Historische Romane sind beliebt. Zuweilen lohnt es sich dabei auch, in die Vergangenheit anderer Länder abzutauchen. Der deutsche Autor Luis Sellano schreibt seit Jahren zahlreiche Krimis, die in Portugal situiert sind – unter einem Pseudonym. Denn „Luis Sellano“, mal ehrlich, klingt doch sehr authentisch.
Aber eigentlich geht es ja um den Inhalt. Und dazu lässt sich zweifelsohne sagen: Auch sein neuer Lissabon-Krimi „Portugiesischer Pakt“ besticht durch Originalität und differenzierte Figurenzeichnungen. Man kann von solchen „Urlaubslektüren“ ansonsten halten, was man möchte, Luis Sellano jedenfalls schildert keine verklärten Touristenträume am Strand oder kitschige Liebesszenen.
Im Zentrum seines Krimis steht die politische Vergangenheit Portugals – frei interpretiert, schließlich handelt es sich bei diesem Buch nicht um eine wissenschaftliche Hausarbeit. Sellano erwähnt die „Nelkenrevolution“ zwar nur einige Male am Rande, diese zieht sich dennoch wie ein roter Faden durch den Krimi, der zudem mit einem gelungenen Spannungsaufbau überzeugt.
Die Hauptfiguren wirken nicht farblos oder unglaubwürdig. Es sind Menschen, die einem jeden Tag über den Weg laufen könnten und die man höchstwahrscheinlich auch noch sympathisch finden würde: Henrik Falkner etwa, der sich ein Antiquariat in der Altstadt von Lissabon eingerichtet hat und trotz seiner Angststörung die Chance seines Lebens wittert, als eines Tages ein älterer Herr vor ihm steht und ihm einen scheinbar lukrativen Auftrag anbietet. Aber ist dieser Kunde wirklich seriös? Nach einigen Recherchen führt die Spur ins Portugal der 70er-Jahre ...
Hintergrund: Bei der Nelkenrevolution handelte es sich um einen politischen Umsturz in Portugal. Ausgelöst wurde dieser am 25. April 1974, als die linksgerichtete Bewegung der Streitkräfte die seit 1933 bestehende Diktatur beseitigte. Ihren Namen verdankt die Revolution, die überwiegend friedlich verlief, den roten Nelken, die ihre Unterstützer am 25. April den aufständischen Soldaten in die Gewehrläufe steckten.