Jannik Rochelt verlässt die SV Elversberg in Richtung Hannover. Für 1,5 Millionen wird er zum Rekordverkauf der SVE – es zeigt die Entwicklung, die der Verein genommen hat.
Am Ende kam es nicht mehr überraschend. Die SV Elversberg muss Jannik Rochelt ziehen lassen. Der 25-Jährige wechselt vom saarländischen Fußball-Zweitligisten zum Liga-Konkurrenten Hannover 96, wie beide Vereine mitteilten. In Hannover erhält der offensive Mittelfeldspieler einen Vertrag bis zum 30. Juni 2027. Rochelt spielte zwei Jahre bei der SV Elversberg und stieg mit dem Verein 2023 in die 2. Bundesliga auf. In der vergangenen Spielzeit trug er mit dazu bei, dass die Mannschaft von Trainer Horst Steffen souverän in der Liga blieb. Rochelt stand 32-mal in der Startelf und kam auf insgesamt 33 Zweitliga-Einsätze. Dabei erzielte er vier Treffer und bereitete sieben Tore vor. Empfohlen für Elversberg hatte sich Rochelt in seinen 58 Pflichtspielen für den SSV Ulm. Von dort wechselte er vor zwei Jahren ablösefrei zu den Saarländern. Nun wird er wohl mit Abstand der Rekordverkauf für den Verein werden. Die größte Ablöse kassierten sie bisher im Sommer 2018 mit 50.000 Euro für den Verkauf von Fatih Köksal an den 1. FC Saarbrücken. Hannover hat sich dabei wohl gegen namhafte Konkurrenz durchgesetzt: Unter anderem Legia Warschau, der FC St. Pauli und der 1. FC Heidenheim sollen interessiert gewesen sein. Für Hannover ist er der vierte Neuzugang nach Josh Knight (ablösefrei), Jessic Ngankam und Hyun-ju Lee. „Jannik ist ein Spieler, der in jedem Spiel auf seine Aktionen in der Offensive kommt und überall in seiner Laufbahn auch seine Torbeteiligungen hatte. Vom athletischen Profil her ist er extrem spannend. Er hat außergewöhnliche Lauf- und Sprintwerte, bringt eine brutale Dynamik mit und ein sehr gutes Tempo. Sicherlich ist auch von Vorteil, dass er die 2. Liga aus der zurückliegenden Saison bereits kennt. Wir freuen uns sehr, dass er sich unter allen Optionen, die er hatte, für Hannover 96 entschieden hat“, sagte Sportdirektor Marcus Mann.
Wechsel von Sahin ist möglich
Rochelt ergänzte: „Der Kontakt mit 96 war von Anfang an sehr intensiv. Ich glaube, es ist kein Geheimnis, dass es auch noch weitere Klubs gab, die Kontakt zu mir aufgenommen hatten. Letztlich ist es so, dass der Austausch mit den Verantwortlichen und ein Besuch in Hannover den entscheidenden Ausschlag gegeben haben. Danach war ich einfach voll überzeugt und mir total sicher, dass das der Schritt ist, den ich gehen will. Ich habe große Lust auf 96, auf die Stadt, auf die Mannschaft und die neue Saison.“
Für die SVE war er maßgeblich am Aufstieg in die 2. Bundesliga beteiligt. „Jannik war ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft und hat immer wieder starke Leistungen gebracht. Dass dadurch Begehrlichkeiten geweckt werden, ist selbstverständlich“, sagt SVE-Sportvorstand Nils-Ole Book. Rochelt verabschiedete sich mit emotionalen Worten vom Verein und seinen Fans. „Die Zeit in Elversberg war etwas Besonderes für mich. Die Erfolge, die wir gemeinsam gefeiert haben, waren unbeschreiblich. Die letzten beiden Jahre waren die schönsten, die ich in meiner bisherigen Fußballerkarriere erlebt habe.“
Nach sechs Jahren beim FC Memmingen schloss sich Rochelt im Winter 2019 der U23-Mannschaft des FC Bayern München an, mit der er am Saisonende in die Dritte Liga aufstieg. Nach einer anderthalbjährigen Station beim SSV Ulm 1846 ab Februar 2021 heuerte er zur Saison 2022/23 bei der damals in der Dritten Liga spielenden SV Elversberg an. Am Ende der Spielzeit feierten die Saarländer den Aufstieg in die Zweite Liga, an dem der in Lindenberg im Allgäu geborene Rochelt mit 27 Torbeteiligungen in 37 Ligaspielen – zwölf Tore und 15 Assists – maßgeblichen Anteil hatte.
Rochelt ist nach den nicht zu haltenden Leihspielern Hugo Vandermersch (SM Caen) und Paul Wanner (FC Bayern München, jetzt 1. FC Heidenheim) der dritte absolute Leistungsträger, der im Vergleich zur zurückliegenden Saison nicht mehr zur Verfügung steht – und könnte nicht der letzte bleiben. Denn, nachdem Holstein Kiel bereits Anfang Mai erstmals Interesse an Semih Sahin nachgesagt wurde, nennt der „kicker“ den zentralen Mittelfeldspieler nun wieder als Kandidaten, der beim Bundesliga-Aufsteiger auf dem Wunschzettel steht.
Kiel hat zwar mit Magnus Knudsen bereits einen Ersatz für den zu Borussia Mönchengladbach gewechselten Kapitän Philipp Sander verpflichtet, will aber offenbar noch einen zweiten Spieler für die Mittelfeldzentrale hinzuholen. Sahin würde als ein mit 24 Jahren noch junger und entwicklungsfähiger Spieler gut ins Profil der Störche passen, denen die konstanten Leistungen des in Mannheim geborenen Deutsch-Türken natürlich auch nicht entgangen sind. Die Elversberger Verantwortlichen kämen im Falle eines konkreten Angebots schon unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht umhin, sich damit zu beschäftigen. Denn da Sahins Vertrag 2025 endet, droht in einem Jahr ein ablösefreier Verlust, während aktuell noch eine stattliche Ablöse zumindest im hohen sechsstelligen Bereich möglich wäre. Es soll auch Interessenten aus der Türkei geben.
Darin liegt auch die Krux für die SVE: Große Leistungen wecken auch immer Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen. Durch die Ausstiegsklausel waren die Verantwortlichen auf den möglichen Abgang von Rochelt vorbereitet. Zudem spült es eine ordentliche Summe Geld in die Kassen. Jetzt sind Ole Book und Horst Steffen gefragt, mit den Mechanismen des Geschäfts umzugehen. Einen guten Spieler zu verlieren, tut immer weh. Mit einer Entschädigung im Millionenbereich muss die SVE nun zum ersten Mal umgehen können – aber auch das hat sie sich erarbeitet.