„Vielfältig, trendig, einzigartig“ ist das Motto der Stadt, deren Lage zwischen Wasser und Bergen kaum zu toppen ist. Die Uferpromenade versprüht mediterranes Flair, die Altstadt ist ein Schmuckstück ohnegleichen. Mit 80.000 Einwohnern relativ überschaubar, ist Luzern das perfekte Ziel für ein verlängertes Wochenende.
Wohin zuerst am Freitagnachmittag? Natürlich zur Kapellbrücke. Die mit knapp 203 Metern zweitlängste Holzbrücke der Welt verbindet die Neustadt mit der Altstadt und ist die Attraktion schlechthin. Als das überdachte hölzerne Konstrukt um 1365 erbaut wurde, war es Teil der Stadtbefestigung, was den schrägen Verlauf erklärt. Dreiecksgemälde im Brückengiebel zeigen Szenen aus der Schweizer Geschichte. Von den 158 Bildern, die ab 1612 entstanden, fiel ein Großteil in der Vergangenheit Flut und Feuer zum Opfer. Ein Blick über die Brüstung gewährt eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt und die Berge. Neben der Brücke ragt der Luzerner Wasserturm aus der Reuss. Das 34 Meter hohe achteckige Bauwerk diente im Laufe der Jahrhunderte als Wehr- und Wachturm, Kerker und Folterkammer und ist heute das Wahrzeichen der kleinen Metropole.
Markt im Hauptbahnhof
Gässchen aus dem 14. Jahrhundert, mit Fresken versehene Fassaden prächtiger Bürger- und Patrizierhäuser, Bauten mit hübschen Giebeln und Türmchen, mit Brunnen geschmückte beschauliche Plätze – die autofreie Altstadt ist ein Schmuckstück. Ein Hingucker ist der Fritschi-Brunnen auf dem Kapellplatz. Die Brunnensäule ist umgeben von bunten Fastnachtsmasken, auf der Spitze steht ein Bannerherr. Der über 100 Jahre alte Brunnen, der nach einer Gestalt aus der Luzerner Fasnacht benannt ist, spielt eine wichtige Rolle beim jährlichen Fastnachtstreiben – am „Schmutzigen Donnerstag“ beginnt hier um 5 Uhr morgens das närrische Treiben, und beim Fastnachtsumzug umrundet der Fritschi-Wagen dreimal den Brunnen. Am nahen Sternenplatz zieren Karnevalsfiguren die Fassade des historischen Restaurants Fritschi.
Quasi um die Ecke steht eines der schönsten öffentlichen Gebäude der Schweiz: das Rathaus aus dem Jahr 1606. Seine Fassade ähnelt einem italienischen Palazzo, die Dachform einem Luzerner Bauernhaus. Einen Katzensprung weiter liegt der Weinmarkt mit dem schönsten Brunnen der Stadt. Shopping gefällig? Der 350 Meter entfernte Schwanenplatz ist einer der weltweit größten Umschlagplätze für Luxusuhren. Beim Schaufensterbummel kommt man angesichts der Pracht und der Preise aus dem Staunen nicht heraus. In einer Parkanlage wenige Gehminuten weiter nördlich befindet sich der in Sandstein gemeißelte Löwe von Luzern. Das sterbende Tier liegt in einer Felsnische über einem Teich, ein Speerstück ragt aus seinem Rücken, sein mächtiges Haupt und seine rechte Pranke ruhen auf dem französischen Wappen. Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain nannte die Skulptur „das traurigste und bewegendste Stück Stein der Welt“. Das zehn Meter lange und sechs Meter hohe Denkmal wurde vor über 200 Jahren im Gedenken an die rund 760 Schweizergardisten errichtet, die 1792 beim Sturm auf die Tuilerien in Paris ums Leben kamen. Unter dem Löwen sind die Namen der 26 getöteten und 16 überlebenden Offiziere in den Felsen eingemeißelt.
Der Samstagmorgen beginnt mit dem Füllen eines „Picknicksäckli“ in der Markthalle im Untergeschoss des Hauptbahnhofs. In dem im Dezember 2022 eröffneten Markt liegt der Fokus auf regionalen, saisonalen und nachhaltigen Produkten. Bei der großen Auswahl an frischen Take-away-Angeboten (auch in der veganen Variante) ist das Säckli schnell gefüllt und wenige Minuten später in der Velostation im Korb des vorbestellten E-Bikes verstaut.
Entlang der Reuss geht es auf der Route 9 Richtung Rathausen. Nach ein paar Kilometern verläuft parallel zum Fuß- und Radweg direkt am Fluss der 2.500 Meter lange Holzskulpturenweg Emmenmatte-Rathausen. Jetzt am besten vom Rad absteigen, es schieben und dem idyllischen Pfad mit den wunderschönen hölzernen Kunstwerken eine Weile folgen. Unterwegs gibt es mehrere Bänke mit Blick auf die Reuss, die sich hervorragend als Picknickplatz eignen.
Sammlung großer Picasso-Werke
Ob Wagner-Fan oder nicht, am Nachmittag lohnt sich eine Bike-Tour zum prachtvollen Landhaus Tribschen auf einer Anhöhe mit Blick auf den See. Hier lebte Richard Wagner mit seiner zweiten Frau Cosima von Bülow, nachdem er 1866 aus Bayern verwiesen worden war. Warum er das damalige Königreich verlassen musste, erfährt man im Audioguide, der durch die Dauerausstellung führt. „Wohin ich mich aus meinem Haus wende, bin ich von einer wahren Wunderwelt umgeben. Ich kenne keinen schöneren Ort auf dieser Welt“, beschrieb Wagner seinen Wohnort, den er 1872 Richtung Bayreuth verließ. In der Tribschener Idylle vollendete der Maestro auf seinem Érard-Flügel die „Meistersinger von Nürnberg“ und „Siegfried“. Den Flügel nahm er mit nach Bayreuth, mit der Museumsgründung 1933 kam dieser jedoch zurück nach Tribschen und steht heute dort, wo er zu Zeiten Wagners stand.
Vor 18 Uhr ist noch Zeit für das Bourbaki-Panorama, das sich in einem Rundbau am Löwenplatz verbirgt. Das monumentale Rundbild zeigt die geschundenen Soldaten der französischen Bourbaki-Armee nach ihrem Grenzübertritt in die Schweiz Anfang Februar 1871. Die 87.000 Mann starke Armee war während des Deutsch-Französischen Krieges bei Pontarlier vor deutschen Truppen Richtung Schweizer Grenze geflohen, wo sie um militärisches Asyl bat. Dies führte zur größten Flüchtlingsaufnahme in der Geschichte der Eidgenossenschaft und zum ersten Großeinsatz des Roten Kreuzes. Der Genfer Maler Édouard Castres, der als Rot-Kreuz-Helfer mitten im Geschehen war, hielt seine Eindrücke 1881 auf einem Rundgemälde fest. Das 112 Meter lange und zehn Meter hohe Gemälde zeigt das ganze Elend des Krieges, den Überlebenskampf der Soldaten und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Die plastisch gestaltete Umgebung verleiht der Szenerie eine 3D-Illusion und einem selbst das Gefühl, sich mitten im Geschehen zu befinden.
Sonntagmorgen. In der Sammlung Rosengart in der Pilatusstraße sind nicht nur 32 Ölgemälde und mehr als 100 Zeichnungen, Aquarelle sowie grafische und plastische Arbeiten des 1973 verstorbenen Künstlers Picasso ausgestellt, sondern auch zahlreiche Fotografien, die ihn mit seiner Frau Jacqueline Roque zeigen. Sämtliche Werke stammen aus der Privatsammlung von Angela Rosengart, die als junge Frau mehrfach von Picasso porträtiert wurde. Die Luzernerin gründete 1992 die Stiftung Rosengart, um die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zur Sammlung gehören neben den Werken von Picasso 125 Aquarelle, Gemälde und Zeichnungen von Paul Klee, sowie Werke von weiteren 20 Künstlern, darunter Chagall, Cézanne, Kandinsky, Liebermann, Matisse und Miró.
In Vitznau säumen Palmen das Ufer
Los geht’s um 12 Uhr am Bahnhofquai in Luzern an Bord eines der fünf historischen Raddampfer. Wenige Minuten nach dem Ablegen gleitet das Schiff am Bürgenstock entlang, der als Halbinsel weit in den vielarmigen Vierwaldstättersee hineinreicht. In Fahrtrichtung links taucht die Königin der Berge „Rigi“ auf, deren knapp 1.800 Meter hoher Gipfel in den Himmel ragt. Ringsherum liegt eine Postkartenidylle: schneebedeckte Gipfel, bewaldete Berghänge, grüne Weiden und malerische Dörfer, die eingerahmt von Bergen am Seeufer liegen. In den beiden Orten Weggis und Vitznau, die keine 15 Schiffsminuten voneinander entfernt liegen, säumen Palmen, Orchideen und andere südländische Pflanzen das Ufer des Sees, was der Strecke den Namen „Luzerner Riviera“ bescherte. In Vitznau ist Endstation des „Zmittag“-Dampfers und er kehrt nach Luzern zurück, wo nun in Fahrtrichtung rechts die prächtigen Hotelpaläste aus der Jahrhundertwende an der Uferlinie vorbeigleiten.