Das Berliner Projekt United on Ice gibt Kindern und Jugendlichen aus nicht geregelten oder schweren Verhältnissen die Möglichkeit über Eishockey in ihrem persönlichen, schulischen sowie beruflichen Werdegang zu wachsen. Das Projekt soll Halt geben und Unterstützung für viele Ebenen des Lebens anbieten.

Eishockey ist ein sehr beliebter Sport. Die deutsche Nationalmannschaft hat in den vergangenen Jahren den einen oder anderen Erfolg für sich verzeichnen können. An den immer größer werdenden Zuschauerzahlen kann man auch sehen: die Sportart boomt. Und dann gibt es in Berlin ein Projekt, das mit Eishockey eng in Verbindung steht: United on Ice.
„Man muss erst mal Bindung aufbauen“
Seit 2001 (damals noch unter dem Namen Kick on Ice) können Kinder und Jugendliche in Berlin innerhalb dieses Projekts zusammen die Schlittschuhe schnüren und auf das Eis gehen. Es ist besonders schön zu sehen, wie die Kids das Projekt auf dem Eis annehmen. Das ist unter anderem eine der Hauptaufgaben Jan Kaminskis: „Der Großteil meiner Aufgabe ist es, Angebote zu schaffen und zu schauen, dass die Kinder und Jugendlichen regelmäßig kommen.“ Vor allem eine Sache ist ihm in der täglichen Arbeit besonders wichtig: „Man muss erst mal Bindung aufbauen.“ Die Teilnehmerzahlen des Projekts steigen kontinuierlich. „Die Kinder und Jugendlichen kommen, und bleiben sofort“, sagt Kaminski stolz. Der Projektleiter musste dann im Jahr 2017 einen Rückschlag hinnehmen, der dann aber etwas Schönes herbeigerufen hatte. Nach jahrelangem Engagement musste die Laureus Stiftung ihre Unterstützung kürzen. Kaminski dachte damals allerdings nicht ans Aufgeben: „Ich hatte trotzdem eine Menge Ideen und konnte mir sehr gut vorstellen, dass man das Projekt retten kann.“ Gesagt getan: Zusammen mit der deutschen Eiskunstlauf-Legende Katharina Witt, die bereits seit Beginn des Projekts als Schirmherrin fungiert, und der Beisheim Stiftung gelang die Rettung des Projektes. Seit 2017 steht das Projekt auf eigenen Beinen und hat in diesem Zuge den Namen auf den aktuellen „United on Ice“ geändert.
Ein Baustein für den großen Erfolg, ist der Sport Eishockey selbst. „Die Sportart ist intensiv und sorgt dafür, dass Kids nicht anders können, als sich zu fokussieren und konzentrieren. Für jegliche Ablenkung bleibt da keine Zeit“, findet der Projektleiter. Gespielt wird in sieben eigenen und selbstorganisierten Teams. Auch hierbei gibt es laut Kaminski einen weiterführenden Sinn: „Einmal im Monat gibt es eine Teamvertretersitzung. Da rede ich mit den ‚Größeren‘ des Teams und gebe ihnen mit auf dem Weg, dass man doch bitte das eine oder andere in der Mannschaft klären soll.“ Ziel dabei ist es, dass die Mannschaftsmitglieder die Themen untereinander klären. Des Weiteren stehen die Coaches den Kindern als Pädagogen mit Hilfestellungen zur Seite.
All das verfolgt ein klares Ziel: Die Kinder und Jugendlichen sollen möglichst lange eingebunden und entsprechende Werte sollen vermittelt werden. Neben dem Sport soll selbstverständlich auch der persönliche Weg jedes Einzelnen in den Vordergrund stehen. Dafür bittet Kaminski einmal im Jahr zu einem Saisongespräch: „Da wird geschaut, wie es beispielsweise in der Schule oder im Praktikum läuft. Das Wichtige hierbei ist: Vertrauen aufzubauen“, so der Projektleiter. Grenzenloses Vertrauen hat Kaminski in die Schirmherrin Katharina Witt: „Sie ist unendlich fleißig, sie unterstützt sehr viele Programme, wir stehen in regelmäßigem Kontakt.“ Für Kaminski selbst ist dieses Projekt mehr als ein Beruf. Es ist eine Herzensangelegenheit: „Es ist sehr schön, wenn du siehst, dass man etwas bewegt.“ Des Weiteren ist es wichtig, die Kinder positiv zu ermutigen: „Wir haben den Eindruck, dass den Kids sehr oft gesagt wird: Mach das nicht, mach jenes nicht. Immer ist ein Nein dabei. Wir wollen eher sagen: Ja, das war gut, den kannste dir merken.“ Neben dem Trainer-Sein auf dem Eis, möchte Kaminski sportpädagogisch auf die Kinder und Jugendlichen einwirken: „Es ist zwar schön und gut, wenn du auf dem Eis sehr viel Spaß hast und talentiert bist, trotzdem darf und wird die Schule nicht in Vergessenheit geraten. Da will ich ihnen helfen.“ Fragt man ihn nach dem Projektziel, gibt er eine klare Antwort: „Wir wollen einen sicheren Ort schaffen und eine Anlaufstelle sein, wo Kids sich frei entfalten können. Die Prävention ist der erste Hebel, damit andere, schlechte Sachen nicht aufkommen.“

Dass dieser Ansatz sehr gut anläuft, sieht man in den steigenden Teilnehmerzahlen. „Seit der Corona-Pandemie gehen die Zahlen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen durch die Decke“, sagte Kaminski stolz. Trotz des guten Ansatzes sieht Kaminski dennoch Handlungsbedarf: „Bei den administrativen Arbeiten benötigen wir Hilfe. Aufgrund der Umstrukturierung und den steigenden Zahlen wird die Finanzierung für eine zweite Projektleiteitung benötigt.“
Ein Vorbild in Sachen Integration
Kaminski und sein Team machen Tag für Tag sehr gute Arbeit. Sie versuchen, den Kindern und Jugendlichen eine bessere und schönere Zukunft zu geben. Der Sport ist verbindend, genau das macht ihn aus. Speziell in diesem Fall sieht man wieder, was man alles erreichen kann, wenn es mit Herz und Leidenschaft gemacht wird.
„United on Ice“ ist ein Vorbild in Sachen Integration im Zusammenspiel aus Sport, Privatleben, aber auch Schule und Beruf. Wenn es einen einzigen Satz gibt, der dieses Projekt und den Sinn dahinter perfekt beschreibt, dann ist es der, den Kaminski während unseres Gesprächs sagte: „Wir können nicht die ganze Welt retten, aber wir können damit anfangen.“ Mehr bedarf es nicht, um zu erkennen, wie wichtig und bedeutend solche Projekte wie dieses für unsere gesamte Gesellschaft sind.