Eigentlich war die Kaderplanung des Drittligisten schon fast abgeschlossen. Doch plötzlich musste Rüdiger Ziehl einen Verteidiger suchen. Dennoch zieht der Trainer des 1. FC Saarbrücken eine zufriedene Bilanz der Vorbereitung.
Herr Ziehl, wie beurteilen Sie den Verlauf der Vorbereitung? Worauf haben Sie den Schwerpunkt in der Arbeit auf und neben dem Platz gelegt?
Die Vorbereitung ist gut verlaufen. Wir hatten ein schlechtes Spiel und auch eine schlechte Leistung mit einer Niederlage gegen Balingen. Ansonsten waren die Spiele ordentlich bis gut, mit auch wirklich guten Ergebnissen. Es war dann auch ein Schwerpunkt im Training, dass wir irgendwo eine gemeinsame Idee entwickeln, weil wir doch einige neue Spieler integrieren mussten. Das heißt, was die Offensive anbelangt, mit einer Idee ins Spiel reingehen, aber auch defensiv gemeinsam verteidigen. Ein Schwerpunkt neben dem Platz war, dass wir als Mannschaft zusammenfinden. Da war das Trainingslager sehr wichtig, wo wir wirklich gute Bedingungen hatten.
Wie zufrieden sind Sie mit dem personellen Umbruch in Ihrem Team? Auf welchen Positionen sehen Sie noch Handlungsbedarf? Und welcher Abgang tut im Nachhinein am meisten weh?
Der Umbruch musste sein. Bei manchen Personalien war er notgedrungen, weil wir die Spieler nicht halten konnten. Auf der anderen Seite haben wir Dinge umgesetzt, die wir auch verändern wollten. Und von daher bin ich zufrieden, wie wir den Kader zusammengestellt haben. Ich glaube, was man bisher im Training und in den Spielen gesehen hat, macht Lust auf mehr. Man merkt, dass gute Charaktere dabei sind, dass man eine gute Mischung gefunden hat in der Mannschaft. Handlungsbedarf ist grundsätzlich noch auf der Linksverteidiger-Position. Da präferiere ich einen jungen Spieler, um die U23-Regelung noch mal umzusetzen. Ansonsten müssen wir kurzfristig noch einen Innenverteidiger holen, die Verletzung von Boné Uaferro ist ja noch recht frisch. Und am Ende kann es sein, dass wir auch im Sturm noch etwas machen. Aber Stand jetzt macht Patrick Schmidt wirklich gute Fortschritte, so dass wir da nicht unbedingt was machen müssen, weil wir auch schon jetzt guten Konkurrenzkampf haben. Welcher Abgang wehgetan hat? Ich glaube, das ist selbstredend. Zwei Spieler sind zu nennen mit Luca Kerber und Marcel Gaus. Einmal ein Eigengewächs, das sich etabliert hat und nun die Möglichkeit hat, sich in der Bundesliga zu beweisen. Er war bereits eine Identifikationsfigur, der es auf und neben dem Platz gut gemacht hat. Und Marcel Gaus ist einfach als Persönlichkeit schwer zu ersetzen, und deswegen tut sein Abschied weh.
Wie lautet die persönliche Zielsetzung für die kommende Saison und wer sind aus Ihrer Sicht die Favoriten um den Aufstieg?
Ein guter Ansatz ist, mehr Spiele zu gewinnen als in der letzten Saison. Ich glaube, das war das große Thema, dass wir zu viele Unentschieden hatten. Ich glaube, in der Liga ist es schwer zu sagen, wir wollen aufsteigen, weil diese Idee sicherlich zehn Teams haben. Da gehören wir mit Sicherheit dazu und wollen entsprechend wieder eine gute Rolle spielen und nach Möglichkeit mit mehr Siegen auch mehr Punkte auf die Habenseite kriegen. Ich denke, die Absteiger aus der Zweiten Liga, insbesondere Hansa Rostock, die einen großen Etat haben, werden vorne mit dabei sein, obwohl sie noch Spieler verpflichten müssen. Am Ende natürlich auch Dynamo Dresden wieder, die es jetzt ähnlich wie wir zwei Jahre lang knapp verpasst haben. Dann gibt es ein breites Feld an Mannschaften, die sich ja Chancen ausrechnen. Man muss auch Teams wie Bielefeld auf der Rechnung haben.
Die Europameisterschaft liegt einige Tage zurück. Gibt es Erkenntnisse spielerischer und taktischer Natur, die Sie in Ihren Trainingsalltag integrieren können?
Ein Übertrag von absolutem Top-Niveau auf die Dritte Liga ist grundsätzlich möglich, aber eher in abgespeckter Version. Ich glaube, man muss auch irgendwo selbst seine Idee haben: Was will ich umsetzen, wie will ich Fußball spielen. Dann kann man Dinge aus diesem Top-Bereich mit einfließen lassen. Wir sehen es ja jetzt, wo wir ein weiteres System einstudieren, das bei der EM auch gespielt wurde. Es ist nie verkehrt, von den Besten lernen zu wollen.