„L.A. Times“ zeigt sich verspielt und auf Sinnsuche. Nicht jeder Treffer sitzt bei den zehn neuen Songs der schottischen Band Travis, von denen nur zwei die Vier-Minuten-Marke knacken. Die Stimmung ist dunkel und spiegelt den Zustand der Welt wider – betrachtet aus dem Mikrokosmos des Sonnenstaates Kalifornien, in dem Sänger Fran Healy seit 2018 wohnt. Beim Hören des zehnten Studioalbums der Sympathen bekommt man den Eindruck: Die namensgebende Stadt der Engel – sie bekommt Fran Healy nicht.
„Ich glaube, in ein paar Jahren ziehe ich mit meiner Familie wieder um“, sagte der Sänger und Songschreiber dem „Rolling Stone“. So sei das Titelstück auch eine Art Wutgedicht, vorgetragen als Spoken-Word-Song. „L.A. Times“ kann als eine Art Übergangsalbum betrachtet werden, das Healy selbst mit „The Man Who“ von 1999 vergleicht. „Auf beiden suchte ich nach einer neuen Stimme, eine Stimme, die in Wirklichkeit schon in mir war. Ich fühle mich rastlos.“
Da gibt es diese Ausbrüche aus dem eigenen Travis-Schema, wie es sie von den vier Schotten vielleicht seit „12 Memories“ von 2003 nicht mehr gab. Das aggressive „Gaslight“ beispielsweise, das den Begriff psychischer Manipulation übernimmt, mit der Opfer gezielt verunsichert und in ihrem Selbstbewusstsein beeinträchtigt werden – willkommen am Puls der Zeit. „Raze the Bar“ nippt einen Drink nach dem anderen im Namen der Freundschaft. „I Hope That You Spontaneously Combust“ ist der musikalisch nicht ganz ernst gemeinte Wunsch, dass sich unliebsame Personen doch einfach spontan selbst entzünden und verschwinden. Wie von Fran Healy beabsichtigt, kommt einem direkt ein gewisser US-Präsidentschaftskandidat in den Sinn.
Diese von Healy angesprochene Rastlosigkeit – man merkt sie dem neuen Output der einstigen Britpop-Überflieger deutlich an. Denn dann sind da wieder diese typischen Travis-Highlights. Der Einstieg „Bus“ beschreibt zart-melancholisch die Suche nach einer besseren Zukunft. Da ist „Alive“, das ebenfalls klassisch nach dem Quartett klingt und musikalisch Anleihen beim Band-Klassiker „Sing“ nimmt. Dann ist da „Naked in New York City“, in dem Healy über seine Liebe zur Ostküstenmetropole singt.