habe ich mich entschieden, Opernsänger zu werden.“
Dass diese Entscheidung genau die richtige war, wird er bald unter Beweis stellen. Bisher im Saarland aufgetreten sei er noch nicht. „Aber ich freue mich sehr darauf, dort zum ersten Mal zu singen“, sagt Annmo. Und mit ihren stimmungsvollen Lichtprojektionen, LED- und Laserelementen verspricht die Open-Air-Aufführung nicht nur für die Zuschauer etwas ganz Besonders zu werden: „Heutzutage haben wir Technologien, die bühnentechnisch viele neue Optionen anbieten können – ohne diesen theatralischen Zauber zu verlieren“, so auch Annmo. „Gut gemacht, verstärkt es sogar, was Oper und Theater eigentlich sind: Ein Kontakt mit dem Publikum. Die Geschichte zu erzählen, die Leute zu berühren. Nicht nur mit dem Gesang und Schauspiel, sondern auch visuell. Es ergänzt und verstärkt das Bühnenbild und das Geschichtenerzählen.“