Am 19. September startet die neue Saison in der Deutschen Eishockey Liga. Die Eisbären Berlin gelten wieder als Favorit. Sie haben ihr Meister-Team mit fünf neuen Spielern ergänzt, und Verteidiger Jonas Müller feiert ein Jubiläum.

Größer könnte der Kontrast nicht sein. Draußen umschmeichelt das Thermometer die 30-Grad-Marke. Drinnen in der kühlen Halle schwitzen die Spieler beim Training. Seit Anfang August sind sie zurück auf dem Eis. Jonas Müller erlebt die Saisonvorbereitung bei den Eisbären bereits zum zwölften Mal. Keiner im Team schnürt länger die Schlittschuhe für die Berliner. Zwei Herzen schlagen in diesen Tagen in seiner Brust, gibt er offen zu. Zum einen ist da die Freude, nach der Sommerpause wieder auf dem Eis zu stehen und „mit den Jungs zusammen zu sein“, andererseits sei die Vorbereitung schon sehr hart. „Teilweise trainieren wir ja zweimal am Tag“, erklärt er, „aber das ist notwendig. Für mich ist wichtig, wieder in die gewohnten Abläufe zu kommen und mir eine gute Ausdauer zu erarbeiten.“ Die werden der 28-Jährige und die gesamte Mannschaft gut gebrauchen können.
Wieder in gewohnte Abläufe kommen
Nach dem Auftakt am 20. September in Köln warten bis Anfang März weitere 51 Spiele in der DEL-Hauptrunde (erstes Heimspiel am 27. September gegen Augsburg) und danach höchstwahrscheinlich einige Play-off-Partien. Bei der Frage nach dem Saisonziel hält es der Spieler mit Trikotnummer 18 mit Geschäftsführer Thomas Bothstede, der schon vor Jahren erklärte: „Wenn du Meister bist, kannst du schlecht sagen, wir wollen jetzt Vierter werden.“ Diese dauerhaft geltende Aussage ergänzt Jonas Müller: „Wichtig ist erst mal, die Play-offs zu erreichen. Danach ist immer alles möglich.“ Ihr erstes Spiel jedoch bestreiten die Berliner in der Champions-League. Am 5. September auswärts bei den Växjö Lakers in Schweden. „Mir macht es großen Spaß gegen Teams aus anderen Ländern zu spielen“, sagt Jonas Müller, „weil die oft eine andere Art Eishockey spielen.“ Im internationalen Wettbewerb treffen die Berliner bis Mitte Oktober zunächst auf sechs Vereine aus Tschechien, Schweden, Dänemark und der Schweiz. Danach folgt für 16 der 24 teilnehmenden Mannschaften die K.-o.-Phase. „Wir haben uns vorgenommen, in der Champions League diesmal erfolgreich mitzuspielen“, sagt der dreimalige Deutsche Meister. Nachdem Jonas Müller bei den Eisbären Juniors alle Nachwuchsspielklassen durchlaufen hatte, absolvierte er in der Saison 2013/14 sein erstes Jahr in der DEL. Der damals 18-Jährige kam in ein Spitzenteam. Dreimal in Serie hatten die Eisbären in den Jahren zuvor den Meistertitel gewonnen. „Da waren viele Spieler vor denen ich großen Respekt hatte, von denen ich aber auch viel lernen konnte. Ich habe immer versucht, es so zu machen, wie sie“, erinnert er sich. Und nennt Jens Baxmann, Constantin Braun, André Rankel, Florian Busch und natürlich Frank Hördler, mit dem er später viele Jahre bei Auswärtsfahrten das Zimmer teilte. Nach 541 Spielen in der Deutschen Eishockey Liga für den Hauptstadtclub sagt der im Bezirk Lichtenberg aufgewachsene, gebürtige Berliner: „Ich fühle mich sehr wohl bei den Eisbären. Hier habe ich alles was ich brauche und die Chance, jedes Jahr um die Meisterschaft zu spielen.“
Ein spektakuläres Solo in Bremerhaven

Mit seiner Vereinstreue wandelt er inzwischen auf den Spuren von Eisbären-Legende Sven Felski, der seine gesamte Karriere im Verein zubrachte und den deshalb alle „Bürgermeister“ rufen. Darauf angesprochen, antwortet Jonas Müller schlagfertig: „Vielleicht werde ich ja mal stellvertretender Bürgermeister“ und grinst. Sein aktueller Vertrag läuft noch bis 2028. Längst ist aus dem 1,85 Meter großen Müller ein Führungsspieler geworden, auf den heute Nachwuchsspieler wie Korbinian Geibel oder Eric Hördler, der Sohn seines langjährigen Zimmerkumpels, schauen. Dabei sieht sich der zurückhaltende Müller nicht als „Lautsprecher“. Die Ansprachen in der Kabine überlässt er gern anderen. „Ich will meine Leistung auf dem Eis bringen. So kann ich der Mannschaft am besten helfen.“ Eindrucksvolle Beispiele dafür sind allen Eisbären-Fans noch aus der letzten Saison in guter Erinnerung. Im 110 Minuten dauernden Play-off-Spiel in Straubing, dem drittlängsten der DEL-Geschichte, stand er unglaubliche 50 Minuten auf dem Eis. Einige Wochen später, beim zweiten Finalspiel in Bremerhaven, startete er ein spektakuläres Solo über die gesamte Spielfläche und erzielte ein Traum-Tor, um das er heute jedoch wenig Aufhebens macht. „Ich habe gesehen, dass in der Mitte ziemlich viel Platz war und habe dann probiert, den Puck da durchzumogeln.“ Nicht nur dank Müllers Ehrgeiz, scheint der DEL-Rekordmeister (zehn Titel) gut gerüstet für die neue Saison. 19 Spieler, die nach dem fünften Finalspiel der letzten Saison am 26. April die Sektkorken knallen ließen, tragen auch in der anstehenden Runde das dunkelblau-weiße Trikot der Berliner, das erstmals gänzlich aus recyceltem Material gefertigt wurde. Neben dem markanten Eisbären-Kopf ziert auch ein für die Anzahl der gewonnenen Titel stehendes „Zehn-Sterne-Logo“ den Stoff. Insgesamt neun Profis verlängerten ihre Verträge, zum Teil vorzeitig. Neben den deutschen Nationalspielern Leo Pföderl, Manuel Wiederer, Tobias Eder und Lean Bergmann, auch Zach Boychuk. Der 34-jährige Kanadier, seit 2021 in Berlin und in der letzten Saison mit 26 Treffern der beste Torschütze, blickt optimistisch auf die anstehenden Aufgaben. „Der Kern unserer Mannschaft ist unverändert, sodass wir einen erneuten Angriff auf die Meisterschaft starten werden.“ Dazu verpflichteten die Eisbären fünf neue Spieler – für den Angriff Gabriel Fontaine, Liam Kirk und Nachwuchstalent Matej Leden. Die Verteidigung wurde mit Olivier Galipeau und dem NHL-erfahrenen Mitch Reinke verstärkt. Sportdirektor Stéphane Richer freute sich: „Mitch ist ein moderner Defensivspieler im besten Eishockeyalter. Er wird als Rechtsschütze eine wichtige Rolle innerhalb unserer Verteidigung einnehmen und offensive Akzente setzen.“