Die deutsche Fußballnationalmannschaft müsste eigentlich spätestens im Viertelfinale ausscheiden. Das ist jetzt keine Wette und auch kein miesepetriges Daherreden, nur weil es mal gegen eine Topmannschaft wie die Schweiz nicht ganz optimal lief.
Es ist eher die Fortschreibung der gefühlten Weisheit, wonach die Nationalmannschaften bei großen Turnieren so kicken, wie es dem Zustand des Landes entspricht. Und der ist derzeit Mittelmaß. Jedenfalls alles andere als dazu angetan, ganz oben mitzuspielen.
Auch das ist wiederum kein larmoyantes Gejammer im allgegenwärtigen Genörgel, sondern durch Studien plausibel belegbar. Wenn die deutschen Kicker dieselbe Kreativität entwickeln würden wie junge Menschen am Ende ihrer Pflichtschulzeit, dann sieht das eben so aus. 15-jährige Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind im internationalen Vergleich gerade mal Mittelmaß in Sachen Kreativität. Und die soll bekanntlich der Schlüssel zur Bewältigung der Zukunftsherausforderungen sein.
Spannend wird es in der Studie bei den Gründen. Gerade mal die Hälfte der deutschen Schüler sagen, sie würden von Lehrkräften zum kreativen Denken animiert. Der OECD-Durchschnitt liegt bei fast zwei Drittel (64 Prozent). Also sind wieder mal die Lehrerinnen und Lehrer schuld? Oder das System Schule? Unschuldig sind sie jedenfalls nicht. Aber das System Schule ist auch nur ein Abbild der Gesellschaft. Und dass in unserer Gesellschaft Kreativität als Tugend hohen Stellenwert genießen würde, wird niemand ernsthaft behaupten – außer mit viel kreativer Chuzpe.
Vermutlich kommen jetzt Bildungspolitiker und -experten auf die Idee, erstmal pädagogische Kreativitätskonzepte zu entwickeln, die dann erst noch in allen Gremien intensiv abgewogen werden müssen. Wenn es nach mir ginge, würde ich die Zeit bis dahin nutzen, sämtliche Kurzzeitparkplätze vor Schulen für wohlbehütetes Abgeben und Abholen drastisch zu reduzieren, und Kinder wieder alleine auf Bäume klettern lassen. Anschließend sollen sie einfach mal machen. Schließlich sagen fast alle (87 Prozent), dass man in jedem Fach kreativ sein kann – und das ist ein Wert deutlich über dem OECD-Durchschnitt.