„Got a Long Time“ wird beworben als „der perfekte Soundtrack zum Sommer“ – was es zu überprüfen gilt …
Begrüßt werden wir mit „Run Away from Your Attire“, einer verspielten Indie-Pop-Perle, die ihre Zügel am Ende für ein quirliges solistisches Saiten-Fade-out recht locker lässt. Das zieht fraglos in den Bann, macht Laune. Der Title Track kommt im Achtziger-Jahre-New-Wave-Gewand daher, insbesondere der funkige, groovende Refrain. Zudem treffen wir auf feiste Orgelschlieren und coole Synthesizer-Riffs. Die Stimme klingt auch hier ausgesprochen freundlich und wird von Harmonie-Gesang umgarnt.
In „The Hollow Sound of Popping a Stem out of a Cherry“ spielt ein bohrendes Saxophon eine raffinierte Rolle. Und auch hier sind die Achtziger Referenz. Pulsierend, scharf riffend und offensiver gesungen sprengt „Oysters Killed Patrick“ das bis hierher leicht melancholische Indie-Pop-Charisma und sendet beste Grüße aus der Sparte Indie-Rock. „Give Me Love“ dockt wiederum mühelos an den süßen Charme des Eröffnungs-Song-Trios an. Erneut verführt locker-leichte Vokalkunst im Verbund mit jubilierender Synthie-Pracht und vollmundigem Saitenhall. Ein willkommenes Wiederhören mit Raoul Pagliarini an Saxophon und Klarinette veredelt „Suburban Summer“ zu einem wunderschönen und tatsächlich sehr sommerlichen – jetzt ist es raus – Stück Unbeschwertheit. Spätestens hier hat das Hörerherz das zweite Album des Luxemburger Quintetts als Seelenbalsam erkannt.
„Summer Drive“ knüpft da nahtlos an, die Orgel rollt einen komfortablen Teppich aus, die Gitarre bezirzt einmal mehr, die Rhythmus-Sektion pocht wieder verlockend ans Trommelfell. Empfohlen wird „Got a Long Time“ Fans von Vampire Weekend, Dope Lemon, Tennis und Portugal. The Man. Diese Vergleiche passen zwar, werden aber dem eigenen Stil der Band nicht ganz gerecht.
Der wohl beste und eigenständigste Song kommt ja noch: „New July“ überzeugt mit schrägem Charme und Surf-Gitarren! Also: Der perfekte Sommer-Soundtrack? Oh, ja!