Das Wort hält sich hartnäckig im Sprachgebrauch, auch wenn sich allenfalls die etwas fortgeschrittene Generation daran erinnert, was es eigentlich mal damit auf sich hatte. „Sommerloch“ war die Zeit, in der Redaktionen zuvor produzierte lustige Serien aus der Schublade kramten, um damit in der meldungsarmen Zeit, sprich „Sommerloch“, was zum Drucken oder Senden zu haben. Manchmal krochen in jenen Zeiten auch Spinnen aus Bananenkisten.
Die Schubladen haben in der digitalen Welt zumindest für diesen Zweck ausgedient, und „Sommerloch“ ist allenfalls noch was für Nostalgiker. Bananenkistenspinnen stehen auf der Roten Liste bedrohter Arten, die Nacktschneckenplage ist kein echter Ersatz. Immerhin hat sich mal ein Wolf hierzulande herumgetrieben.
Ansonsten gehen die Diskussionen um Bürgergeld oder Grenzkontrollen munter weiter, als hätte sich „die Politik“ selbst ein Urlaubsverbot auferlegt.
Nun gibt es zu beidem nicht fürchterlich viele neue Fakten zu diskutieren. Die Zahlen zum Bürgergeld sind ebenso bekannt wie die Vorgaben dazu vom Bundesverfassungsgericht. Sie müssen nur leider immer wieder für „Faktenchecks“ aufgerufen werden nach Sommerinterviews, die eher die Herbstwahlkämpfe im Blick haben, als ernstliche Sachbeiträge zu liefern.
Kaum anders in Sachen Grenzkontrollen, die in einer Form gefordert werden, als würden damit alle Probleme gelöst.
Beides mag diskussionswürdig sein, lenkt aber zugleich von Schieflagen und Unzulänglichkeiten ab, die seit Jahren bekannt, wofür Korrekturen aber nicht in Sicht sind. Beispiele: Quer durch die Republik wird über zu wenig Sprach- und Integrationskurse geklagt, die Anerkennung von in der Heimat erworbenen Qualifikationen ist ein Trauerspiel. So werden Menschen, die sich integrieren und arbeiten wollen, Chancen verbaut. Unterstützungsmaßnahmen sind befristet, stehen regelmäßig vor dem Aus oder müssen neu aufgestellt werden. Hat eigentlich schon mal jemand ausgerechnet, wieviel Potenzial so vergeudet wird? Aber wir reden lieber über Kürzungen, Sanktionen, Kontrollen.
Da wünsche ich mir das schöne alte „Sommerloch“ mit Bananenkistenspinnen und anderen Ungeheuern zurück. Das Getier war zumindest verlässlich nach den großen Ferien wieder in der Versenkung verschwunden.