Solo-Singen ist für Frauen im Iran verboten. Die gebürtige Iranerin Marjan Vahdat tut es in ihrem kalifornischen Exil und auf gefeierten Tourneen trotzdem mit großer Leidenschaft – bislang überwiegend auf Konzerten, nun auch auf einem kompletten A-cappella-Album.
„Wenn ich a cappella singe, kann ich meine Gefühle mehr oder weniger ungefiltert ausdrücken. Meine Stimme ist völlig nackt und während ich singe, kann ich alle Details beobachten und mit Elementen spielen, die ich nicht so gut wahrnehme, wenn ich zu Instrumenten singe, die mich begleiten“, sagt die Künstlerin über die Wahl, ohne Begleitung zu singen. Dennoch fühle sie sich dabei nie alleine. In ihr schwingen mit jedem Ton stets jene Stimmen mit, die sie prägten – unter anderem die ihres Vaters und ihrer Großmutter. Beider Gesang wird auf „The Eagle of My Heart“ dezent eingebaut.
Naturgemäß schwingt in den hier vorgetragenen Weisen aber auch viel Schmerz mit. Marjan Vahdat vertont zumeist Texte iranischer Poetinnen und Poeten. Es sind durchweg Texte, die für alle nach Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit strebenden iranischen Menschen von immenser, weil ermutigender Bedeutung sind.
Gleichwohl transportieren diese klagenden, tief unter die Haut gehenden Lieder universelle Botschaften. Das gilt sogar für jene beiden Songs, in denen es explizit um die Trauer von Angehörigen durch das Regime ermordeter Menschen geht.
All das ist wahrlich kein leichter Stoff. Und vielleicht braucht es auch besondere Orte und Stimmungen, um sich darauf einzulassen. Indes: Das Erlauschen dieser dreizehn hochemotionalen Weisen fordert eben nicht nur heraus, sondern lohnt auch mit intensiven Hörerfahrungen.
Via Kopfhörer in einer Kirche oder in der Natur gehört, kann dieses Repertoire ein ganz besonderer Genuss sein, der Gänsehaut verursacht.
Aufgenommen wurde das mutige Werk in einer mit betörendem Hall ausgestatteten Osloer Kirche. Produziert hat es der Norweger Erik Hillestad, auf dessen Label Kirkelig Kulturverksted „The Eagle of My Heart“ erscheint.