Auch die zweite Staffel des „House of the Dragon“-Prequels spielt 200 Jahre vor der Originalserie „Game of Thrones“. Im Spin-Off eskaliert der blutige Erbfolgekrieg innerhalb des Herrscherhauses Targaryen immer weiter.
Die Königsfamilie beherrscht zwar – dank ihrer Drachen – den Kontinent Westeros. Allerdings gibt es jetzt zwei Thronanwärter, die behaupten, Anspruch auf den eisernen Thron von Westeros zu haben. Der „Tanz der Drachen“ hat begonnen und nimmt seinen verhängnisvollen Lauf.
Blitze zucken, Donner grollen. Winde heulen, Regen peitscht. Mitten in diesem apokalyptischen Unwetter fliegen zwei Drachen durch den grau-schwarzen Himmel. Auf dem einen reitet Lucerys Velaryon (Elliot Grihault), der Sohn von Prinzessin Rhaenyra Targaryen (Emma D’Arcy). Auf dem anderen – dem gigantischen Drachen Vhagar – der einäugige Aemond Targaryen (Ewan Mitchell), der Lucerys voller Hass verfolgt und ihn diesmal unbedingt töten will. Zunächst sieht es so aus, als könne Lucerys entkommen. Doch dann verlieren beide Reiter die Herrschaft über ihre Drachen und Lucerys überlebt den Drachenkampf nicht. Spektakulär endet so die zehnte Episode der ersten Staffel von „House of the Dragon“.
Mitten in der Schlacht zwischen den Häusern
Doch die Vorgeschichte zur großen Saga aus George R.R. Martins Roman-Vorlagen „Das Lied von Feuer und Eis“ muss weitererzählt werden. So begibt sich Prinzessin Rhaenyra in tiefer Trauer an den Strand von Storm’s End, wo die Überreste des brachialen Drachenkampfes angespült werden. Voller Zorn will ihr zwielichtiger Ehemann, der furchtlose Krieger und Drachenreiter Daemon (Matt Smith), nun Vhagar töten. Doch Rheanyra verbietet es ihm, aus guten Gründen. Da macht sich Daemon auf, um stattdessen Aemond umzubringen. Doch sein Rachefeldzug läuft ganz anders als geplant.
Und schon befinden wir uns wieder mittendrin in der Schlacht zwischen den Häusern Targaryen und Hightower. Die beiden Seiten, zu denen jeweils mehrere Drachenreiter gehören, werden entspre-chend der Farben der Häuser Targaryen und Hightower „die Schwarzen“ und „die Grünen“ genannt. Eigentlich ist Rhaenyra ja die rechtmäßige Erbin des mit Schwertern gespickten Throns von Westeros. Sie wurde aber von Aegon (Tom Glynn-Carney), dem verzogenen Sohn von Alicent Hightower (Olivia Cooke), ausgebootet. Aegon riss die Thronfolge einfach an sich. Dagegen konnten weder Alicents Vater (Rhys Ifans) und undurchsichtiger Ratgeber seiner Tochter etwas ausrichten. Im Hintergrund dieser infamen Intrigen lauert auch noch Alicents anderer Sohn, der abgrundtief böse Aemond, auf seine Chance, endlich selbst den Thron besteigen zu können.
Eigentlich genug Material, um ein Höllenfeuerwerk zu starten. Allerdings beginnt die zweite Staffel, wieder unter dem Regiment von Showrunner Ryan J. Condal, eher zurückhaltend. In düsteren Farbtönen und bei Kerzenschimmer finden bedeutungsschwere Unterredungen statt, die allerdings die pointierte, an Shakespeare angelehnte Rhetorik der originellen „Game of Thrones“-Dialoge sträflich vermissen lassen. Außerdem gibt es in „House of the Dragon“ weder einen Tyrion Lannister alias Peter Dinklage, noch die zauberhaft sinnliche Dragon-Queen Daenerys Targaryen alias Emilia Clarke. Von solch packenden dramatischen GOT-Glanzleistungen wie „Die Schlacht um Blackwater“ oder die „Bluthochzeit“ ganz zu schweigen. Das ist zumindest der Stand nach der Hälfte der zweiten Staffel.
Verrat und falsche Versprechungen
Action-Sequenzen finden meist nur im Halbdunkel statt, so dass man selten genau erkennen kann, wer nun wem den Kopf abschlägt. Und das erotische Feuer freizügiger Sex-Szenen – auch ein Stilmittel von GOT – knistert hier nur gelegentlich so vor sich hin. Natürlich gibt es auch in „House of the Dragon 2.0“ jede Menge Ranküne, Kabale, Verrat und falsche Versprechungen. Aber das alles wirkt meist sehr umständlich und langatmig inszeniert. Was die Serie dann doch sehenswert macht, sind die handverlesenen und sehr stimmungsvollen Drehorte. Die archaischen Schauplätze in der wilden Natur, die verwunschenen Ritterburgen, Schlösser und Verliese, die prunkvollen Säle mit ihren König-Artus-Tafelrunden.
Bleibt zu hoffen, dass in den nächsten fünf Folgen das Tempo deutlich angezogen wird – und es mehr Action und Drama gibt als nur einen abgeschlagenen Drachenkopf, der durch die Gassen gekarrt wird. Immerhin führen die „House of the Dragon“-Staffeln langsam, aber sicher an den glorreichen Beginn der „Game of Thrones“-Saga, die George R.R. Martin so meisterhaft entworfen hat. Und das dürfen wir schließlich nicht verpassen.