Die Drittliga-Handballer der HG Saarlouis bereiten sich auf den Liga-Start am letzten August-Wochenende vor. Weil die heimische Stadtgartenhalle derzeit renoviert wird, läuft die Vorbereitung „nicht optimal“.
Nach intensiven Lauf- und Krafteinheiten zu Beginn, einigen Testspielen und dem Trainingslager in La Bresse biegt das von Philipp Kessler trainierte Handballteam der HG Saarlouis auf die Zielgerade der Vorbereitung ab. Den letzten Schliff holen sich seine Schützlinge nach dem von Athletiktraining und Teambuilding sowie der Integration der Neuzugänge geprägten Wochenende in den Vogesen nun in Saarlouis. Allerdings nicht in der heimischen Stadtgartenhalle, die wegen Renovierungsarbeiten noch bis in den September hinein gesperrt ist. Die Mannschaft trainiert derweil in der Steinrauschhalle und in der Sporthalle In den Fliesen und muss sich den Platz dort teilweise mit Jugendmannschaften teilen. „Es sind keine optimalen Bedingungen, weil wir beispielsweise nicht in jeder Halle nach dem Training duschen können. Aber wenigstens können wir dort trainieren“, sagt Philipp Kessler und stellt klar: „Das ist jetzt so, wir wissen das auch schon länger, und das gilt es anzunehmen. Es darf jedenfalls keine Ausrede sein.“ Den Unannehmlichkeiten zum Trotz ist der HGS-Trainer eher froh, dass die Halle nun schrittweise und mit Brandschutzmaßnahmen beginnend auf Vordermann gebracht wird.
Bessere Strukturen sollen kommen
Einen Schritt in Richtung mehr Professionalität ist der HG schon vor einiger Zeit gelungen: Gemeinsam mit den Basketballerinnen und Basketballern der Royals und der Sunkings und dank der finanziellen Unterstützung von Stadt und Land wurden zwei große LED-Video-Leinwände, sogenannte Videowalls, angeschafft. Kessler hat auch schon eine Idee, was der nächste Schritt sein könnte: „Ich bin ein großer Freund davon, dass alles an einem Ort stattfindet. Ich denke, die Stadt Saarlouis, die sich ja auch gerne Sportstadt nennt, sollte daran interessiert sein, dass wir zusammen mit den Basketball-Vereinen einen gemeinsamen Fitnessraum bekommen“, sagt der 39-jährige Cheftrainer. Hinter der Halle gebe es genug Platz für einen entsprechenden kleinen Anbau. „Dann könnten wir alle Trainingseinheiten in der Halle absolvieren, und auch die verletzten Spieler könnten vor Ort behandelt werden. Das ist eigentlich inzwischen auch an vergleichbaren Sportstandorten so üblich“, weiß Kessler. Auch, was die Ausstattung an Sportgeräten angeht, sieht der Trainer noch Luft nach oben. Doch eines nach dem anderen.
Die Heimpremiere der neuen Saison kann jedenfalls noch nicht in der Stadtgartenhalle stattfinden. Nicht jeder im Team findet das total blöd: „Das freut mich richtig“, sagt Yves Kunkel sogar. Der gebürtige Völklinger, der schon in der Saison 2012/2013 zu Zweitligazeiten das HGS-Trikot trug und zur kommenden Saison von Drittliga-Absteiger TV Homburg zurückkehrte, freut sich auf das Gastspiel in seinem zweiten Jugend-Zimmer. Er durchlief die Jugend der HSG Völklingen, mit der er in der A-Jugend-Bundesliga spielte, ehe es ihn nach Saarlouis zog. „Auch Lars Walz kam ja aus Völklingen zur HG, und für uns ist das eine coole Sache und nicht ganz so dramatisch“, gibt Yves Kunkel zu, der nun erstmals mit seinem über elf Jahre jüngeren Bruder Gil zusammenspielt. Der Jugend-Nationalspieler kam von GWD Minden an die Saar. Den durch das Karriereende von HG-Urgestein Darius Jonczyk frei gewordenen Platz auf der Torhüterposition wird der 20-jährige Michel Fiedler einnehmen, der von Ligakonkurrent TuS Dansenberg kommt. Trainiert wird er wie die anderen Torhüter von Rückkehrer Sven Ehrich. Der frühere Torwart ist einer der Zweitliga-Aufstiegshelden von 2009 und wird den langjährigen Torwarttrainer Gerhard Kattla ablösen, der künftig in der Jugendabteilung arbeiten wird. Kevin Suschlik und die HG Saarlouis hatten die Zusammenarbeit bereits während der Saison in beiderseitigem Einvernehmen beendet.
Mit Yves Kunkel hat sich Saarlouis die Dienste des zweitbesten Torschützen der Vorsaison gesichert. 246 Treffer markierte Kunkel für den TV Homburg – nur einer war besser. Ein Saarlouiser: Der vor der vergangenen Saison von Bundesligist HSG Wetzlar zurückgeholte Lars Weissgerber wurde mit 249 Treffern Torschützenkönig. Ohnehin hatte die HG Saarlouis mit insgesamt 1.035 Toren die mit Abstand meisten Tore erzielt – kein anderes Team der Liga kam über die Tausender-Marke. Aber die HG hat mit 947 auch ligaweit die drittmeisten Gegentore kassiert. Das macht die Abwehr zum zentralen „Entwicklungsfeld“ der neuen Saison, wie es Kessler nennt: „Sowohl, was die individuelle Qualität, aber auch, was die Formation angeht. Wir müssen auch anpassungsfähiger werden und auf Veränderungen im Spielverlauf schneller reagieren können. Gelingt uns das, werden wir die nächsten Schritte gehen“, ist Kessler sicher.
Zweite Mannschaft mit Perspektive
Dabei helfen soll Muhamet „Meti“ Durmishi. Der Saarländer kam wie Yves Kunkel vom TV Homburg nach Saarlouis. In der vergangenen Spielzeit erzielte er in 21 Punktspielen 61 Tore. Durmishi ist 23 Jahre alt, hat mit 193 Zentimetern Körperlänge „Gardemaß“ und so richtig Lust, in Saarlouis Handball zu spielen: „Ich freue mich extrem auf die Atmosphäre in der Stadtgartenhalle. Die Mannschaft hat mich super aufgenommen und wir arbeiten aktuell mit Vollgas auf eine erfolgreiche Runde hin“, sagt der 23-Jährige.
„Er ist ja auch noch recht jung und trotzdem jemand, der uns mit seiner Präsenz im Innenblock guttun wird. Er ist ein sehr aufgeweckter, netter junger Mann, der sehr kommunikativ ist und daher auch intern eine Bereicherung sein kann“, hat HGS-Trainer Philipp Kessler bereits festgestellt, betont aber auch: „Klar ist aber, dass wir die Jungs schnellstmöglich in unser Spielsystem und die konkreten Abläufe integrieren müssen, was erfahrungsgemäß ein bisschen Zeit braucht. Da ist es schon von Vorteil, dass Yves und Meti eine eingespielte Achse bilden.“
Eingespieltheit entsteht durch Beständigkeit im Kader und ist für Trainer Philipp Kessler die Grundlage für die Weiterentwicklung der mit jungen Talenten gespickten Mannschaft. Der Aufstieg der Zweiten Mannschaft in die viertklassige Regionalliga Südwest, die an die Stelle der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saarland tritt, bietet zudem den jungen Spielern „eine super Gelegenheit zu zeigen, welches Potenzial sie haben und sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. In der Regionalliga über 50 Minuten als Leistungsträger zu agieren, ist schon etwas anderes als in der fünftklassigen Oberliga und wird sie weiterbringen“, weiß Philipp Kessler.