Er war Will Hunting, der Soldat James Ryan, Mr. Ripley, der beste Freund von Danny Ocean – und Jason Bourne. 22 Jahre nach „Die Bourne Identität“ haben Matt Damon und Regisseur Doug Liman wieder einen Film gedreht: die Actionkomödie „The Instigators“, bei der so ziemlich alles schiefgeht, was schiefgehen kann. Ein Blick auf einen der besten Schauspieler Hollywoods.
Seit er 1998 mit seinem Freund Ben Affleck den Oscar für das beste Drehbuch für „Good Will Hunting“ bekam, ging es mit der Karriere von Matt Damon steil bergauf. Matt Damon, heute 53, erinnert sich: „Das war der Wendepunkt in unser beider Leben. Ich konnte gleich danach mit so großartigen Regisseuren wie Coppola, Redford und Spielberg arbeiten. Spielberg holte mich noch im selben Jahr für seinen Film ‚Der Soldat James Ryan‘.“
Die Geschichte des Underdogs Will Hunting, der sich als Mathematik-Genie entpuppt, haben sich Matt und Ben in langen Nächten bei Pizza und viel Bier ausgedacht. „Wir hatten damals keine Arbeit. Niemand wollte uns besetzen. Also hatten wir viel Zeit und haben das Drehbuch zu einem Film geschrieben, in dem wir beide die Hauptrollen spielen wollten. Ich als Will und Ben als Wills bester Freund. Dass das dann tatsächlich geklappt hat, ist für mich heute noch wie ein Wunder“, meint Matt Damon lachend.
Matt Damon wurde 1970 in Cambridge, Massachusetts geboren. Seine Eltern ließen sich scheiden, als er drei Jahre alt war. Er wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf und ging mit Ben Affleck auf dieselbe Schule. „Ben und ich kennen uns schon aus dem Sandkasten. Und wir werden wohl bis an unser Lebensende Freunde bleiben. Wir sind zusammen wirklich durch dick und dünn gegangen und waren nie aufeinander eifersüchtig – auch nicht wenn der andere die besseren Rollen bekam oder die fetteren Gagen.“
Tiefpunkt vor „Good Will Hunting“
Bis zu den fetten Gagen war es noch ein weiter Weg. Nach der Highschool ging Matt Damon erst einmal auf die Universität in Harvard, um Anglistik zu studieren. Allerdings machte er nie einen Abschluss, sondern widmete sich schon bald seiner eigentlichen Leidenschaft – der Schauspielerei. Ende der 80er-Jahre begannen Matts und Bens Karrieren dann tatsächlich Fahrt aufzunehmen. 1989 standen die beiden in dem Baseball-Film „Feld der Träume“ neben Kevin Costner zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera. Aber statt jetzt richtig durchzustarten, passierte zunächst einmal lange nichts mehr. Matt Damon: „Es hat viele Monate gedauert, bis ich endlich wieder ein Filmangebot bekam, und zwar zu dem Golfkriegsfilm ‚Mut zur Wahrheit‘ mit Meg Ryan und Denzel Washington. Für diesen Film, in dem ich einen heroinabhängigen Soldaten spiele, habe ich mich fast zu Tode gehungert. Von 85 Kilo auf unter 60! Die Ärzte haben mich gewarnt, wenn ich so weitermache, würde mein Herz zu schrumpfen beginnen. Kurz: Ich habe mir für den Film den Arsch aufgerissen – und zum Dank wurde meine Rolle brutal zusammengeschnitten. Wenn der gute Denzel nicht gewesen wäre, hätte ich damals die Schauspielerei wohl endgültig hingeschmissen. Aber Denzel hat an mich geglaubt und mir Mut gemacht. Also machte ich weiter. Zum Glück, denn zwei Jahre später kam dann ja mit ‚Good Will Hunting‘ der große Erfolg.“
Und als ob er diese besondere Zeit vor seinem geistigen Augen nochmal Revue passieren lassen wollte, hält er im Gespräch plötzlich inne und fährt dann mit einem Lächeln fort: „Ganz sicher bin ich mit viel Idealismus, großen Träumen und jeder Menge Flausen im Kopf Schauspieler geworden. Und ebenso sicher hat es nicht lange gedauert, da war ich am Boden zerstört und fast alle Träume waren zerbrochen. Das war eine echte Lektion in Demut, die ich wohl nie vergessen werde.“
Vielleicht aus diesem Wissen heraus, dass alles auch ganz schnell wieder vorbei sein könnte, wählte Matt Damon in den folgenden Jahren seine Projekte sehr sorgfältig aus. So glänzte er in der Titelrolle der Neuverfilmung des Patricia-Highsmith-Krimis „Der talentierte Mr. Ripley“ (1999) neben Jude Law und Gwyneth Paltrow. Zwei Jahre später stand er dann mit anderen hochkarätigen Hollywoodstars wie Brad Pitt und Julia Roberts in „Ocean’s Eleven“ George Clooney zur Seite, der als Meisterdieb Danny Ocean aus einem supergesicherten Tresor die Tageseinnahmen der drei größten Casinos von Las Vegas mit einem Handstreich raubte. Steven Soderberghs meisterhaftes Remake des Heist-Filmklassikers aus den 60ern mit Frank Sinatra und Dean Martin war ein so großer Erfolg, dass Soderbergh in den folgenden Jahren auch noch „Ocean’s 12“ (2004) und „Ocean’s 13“ (2007) in die Kinos brachte. Natürlich war auch da Matt Damon wieder mit dabei. „Mit dem ganzen Clooney-Pitt-Rat-Pack diese Filme machen zu können gehört zum Besten, was ich je als Schauspieler erlebt habe. Und im Laufe der Zeit wurden George und ich auch noch dicke Freunde.“
George Clooney wollte Matt Damon auch unbedingt für seinen Film „Monuments Men – Ungewöhnliche Helden“ (2014) haben. In dieser Abenteuerkomödie, bei der Clooney auch Regie führte, rettet ein Sonderkommando der Alliierten Kunstschätze, die von den Nazis gestohlen wurden. „Matt hatte für seine Rolle als Harvard-Kunstexperte genau die richtige Mischung aus Seriosität und Sex-Appeal“, lobte Clooney seinen Freund.
Und Clooney, bekannt für seine Streiche unter Freunden, leistete sich mit Matt Damon einen ganz besonderen Spaß. Matt Damon erzählt lachend davon: „Das war total verrückt. Ich besuchte George vor Jahren in seinem Haus am Comer See. Aber da ich für meine nächste Rolle ein paar Kilo abnehmen musste, gab es für mich statt Pasta und Rotwein bloß Salat, Obst und Wasser. Und was machte George? Sobald ich schlief, schlich er sich ins Gästezimmer, klaute meine Kleidung und ließ sie von einer Schneiderin ein bisschen enger nähen. Jede Nacht! Ich habe tatsächlich langsam Panik bekommen. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass ich von zwei Salatblättern und Wasser immer fetter wurde … Und das war nicht der einzige Streich, den er mir spielte.“
Gefragter Darsteller, beliebter Kollege
Matt Damon ist mit seiner herzlichen Art nicht nur bei seinen Kollegen sehr beliebt, er etablierte sich auch als einer der gefragtesten Schauspieler in der Hollywood-Traumfabrik. Ein wesentlicher Grund dafür war sicher der große Erfolg, den er als abtrünniger US-Geheimagent Jason Bourne in gleich drei „Jason Bourne“-Filmen (2002 bis 2007) feierte. „Jason ist eine meiner Lieblingsrollen. Ich wusste genau, wie er tickt. Jason ist ein Anti-James-Bond. Bond ist ein Imperialist, ein Chauvinist, er tötet Leute und macht dann Witze darüber. Bourne würde das nie tun. Er ist monogam. Die Frau, die er geliebt hat, ist tot und er kann nicht aufhören, an sie zu denken. Und er arbeitet sehr effizient gegen die US-Regierung, die ihn jagt und töten will. Er ist also fundamental anders als Bond.“ Die Frau, die Bourne liebte, spielte Franka Potente. Sie erinnert sich sehr gerne an Matt Damon: „Er war ausgesprochen kollegial und charmant. Wir hatten sehr viel Spaß zusammen.“
2006 holte ihn Martin Scorsese für seinen Thriller „Departed – Unter Feinden“, was Matt Damon zunächst etwas überraschte, „denn Martin besetzt doch solche Rollen eigentlich immer mit seinem Lieblingsschauspieler Leonardo DiCaprio. Doch diesmal machte er eine Ausnahme. Und da stand ich dann zusammen mit Leonardo DiCaprio am Set. Und dann war da noch ein gewisser Jack Nicholson … Bei Martin Scorsese hat man als Schauspieler das Gefühl, endlich die ‚höheren Weihen‘ zu bekommen. Man spielt wie in Trance. Er ist schlicht genial“, sagt Matt Damon mit leuchtenden Augen und fährt fort: „Und dann spielte ich auch noch in ‚Der gute Hirte‘ mit, bei dem Robert de Niro Regie führte. Und da de Niro ja in erster Linie selbst Schauspieler ist, kann er sich als Regisseur wohl wie kein Zweiter in die Seele eines Schauspielers hineinversetzen. Er versteht einen intuitiv, weiß immer genau, wo man sich befindet. Ein Wahnsinns-Erlebnis. Beide Erfahrungen möchte ich um nichts in der Welt missen.“
Erdung durch Freunde und Familie
So große Erfolge können einem leicht zu Kopf steigen. Auf die Frage, warum ihm das nicht passiert ist, meint Damon: „Ich hatte immer einen sehr gesunden Background: Freunde, Familie, Menschen, die an mich glaubten. Und dann bedeutet mir Geld und Ruhm einfach nicht genug, als dass ich mich dafür verkaufen würde. Als Schauspieler muss man auch immer bereit sein, etwas zu riskieren. Nicht immer nur auf Nummer sicher gehen!“
Nach diversen Beziehungen – unter anderem mit Winona Ryder, Minnie Driver und Penélope Cruz – heiratete er 2005 die Argentinierin Luciana Bozán Barroso, die ihre zwölfjährige Tochter Alexia mit in die Ehe brachte. Das Ehepaar hat drei gemeinsame Töchter, Isabella, Gia und Stella, die mittlerweile alle im Teenageralter sind. 2013 ließ er sich die Namen seiner Töchter auf den rechten Arm tätowieren. Besonders stolz ist er zurzeit auf Isabella, die gerade 18 geworden ist und bald aufs College geht. „Ich freue mich riesig für sie. Aber da sie jetzt unser Nest verlässt, ist es für mich auch eine bittersüße Erfahrung“, verriet er vor kurzem dem US-Portal Access Hollywood. Im Interview erzählt Matt Damon immer gerne, wie er seine Frau kennengelernt hat: „Damals hatte ich die Wahl zwischen zwei Filmen. Ich habe mich dann – total aus dem Bauch heraus – für die Farrelly-Brothers-Komödie ‚Unzertrennlich‘ entschieden. Die sollte ursprünglich auf Hawaii gedreht werden. Aber Hawaii war dem Filmstudio dann zu teuer, also drehten wir in Miami. Eines Nachts bin ich mit ein paar Leuten vom Filmset in einen Club gegangen – und da arbeitete Luciana an der Bar. Es waren also eine Menge Umstände, die ich nicht beeinflusst habe. Ich habe mich einfach treiben lassen – und bin dabei dem wichtigsten Menschen in meinem Leben begegnet. War es Schicksal? War es Vorbestimmung? Keine Ahnung. Was ich aber weiß, ist: Es war Liebe auf den ersten Blick!“
„Es war Liebe auf den ersten Blick“
Seit fast 20 Jahren gelingt es Matt Damon scheinbar mühelos, Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen: „Ich möchte meine Familie einfach um mich haben. Auch wenn ich drehe. Das stört mich überhaupt nicht. Im Gegenteil: Ich schöpfe die meiste Kraft aus den Menschen, die ich liebe.“ Als er vor gut einem Jahr während Dreharbeiten plötzlich in ein tiefes Loch fiel und unter einer starken Depression litt, half ihm vor allem seine Frau über diese schwere Zeit hinweg. So fand er bald wieder die Kraft, sich neuen Projekten zuzuwenden, wie der Actionkomödie „The Instigators“ (seit 9. August auf Apple TV+, siehe Filmtipp Seite 100). Besonders gefreut hat sich Matt Damon auch darüber, dass er nach „Oppenheimer“ (2023) wieder gemeinsam mit Casey Affleck vor der Kamera stehen konnte, dem jüngeren Bruder von Ben. „Ich kann mir gut vorstellen, dass ich gerade die beste Zeit meines Lebens habe. Ich habe eine tolle Familie, ein paar gute Freude, kann immer noch aufregende Filme machen und habe keine finanziellen Sorgen. Das Schicksal meint es wirklich gut mit mir.“