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WAS MACHT EIGENTLICH...

Ludger Beerbaum überspringt auf seinem Pferd Priamos 1996 bei den German Classics in der Bremer Stadthalle ein Hindernis
Foto: picture-alliance / dpa

… Ludger Beerbaum?

Mit vier Olympiasiegen und vielen weiteren Titeln ist er  weltweit der zweiterfolgreichste Springreiter. Schon lange vor seinem Rückzug vom Turniersport gründete der heute 60-Jährige seinen Reitstall, aus dem einige Reiter und Pferde bei den Pariser Olympischen Spielen starten.

Das macht mich schon ein bisschen stolz“, erklärt der sechsfache Olympiateilnehmer Beerbaum, weil die derzeit bei den Olympischen Spielen in Paris startenden deutschen Reiter und Pferde enge Verbindungen zu seinem Gestüt Riesenbeck haben: Equipe-Mitglied Weishaupt arbeitet seit 2003 bei Beerbaum, Christian Kukuk seit 2012 und Richard Vogel war von 2016 bis 2018 ebenfalls dort beschäftigt. Alle drei Pferde der deutschen Reiter stammen von Riesenbeck-Vorfahren ab, Vogels Hengst „United Touch“ ist sogar ein Urenkel von „Classic Touch“, mit dem Beerbaum 1992 in Barcelona olympisches Einzel-Gold holte.

Überraschend hatte Beerbaum im Vorjahr seinen Rückzug aus dem Turnierreitsport verkündet. Damals lagen seine großen Erfolge aber auch bereits sieben Jahre zurück: 2016 sicherte der frisch gebackene Olympia-Dritte in Barcelona bei seinem 134. und letzten Nationenpreis-Einsatz als fehlerfreier Schlussreiter dem deutschen Team den Sieg. „Ich bin aufgeräumt und mit mir im Reinen. Es fühlt sich richtig an“, kommentierte Beerbaum seinen Abschied vom großen Reitsport. Trotzdem war für ihn aber noch nicht ganz Schluss: Seit 2017 startet er als Teil einer Mannschaft in der „Global Champions League“, einer hochkarätig besetzten internationalen Fünf-Sterne-Turnierserie für Mannschaften. 2018 wurde er bei der Global Champions Tour Grand Prix in Prag im Einzelwettbewerb auf „Casello“ Zweiter und 2022 gelang ihm mit dem Sieg der Global-Champions-Tour-Etappe in Doha sogar wieder ein ganz großer Erfolg. Darüber hinaus bestreitet er auch noch kleinere Wettkämpfe und will nach eigenen Angaben bei Late Entry Turnieren schon noch „den einen oder anderen Young­ster reiten“. Eine Rückkehr auf die „große Bühne“ schloss er aber ebenso aus wie eine Nachfolge von Otto Becker als Bundestrainer.

Höchste Standards

Rückblickend auf seine lange Karriere wertet Beerbaum „sowohl emotional als auch von der Wertigkeit her“ den Einzel-Olympiasieg 1992 in Barcelona mit seinem Pferd „Classic Touch“ als schönsten Moment. Demgegenüber war für ihn der schlimmste Moment 2004 die Nachricht, dass der deutschen Olympia-Mannschaft die Goldmedaille aberkannt wurde, weil sein Pferd „Goldfever“ versehentlich mit einer Salbe behandelt worden war, die das auf der Dopingliste stehende, aber nicht leistungssteigernde Betamethasone enthielt.

Springreiter und Unternehmer Ludger Beerbaum beim Gnadentaler Unternehmertischs (GUT) auf Gut Gnadental
Springreiter und Unternehmer Ludger Beerbaum beim Gnadentaler Unternehmertischs (GUT) auf Gut Gnadental - Foto: picture alliance / Panama Pictures

Erfolgreich ist Beerbaum seit 1995 auch als Reitsport-Unternehmer mit seinem inzwischen höchsten internationalen Standards genügenden Turnier-, Ausbildungs- und Handelsstall Riesenbeck. Dort bildet er Reitertalente und hoffnungsvolle Pferde aus, veranstaltet aber inzwischen auch internationale Turniere und deutsche Nachwuchs-Meisterschaften. Gerade erst Ende Juli traf sich die weltweite Springreiter-Elite in Riesenbeck zur einzigen deutschen Station der diesjährigen „Global Champions Tour“ und des Team-Wettbewerbs „Global Champions League“, in der Beerbaums Mannschaft „Riesenbeck International“ derzeit sogar auf Platz eins liegt. Er selbst war in die Vorbereitungen und Organisation der aufwendigen Veranstaltung voll eingebunden und saß auch für sein Team im Sattel. 

Tiere nicht überfordern

Während beispielsweise das renommierte Chio Aachen eine Non-Profit-Veranstaltung sei, benötige die Champions Tour mit ihren hohen Preisgeldern mehrere Sponsoren. „Wir sind nun mal nicht Fußball mit seinen Fernsehquoten und Fernsehgeldern. Da braucht es halt andere Einnahmequellen“, erklärt Beerbaum im Magazin „St. Georg“. Mit der Entwicklung von „Riesenbeck International“ ist Beerbaum „absolut zufrieden“ und will dort dem Publikum weiterhin pferdesportliches Fünf-Sterne-Niveau bieten, aber auch dem Nachwuchs Startchancen geben. 2021 fand dort unter anderem eine Europameisterschaft der Springreiter und 2023 eine Dressur-EM statt. Seit 2021 hat das Gelände mit seinem 1,3 Hektar großen, komfortablen Grasstadion über 300 feste Pferdeboxen, die bei Großveranstaltungen noch um 100 Zeltboxen ergänzt werden können. Bevor ein weiterer Entwicklungsschritt getan wird, will Beerbaum seine Anlage erst einmal optimal auslasten. 

Insgesamt sieht die Reitlegende im heutigen Reitsport große Veränderungen: „Er ist größer geworden, es gibt viel mehr Turniere, es gibt viel mehr Reiter, die ganze Industrie hat sich weiterentwickelt.“ Die Reiterei und die Pferdezucht hätten Fortschritte gemacht, die Spitze sei breiter, die Konkurrenz größer und die Preisgelder seien höher geworden. Für sein Gestüt Riesenbeck ist es Beerbaum ganz wichtig, eine Überforderung der Tiere zu vermeiden und stets transparent zu arbeiten: „Mit zunehmender Digitalisierung können wir objektiv Nachweise erbringen, dass die Pferde nicht überlastet werden.“ So habe man eine riesengroße Chance, dass „wir mit dem Partner Pferd auch in 20 Jahren nach wie vor eine olympische Disziplin sind und viele Menschen finden, die sich über unseren Sport freuen können.“ 

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