Für viele Radreisende zählt jedes Gramm Gewicht. Doch seit das E-Bike Pedalarbeit übernimmt, gehen kompakte elektrische Pumpen trotz Mehrgewicht unauffällig mit auf Tour. Man sollte aber auch ihre Nachteile kennen. Ein Kaufberater.
Pumparbeit ist Schweißarbeit: Wer einen Fahrradreifen manuell komplett mit Luft befüllt, kann schon mal selbst etwas aus der Puste kommen. Zumal, wenn es sich um eine Mini-Pumpe für unterwegs handelt, die nicht so viele Volumen umsetzt. Da bietet sich elektrische Hilfe an.
Über ein Dutzend Hersteller von Bosch, Messingschlager und Fischer über Xiaomi und Osram bis zu AGT, Jansite oder Autder fertigt Luftpumpen an, die mit Akku und kleinem E-Motor oder Kompressor ihre Arbeit verrichten. Die Preise liegen zwischen 40 und 100 Euro. Das Konzept hat Vorteile: Neben dem praktisch nicht vorhandenen manuellen Kraftaufwand lassen sich Luftdrücke voreinstellen, wie man es als Autofahrer von der Luftstation an der Tankstelle kennt.
Im Vergleich mit einer Standpumpe sind die Geräte kompakt. Und sie sind universell einsetzbar. Nicht nur Fahrradreifen pumpen sie im Alleingang auf, sondern je nach Modell auch Sportbälle, Luftmatratzen, Auto- und Motorradreifen.
Nachteile: Gegenüber einem Luftkompressor, der kabelgebunden über die Steckdose betrieben wird, sind die Akkupumpen zwar weniger krawallig, doch können sie im Betrieb an einem ruhigen Sonntag immer noch für Lärmbelästigung sorgen. Tests haben Dezibel-Werte von rund 60 bis 80 db ergeben, auf Letzteren bringen es auch ein Rasenmäher oder ein vorbeifahrendes Auto. Letztlich muss der Akku geladen sein, sonst hilft die beste E-Pumpe nichts. Man hat also ein Gerät mehr, auf dessen Ladestandsanzeige man achten muss.
E-Pumpen können ordentlich lärmen
Zur Kerneigenschaft: Pumpen tun sie alle. Die Fragen sind, wie schnell das vonstattengeht und bis zu welchem Luftdruck maximal. Hier gibt es bei den Produkten Unterschiede, die man sich als Kunde vor dem Kauf zu Gemüte führen sollte. Denn röhrt die E-Pumpe an die drei Minuten vor sich hin, bis sie einen Fahrradreifen auf drei bar bringt, zerrt das an den Nerven, weil man mit einer konventionellen Luftpumpe schneller zugange wäre. Ein Topwert, etwa für 40-Milimeter breite Pneus, ist dagegen: in 20 Sekunden auf 3 oder gar 3,5 bar, wie sie viele gängige Trekkingreifen benötigen.
Wer 8 bar im Rennradradreifen braucht, sollte darauf achten, dass die Pumpe solche hohen Drücke auch gestemmt bekommt. Das technische Datenblatt, Verkaufspersonal oder die Gebrauchsanweisung geben Auskunft darüber. Die Maximalwerte der E-Pumpen liegen hierbei um die 10 bar. Ein weiterer Parameter ist die Durchhaltekraft des elektrischen Reifenbeatmers, die vor allem mit dem Energiegehalt des Akkus korreliert. Richtwerte sind schwer zu nennen, doch eine Batterie mit 3.000 Milliamperestunden (mAh) schafft je nach Reifenbreite und -volumen wohl um die sieben Reifenfüllungen. Es gibt aber auch noch potentere Pumpen.
Zwei weitere Stichworte sind in diesem Zusammenhang wichtig: Gewicht und Ladedauer. Je mehr der Akku auf die Waage bringt, desto mehr Saft für den Einsatz hält er zwar bereit, aber dann dauert auch das Stromtanken tendenziell länger.
Wer sich die E-Pumpe für den Fahrradkeller anschafft, also flexibler bei Zeit und Gewicht ist, kann cool bleiben. Doch auf Reisen sind das kritische Parameter. Wer wartet schon gern über 500 Minuten, bis der Pumpenakku voll ist? 100 Minuten hören sich schon besser an. Und wenn zehn Minuten Laden reichen, um nur den einen Schlauch nach der Reifenpanne wieder zu Spannkraft zu verhelfen, umso besser. Noch besser: Man geht mit einem gut gefüllten Akku auf eine längere Reise und muss im Fall der Fälle gar nicht laden.
Akku vor der Reise immer gut laden
Unterschiede gibt es auch beim Laden an sich: Die meisten Pumpen haben einen fest eingebauten Akku, der über USB-C- oder Micro-USB-Schnittstellen geladen werden kann, manchen liegen Adapter zum Auffrischen über den Zigarettenanzünder im Auto bei. Ausnahme sind entnehmbare Stromspeicher. Das lässt einen Wechsel-Akku für Notfälle zu, der aber auch Zusatzgewicht bedeutet und oft so teuer wie eine ganze Pumpe ist. Geräte mit 230 Volt lassen sich auch über eine Haushaltssteckdose betreiben.
Leichtgewichte unter den E-Pumpen wiegen um die 400 Gramm, um 1,5 Kilo haben die schweren Modelle. Welche Pumpe im Gepäck noch tolerabel ist, muss jeder für sich entscheiden. Fest steht: Mit einem E-Bike fallen auch Pumpen wortwörtlich weniger ins Gewicht als auf dem Bio-Bike, auf dem man jedes Gramm in den Muskeln spürt.
Von entscheidender Wichtigkeit ist natürlich auch, dass die Pumpe zum Ventil passt. Viele sind für Schrader-Ventile vorgesehen, die auch als „Autoventile“ bezeichnet werden. Wer ein älteres Mountainbike fährt, ist damit gut bedient, doch heute rotieren die meisten Schläuche mit den schmaleren Dunlop- oder Presta-Ventilen. Manchmal liegen den Pumpen auch Nadelventile für Bälle bei. Die Adapter finden ihren Platz idealerweise hinter einer Klappe oder an einer Befestigung am Gehäuse, um stets dabei zu sein und nicht verloren zu gehen.
Unterschiede gibt es auch bei der Länge des Schlauches: Zwischen über einem halben Meter und 15 Zentimeter liegt in etwa die Spanne bei vielen Modellen am Markt; für Radreisen besonders praktisch ist es, wenn ein vergleichsweise kurzer Schlauch demontiert und in einem dafür vorgesehenen Gehäuseschacht verstaut werden kann – besser, als wenn ein nicht abnehmbarer Schlauch an der Pumpe baumelt.
Als Radreisender oder Radreisende achtet man am besten auch auf das Format. Passt die Pumpe in die Fahrrad- tasche? Kompakte Modelle sind um die 12 bis 15 Zentimeter lang und haben Funkgerätformat, andere sind länglicher. Ausprobieren kann man auch, wie gut das Teil in der Hand liegt. Es gibt auch Mini-Pumpen im halbierten Zigarettenschachtel-Format, die kaum mehr als 100 Gramm wiegen, doch Ausdauer und Schnelligkeit darf man hier nicht erwarten.
Die Bedienung: Hier spielen E-Pumpen ihre ganzen Vorteile aus. Einstöpseln, Knopf drücken und den Rest ohne weiter Muskelarbeit erledigen lassen – bis ein voreingestellter Luftdruck erreicht ist und sich das Ding abschaltet. Ideal ist, wenn sich alle Taster und Knöpfe mit dem Daumen erreichen lassen und keine zweite Hand beim Bedienen gebraucht wird. Manche Modelle merken sich auch den zuletzt eingestellten Druck – praktisch, wenn die Pumpe stets am gleichen Fahrrad im Einsatz ist.
Die Manometer zur Anzeige des aktuellen Drucks arbeiten oft präziser als die der analogen Standpumpen, das haben Tests immer wieder ergeben. Im Display angezeigt werden sollte der Druck sowohl in bar als auch in psi, das sind die beiden gängigen Einheiten wie sie sich auch bei den Herstellervorgaben an den Reifenflanken finden.
Akkustand sollte angezeigt werden
Auch der Akkustand sollte auf dem Display angezeigt werden, das bieten nicht alle Modelle am Markt. Unterschiede gibt es zudem bei der Feineinstellung; lässt sich der Druck in 0,1-bar-Schritten verändern, sollte das für die allermeisten Anwendungsszenarien passen. Andere Pumpen sehen die Feineinstellung in 5- oder 10-Prozent-Schritten vor; justiert wird die Luftmenge im Zweifel händisch über Plus- und Minustasten.
Ebenfalls wissenswert: Die meisten E-Pumpen haben eine Taschenlampenfunktion. An sich ist auch das ein praktisches Gimmick, das aber umso mehr Sinn ergibt, wenn sich das Licht auch separat anknipsen lässt, ohne dass gleich synchron die Pumpe loslegt, bevor man im Dunkeln das Ventil gefunden hat. Auf diesen feinen Unterschied kann man ebenfalls achten – wie auf die Powerbank-Funktion, die manche bieten. Wenn sich unterwegs das Smartphone laden lässt, muss nicht noch ein Extra-Kraftriegel mit auf Reisen – ein Synergie-Effekt vor allem in Sachen Gewicht.
Kleine Einschränkung im Betrieb: Elektrische Luftpumpen erhitzen sich, wenn sie arbeiten. Bevor man sie wieder verstaut, sollte man etwas abwarten. Und sie sind in der Regel empfindlich gegenüber Wasser, heißt: Ihnen sollte in der regendichten Fahrradtasche ein Plätzchen reserviert werden. Und sie im Wolkenbruch unter freiem Himmel in Betrieb zu nehmen, ist auch keine gute Idee. Da ist die klassische Luftpumpe klar im Vorteil. Aber auf einer Radtour oder Radreise hofft man ja ohnehin auf gutes Wetter.