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WAS MACHT EIGENTLICH...

1988: Die Staatssekretäre für Inneres Günther Beckstein (links) und Peter Gauweiler (Zweiter von rechts), der Innenminister Edmund Stoiber (Zweiter von links) und der Minister für Landesentwicklung und Umweltfragen Alfred Dick
Foto: picture alliance / SZ Photo

… Günther Beckstein?

2007 wurde der ehemalige Innenminister in Bayern zum Ministerpräsidenten gewählt und schied 2013 aus dem Landtag aus. Danach engagierte er sich in der Kirche und war als Lobbyist tätig. Der 80-Jährige sucht heute nach Endlagerstandorten für radioaktiven Müll.

Wenn ich zwei von ihnen für zwei oder drei Stunden bei mir habe, bin ich hinterher mehr geschafft als früher nach einen ganzen Arbeitstag in der Politik“, beschreibt der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein mit einem Augenzwinkern die anspruchsvolle Betreuung seiner sieben Enkel. Von der Politik hat sich der CSU-Mandatsträger schon 2013 verabschiedet, als er bei den bayerischen Landtagswahlen nicht mehr kandidiert hat. Der oft als „Hardliner“ bezeichnete Beckstein gehörte 40 Jahre dem Bayerischen Parlament an und war zwölf Jahre lang ein erfolgreicher Innenminister, bevor er dann 1988 schon nach einem Jahr als Ministerpräsident zugunsten von Horst Seehofer weichen musste. Danach habe er sich bereits im „Abklingbecken der Politik“ befunden, beschreibt der Christsoziale beim Bayerischen Rundfunk im Vorjahr seine letzten fünf Abgeordnetenjahre ohne wichtiges Amt.

Auch wenn Beckstein im Laufe seiner Karriere einige Rückschläge einstecken musste, weil Machtbewusstere in der CSU ihn beiseite drängten und er manche seiner Ziele nicht oder nur teilweise umsetzen konnte, blickt er heute realistisch und ohne Groll auf sein politisches Leben zurück und räumt offen ein, dass er nicht alle Erwartungen seiner Parteifreunde erfüllen konnte. „Ich würde den Weg sofort wieder gehen“, betont er und genießt heute entspannt seinen Ruhestand: „Ich bin wirklich dankbar, dass ich mich mit kleinen Einschränkungen einer bärenstarken Gesundheit erfreue“, sagte er kürzlich der „Augsburger Allgemeinen“.

Auch diese „Einschränkungen“ spricht Beckstein öffentlich ohne Scheu an: Nach mehreren Hörstürzen litt er unter starker Schwerhörigkeit und war auf Hörhilfen angewiesen: „Ich habe mit der Technik meine körperliche Beeinträchtigung voll ausgleichen können.“ Heute höre er „besser als der Durchschnitt der gleichaltrigen Männer.“

Besuche in Bosnien und Kuba

Günther Beckstein sucht heute nach Endlagerstandorten für radioaktiven Müll
Günther Beckstein sucht heute nach Endlagerstandorten für radioaktiven Müll - Foto: picture alliance/dpa

So ganz hat sich Beckstein aber noch nicht aus der Parteiarbeit zurückgezogen: Er nimmt immer noch an Vorstandssitzungen der CSU teil, aber meist ohne sich zu Wort zu melden: „Die Ratschläge des Vorgängers werden mehr als Schläge denn als Rat empfunden“, begründet er seine Zurückhaltung. Ministerpräsident Söder, Protestant wie Beckstein, hält allerdings den Rat seines Vor-Vorgängers parteiintern immer noch für gewichtig und hat ihn deshalb anlässlich seines 80. Geburtstages mit einem privaten Essen gewürdigt.

Neben seiner politischen Arbeit hat Beckstein sich jahrzehntelang innerhalb der evangelischen Kirche engagiert: „Christ und Politik, das ist mein Leben.“ Von 1993 bis 2015 gehörte er der Synode der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) an und war ab 2009 deren Vize-Präses. 17 Jahre lang arbeitete er auch engagiert mit vielen Wortbeiträgen als Mitglied im bayerischen evangelischen Kirchenparlament mit.

Beckstein reist öfters auch noch zu politischen Gesprächen in andere Länder und besuchte zuletzt Bosnien und Kuba. Außerdem sitzt er in einigen Aufsichtsräten oder in Stiftungsgremien, sodass es ihm nicht langweilig wird.

Privat wird auch viel verreist

Die aktuelle Politikergeneration beneidet er nicht, denn „sie stehen vor Herausforderungen, die jene aus meiner Zeit bei Weitem übersteigen.“ Die Anzahl der Krisen hätte zugenommen, die globalisierte Welt sei komplexer geworden und die Gefahr von Populismus wachse weiter. „Die Grenze ist erreicht, wenn man dem Volk nach dem Mund redet“, betont er, sieht aber die Demokratie nicht in echter Gefahr, wenn alle gesellschaftlichen Kräfte aktiv mehr für ihren Erhalt tun würden. Beckstein bedauert die aktuelle eher negative Grundstimmung im Land und erklärt sie kürzlich in der „Süddeutschen Zeitung“ so: „Eine alternde Gesellschaft wird insgesamt pessimistischer.“ Er hat sich auch schon immer für mehr Bürgerbeteiligung und Formen der direkten Demokratie ausgesprochen. Von Ministerpräsident Söder wurde er daher jetzt als Leiter eines „Runden Tisches“ eingesetzt, der das System der Bürgerentscheide in Bayern weiterentwickeln soll. Beckstein will dabei vor allem die kommunalen Spitzenverbände einbinden und bis Weihnachten dieses Jahres erste Diskussionsergebnisse vorlegen. Seit 2020 ist Beckstein zudem Mitglied des Nationalen Begleitgremiums, das die staatliche Suche nach einem Standort für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle unterstützt. Ehrenamtlich tätig ist er noch bei den Organisationen ProChrist, Mehr Demokratie, der Deutschen Stiftung Querschnittslähmung, der Uni Nürnberg-Erlangen und beim Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg. Als letzte seiner vielen Ehrungen bekam Beckstein 2013 die Bayerische Staatsmedaille Innere Sicherheit und 2014 die Ehrenbürgerwürde Nürnbergs.

In seiner Freizeit reist Beckstein gern mit seiner Frau Marga durch die Welt. Zuletzt ging es nach Sardinien und Mexiko: „Mit viel Programm und viel Erleben“, beschreibt er diese Unternehmungen. Und wenn er zu Hause ist, passt der Anhänger des 1. FC Nürnberg gern auch auf seine Enkel auf. 

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