Für Karola Sophia Schmid wohnt dem Theater ein gewisser Zauber inne. Diesen möchte sie als Pamina bei den Opernfestspielen auch den Zuschauern vermitteln.
Bereits im Freundebuch ihrer Schwester hatte Karola Sophia Schmid Komponist Mozart zu ihrem Lieblingsmusiker auserkoren. „Meine Eltern hatten eine CD mit einer ‚Zauberflöte‘-Einspielung von Sir Neville Marriner mit der Academy of St Martin in the Fields“, erzählt sie. „Als Kleinkind bin ich manchmal zur Vogelfänger-Arie durchs Wohnzimmer getanzt.“ Später habe sie dann zigmal die Stelle, an der Pamina „Tamino mein, O welch’ ein Glück“ singt, gehört, „weil ich einfach nicht fassen konnte, wie schön das war“, sagt sie.

Umso schöner, dass es nun Schmid selbst sein wird, die diese Stelle singen darf. Denn die Sopranistin sicherte sich die Rolle der Pamina bei den Opernfestspielen im August im Saarpolygon. „Neben dieser unfassbar schönen musikalischen Stelle finde ich Pamina aber auch als Figur inspirierend“, so die gebürtige Hamburgerin. „Weil sie inmitten einer furchtbaren Situation eine große innere Kraft entwickelt, die eher aus der Ruhe kommt als aus einer Hysterie. Mit klarer Bestimmtheit folgt sie ziemlich kompromisslos ihrer inneren Überzeugung. Das finde ich stark!“ Auch sie selbst stehe mit konsequenter Überzeugung für ihre Werte ein. „Meine Überzeugungen sind vielleicht teilweise andere als Paminas“, sagt sie. „Daher sehe ich zwischen Pamina und mir zwar Parallelen, aber durchaus auch Unterschiede, die sicherlich auch mit dem Wandel der Zeit und dem glücklicherweise mittlerweile ja sehr anderen Frauenbild zu tun haben.“
Das Saarland ist ihr bisher als Spielstätte noch fremd. „Ich habe mal die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule in Saarbrücken gemacht, aber hier gespielt habe ich noch nie“, sagt sie. Gelandet ist sie dann aber an der Musikhochschule ihrer Heimatstadt Hamburg. „Mich haben Schauspielerei, Musik und Bühne immer schon total begeistert und irgendwie magisch angezogen“, erzählt sie. Auch wenn ihre Eltern überhaupt nicht aus einem musikalischen Bereich kamen, erfuhr sie große Unterstützung durch die beiden und nahm bereits früh Klavierunterricht. „Ich durfte sogar, als ich noch Grundschülerin war, als Klavierpartnerin zum vierhändigen Spiel mit meiner größeren Schwester beim Schülermusikabend ihres Gymnasiums mitspielen“, so Schmid. „Ich weiß noch genau, wie ich nach unserem Auftritt irgendwo in einer der hintersten Reihen saß und jemandem bei einem Geigenstück zugehört habe – und es war irgendwie das Schönste, was ich je gehört hatte.“
Hinzu kam eine gewisse Affinität zu Musicals im Teenageralter. Zuvor selbst gesungen hatte sie nie, doch schnell merkte sie, dass ihr das Singen in Verbindung zur Schauspielerei sehr leicht fiel. „Gesang war für mich immer in der Verbindung mit Schauspiel das Schönste“, erzählt sie. „Als ich beim Operngesang ankam, war mir ganz schnell klar, dass das unbedingt sein musste.“ Eine Entscheidung, die sie nicht bereuen sollte. Opern-Engagements führten die junge Künstlerin bereits früh an bekannte Häuser wie die Staatstheater Darmstadt, Kassel und Nürnberg, die Oper Köln und die Staatsoper Hannover, das Nationaltheater Mannheim und Theater in Bremen, Erfurt, Kiel oder Hagen. In Rollen wie Musetta („La Bohème“), Nannetta („Falstaff“) oder Gretchen („Wildschütz”) begeisterte sie Publikum und Produzenten gleichermaßen. Zuletzt tourte sie mit Kent Nagano, sang unter seinem Dirigat in Wagners „Walküre“. Sie gibt aber auch eigene Konzerte, beispielsweise in der Elbphilharmonie Hamburg. 2020 sang sie dann erstmals die Pamina am Staatstheater in Darmstadt.
Rolle und Stück sind ihr also wohlbekannt, doch die Aufführung in Ensdorf wird für die 31-Jährige dennoch etwas ganz Besonderes: „Ich bin wahnsinnig gespannt, was da auf uns zukommt“, sagt sie. Denn Open Air habe sie bislang noch nicht gesungen. „Aus meiner Erfahrung in den Theatern weiß ich, dass der Moment, in dem die Lichttechnik dazukommt, immer einen riesigen Unterschied ausmacht. Das Licht sorgt oft für den ganz großen Zauber auf der Bühne. Von daher sind meine Erwartungen groß!“ Und spätestens wenn Karola Sophia Schmid dann ein glockenklares „Tamino mein, O welch’ ein Glück“ anstimmt, wird der Zauber perfekt.