Es ist angerichtet, die Olympischen Spiele 2024 in Paris starten schon in der kommenden Woche. Mit dabei sind auch einige Spitzensportler aus dem Saarland.

Das Saarland wird bei den Olympischen Spielen in Paris (26. Juli bis 11. August) mit neun Athletinnen und Athleten vertreten sein. Vier von ihnen gehören dem „Team Saarland für Paris“ der Sportstiftung Saar und des Landessportverbandes für das Saarland an. Sie starten für saarländische Vereine und/oder trainieren im Saarland: Triathlet Tim Hellwig (DJK SG St. Ingbert), Badminton-Ass Marvin Seidel (1. BC Saarbrücken-Bischmisheim), Langstreckler Richard Ringer (LC Rehlingen) und Tischtennisspieler Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken Tischtennis). Weitere vier Spitzensportlerinnen und Spitzensportler sind hier geboren oder aufgewachsen, leben und trainieren inzwischen allerdings außerhalb des Saarlandes: Handballer Marko Grgic (ThSV Eisenach), Volleyballer Moritz Reichert (Berlin Recycling Volleys), Turnerin Pauline Schäfer-Betz (KTV Chemnitz) und Bahnrad-Olympiasiegerin mit dem Vierer von Tokio 2021, Lisa Klein (Trek-Segafredo). Hinzu kommt der iranische Schwimmer Samyar Abdoli. Darüber hinaus werden bei den im Anschluss an die Olympischen Spiele ebenfalls in Paris ausgetragenen Paralympics (28. August bis 8. September) Boris Nicolai und Anita Raguwaran (beide Para-Boccia) antreten. Para-Leichtathletin Nicole Nicoleitzik hat zudem noch gute Chancen, sich ebenfalls noch ein Paris-Ticket zu sichern.
Mit neun Athleten vertreten
Richard Ringer war der erste Sportler mit einem Bezug zum Saarland, der offiziell für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris nominiert wurde. Der Langstreckenläufer vom LC Rehlingen gehörte zu den 13 ersten Nominierten des Teams des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), dem in Paris 462 Athletinnen und Athleten angehören werden. Der 35-Jährige wurde am Bodensee geboren und startet seit 2019 für den LC Rehlingen. 2022 gewann Ringer dank eines sehenswerten und weltweit beachteten Schlussspurts die Marathon-Europameisterschaft und wurde auch aufgrund dieses Erfolgs zum Saarsportler des Jahres gewählt. Bei den Olympischen Spielen wird er laut DOSB auch im Marathon antreten. „Natürlich ist der Gewinn einer Medaille immer der große Traum. Dafür müsste alles passen“, weiß Ringer und steckt sich erst einmal realistischere Ziele: „Wenn ich perfekt vorbereitet bin und am Tag X fit bin, denke ich schon, dass eine Top-Acht-Platzierung möglich ist. Ich will an dem Tag perfekt performen und nachher sagen können, alles gegeben zu haben. Dann muss man noch sehen, was dabei rauskommt.“

Der Zweite im Bunde der Qualifizierten aus dem Saarland war Tim Hellwig. Der Bundesliga-Triathlet des Hylo Teams Saar hatte beim Testrennen auf der original Olympia-Strecke fast ein Jahr vor Beginn der Spiele in der französischen Hauptstadt den siebten Platz belegt und sich damit die Teilnahme gesichert. Auch Badminton-Profi Marvin Seidel hat sein Paris-Ticket schon länger in der Tasche. Der gebürtige Saarländer und amtierende Herrendoppel-Europameister (mit Partner Mark Lamsfuß) freut sich auf seine ersten „richtigen“ Olympischen Spiele. Vor drei Jahren in Tokio bestimmte noch die Pandemie das Geschehen. „Ich freue mich natürlich sehr auf Olympia ohne Corona-Probleme und bin sehr gespannt auf die gesamte Atmosphäre. Besonders ist sicher auch, dass viele aus der Familie und dem Bekanntenkreis da sein können, um uns anzufeuern. Es wird definitiv ein Karriere- Highlight“, sagt der 28-Jährige vom 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim. Er und der zwischenzeitlich an einer langwierigen Knieverletzung leidende Lamsfuß haben bei den letzten großen Turnieren die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris geschafft und waren bereits früh nicht mehr von einem der 16 Quali-Plätze in der Weltrangliste zu verdrängen.
Zur Überraschung vieler Experten wurde Patrick Franziska trotz Topform nur als Ersatzmann der Nationalmannschaft nominiert. Sein Fall hat deutschlandweit für Aufregung gesorgt, weil sich die Entscheidungsträger des Deutschen Tischtennisbunds schon früh auf diese Rollenverteilung festgelegt und Dimitrij Ovtcharov, Dang Qiu und Timo Boll den Vorzug gegeben hatten. Obwohl Franziska als bestplatzierter Deutscher und Neunter erstmals in die Top-10 der Weltrangliste vorgerückt ist und als Leistungsträger mit seiner Mannschaft, dem 1. FC Saarbrücken Tischtennis, überaus erfolgreich war – unter anderem als Champions League-Sieger. Die Entscheidung von Bundestrainer Jörg Roßkopf tue ihm „sehr, sehr weh“, sagte der 32-jährige gebürtige Bensheimer (Hessen) bei Sport 1: „In dem Moment war ich in einem Loch und sehr enttäuscht. Und bin es immer noch. Jeder will zu Olympia, das war mein großes Ziel“, ergänzte der Bensheimer. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass Franziska in Paris eingesetzt wird.
Kometenhafter Aufstieg für Marko Grgic

Bessere, wenn auch keine garantierten Aussichten auf Einsätze im Nationaltrikot hat hingegen Marko Grgic. Der 20 Jahre junge Handballer aus Saarlouis hat nach seinem Wechsel 2022 von Drittligist HG Saarlouis zum damaligen Zweit- und inzwischen Erstligist ThSV Eisenach einen kometenhaften Aufstieg erlebt. Nach seinem Nationalmannschafts-Debüt am 12. Mai dieses Jahres gegen Schweden folgte prompt auch die Nominierung für den 14-köpfigen Olympiakader des Deutschen Handball Bunds (DHB). „Er ist ein Spieler, der im Angriff und in der Abwehr spielen kann und spielerisch sehr stark ist. Man kann sagen, dass er sich in Eisenach fast von Monat zu Monat riesig gesteigert hat und letztlich zusammen mit Julian Köster der beste linke Rückraumspieler der Saison war“, schwärmt Bundestrainer Alfred Gislason von dem saarländischen Talent. „Es ist einfach ein Riesentraum, den ich schon als Junge hatte, der da gerade in Erfüllung geht. Dass das alles so schnell ging ist unfassbar“, freut sich der so Gelobte und weiß: „Es gilt jetzt, Leistung zu bringen.“
Das sieht auch Moritz Reichert so. Der Volleyballer aus Lebach absolviert die Generalprobe mit der deutschen Nationalmannschaft gegen die starken Brasilianer am 21. Juli in Saarbrücken. „Brasilien ist für uns natürlich eines der Topteams“, sagt er und findet: „Es könnte in der unmittelbaren Vorbereitung so kurz vor dem olympischen Turnier kaum einen besseren Gegner geben als die Brasilianer und von daher freuen wir uns sehr auf dieses Spiel.“ Und selbstverständlich auf das erste olympische Turnier für die deutschen Volleyballer seit zwölf Jahren. So lange ist die letzte Olympia-Teilnahme von Turnerin Pauline Schäfer-Betz nicht her. Die 27-jährige Bierbacherin, nach der ein von ihr kreiertes Turnelement benannt ist, war schon 2016 in Rio de Janeiro und 2021 in Tokio mit dabei. Radsportlerin Lisa Klein hat damals aus Tokio sogar eine Goldmedaille mit ins Saarland gebracht. Zusammen mit ihren Teamkolleginnen fuhr sie im Bahnrad-Vierer der Konkurrenz davon und sicherte sich das Edelmetall. Auch dieses Jahr gehört die Lauterbacherin mit dem Bahnrad-Vierer zu den Medaillenkandidaten. Ob auch Samyar Abdoli vorne mitmischen kann, muss sich zeigen. Allerdings hat auch der für das iranische Team nominierte Top-Schwimmer einen Bezug zum Saarland: Er trainiert am Sportcampus Saar in Saarbrücken und startet für die SSG Saar Max Ritter. Abdoli wird über die 100 Meter Freistil an den Start gehen – schon jetzt ein Riesenerfolg für den 22-Jährigen.