Internationaler „Archipel des Tanzes“
Vom 15. bis zum 31. August holt der 36. „Tanz im August“ Gastspiele aus aller Welt nach Berlin. Verantwortlich für das Programm ist wieder Ricardo Carmona.
Herr Carmona, gibt es eine thematische Klammer für die eingeladenen Produktionen?
Sogar drei. Zum einen geht es um Migration, ideologisch und menschlich. Das machen einige der Stücke sichtbar, verknüpft oft mit einer speziellen Geschichte. Weitere Gastspiele beschäftigen sich mit Tanz und Ökologie, sind von der Natur inspiriert und zeigen, wie die Erde und ihre Ressourcen ausgebeutet werden. Und eine dritte Gruppe kommt von außerhalb Europas und steht für eine andere Praxis, andere Sichtweisen auf zeitgenössischen Tanz und was damit ausgedrückt werden kann.
Wie viele Gastspiele werden zu sehen sein?
Insgesamt 18. Sie laufen in zehn verschiedenen Spielstätten, vom Theater „Hebbel am Ufer“ (HAU) als Stammhaus des Festivals über die Volksbühne und das Haus der Berliner Festspiele bis zum Kraftwerk Berlin als ungewöhnlichem Aufführungsort. Das sind starke Partner. Selbst das Tempelhofer Feld wird bespielt, dort sogar, wie stets einmal pro Festival, bei freiem Eintritt. Auch die Ticketpreise sind wie schon im Vorjahr gegenüber früheren Festivalausgaben niedriger, um vielen Menschen den Besuch zu ermöglichen.
Neben bekannten Choreografen enthält das Programm manch neue Namen.
Wir wollen außer großen Formen des Tanzes, wie etwa dem Gastspiel aus Lyon, auch kleineren Projekten ein Podium bieten. So finden sich mit Jefta van Dinther, Jérôme Bel oder Meg Stuart Choreografen der mittleren Generation neben aufstrebenden jungen Talenten. Viele der Gastspiele sind Co-Produktionen, mit vielen gehen wir Risiken ein, ohne die Kunst nicht existieren kann. Mich interessiert besonders auch die Verbindung zwischen Stücken, wenn ein ähnliches Thema von mehreren Choreografen behandelt wird. Dass der „Tanz im August“ übrigens auch 2025 finanziell gesichert ist, erleichtert sehr. Interview: Volkmar Draeger
Infos unter: www.tanzimaugust.de
Kulturverführung vom 26. Juli 2024
Theater: Eine Antwort auf die Frage „Was ist, wenn die Frau, in die man sich verliebt hat, bei der Gedankenpolizei ist?“ sucht Uwe Neumann am 7. und 14 August auf der Bühne des Globe-Theaters. Uwe Neumann spielt dort Winston Smith, den Protagonisten aus George Orwells Roman „1984“. „Big Brother is watching you“, das war das Grundszenario von Orwells Roman aus dem Jahr 1948. Winston Smith zweifelt das System eines allwissenden und alles bestimmenden Staates an, er hasst es, und schon das ist ein Gedankenverbrechen, sein Todesurteil. Das weiß er. Doch plötzlich geschieht ihm etwas Unerwartetes: Er verliebt sich. Doch kann er dieser Julia wirklich trauen? Uwe Neumann ist in der Fassung des Kanttheaters Berlin Winston Smith, Anette Daugardt schlüpft in die Rollen der Gegenspieler, der Geliebten, der Gedankenpolizisten. Zwei Stühle und eine Posaune reichen aus, um den ebenso faszinierenden wie erschreckenden gedanklichen Kern dieser Geschichte in all seiner bedrohlichen Aktualität zu zeigen. Globe, Sömmeringstraße 15, 10589 Berlin, Tickets 20 Euro, ermäßigt 16 Euro, Informationen www.globe.berlin
Lesung: „Als Antwort auf die Begegnungen mit Person und Werk der französischen Sängerin Patricia Petibon“ sieht der Berliner Künstler Gerd Sonntag sein multimediales Buch-Kunst-Werk „An Patricia Petibon – Traumbriefe aus Berlin“. Der österreichische Schauspieler Wolfram Berger liest am Freitag, 9. August, 20 Uhr, aus diesem Werk sowie Texte aus der Reihe „lieblings bild- und sprachgalaxenbauern“ von Kurt Schwitters, Ernst Jandl, Karl Valentin, Adolf Wölfli und Günter Brus in der Alten Feuerwache. Dort sind noch bis zum 22. September auch einige der 134 von Hand gedruckten Seiten mit Zeichnungen und Texten aus dem Buch von Gerd Sonntag ausgestellt. Alte Feuerwache, Marchlewskistraße 6, 10243 Berlin, der Eintritt ist frei.
Ausstellung: Eine Antwort auf die Frage, warum die Dinosaurier ausgestorben sind, gibt es noch bis zum 30. November im Museum für Naturkunde. Dort kann man auf Augenhöhe mit Raubsauriern gehen – na ja, fast, denn diese Tiere waren doch ziemlich groß. Tristan, so wird das pechschwarze, vier Meter hohe und zwölf Meter lange Original-Skelett eines Tyrannosaurus Rex genannt, trägt den Kopf dafür zu hoch. Aber gleich zu Beginn der Ausstellung finden Besucherinnen und Besucher drei originale Raubsaurierschädel, darunter den seltenen Fund eines jungen T-Rex, tatsächlich auf Augenhöhe in Vitrinen. Dazu warten im Museum weitere Dinosaurier aus den Erdzeitaltern Trias, Jura und Kreide – unter anderem das Skelett eines mehr als 13 Meter hohen Brachiosaurus Brancai, das weltweit größte Gerippe eines Dinos, Invalidenstr. 43, 10115 Berlin, Infos: www.museumfuernaturkunde.berlin/de Martin Rolshausen