Das neue Schuljahr beginnt mit einer Reihe von Veränderungen, gleichzeitig bleiben bekannte Herausforderungen bestehen. Schulen müssen saniert, ausgebaut und digitalisiert werden, und in Kitas bleibt der Fachkräftemangel eine Dauerherausforderung.
Das neue Schuljahr hält einige Neuerungen bereit. Ein Trend entwickelt sich aber so weiter wie in den letzten Jahren: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler wird ein weiteres Mal deutlich ansteigen. In allen Schulformen steigt deren Zahl, insgesamt werden rund 124.600 den Unterricht besuchen, von der Grundschule bis zu den beruflichen Schulen. Das ist gegenüber dem Vorjahr noch mal ein Zuwachs von fast zwei Prozent. Damit sind auch schon wesentliche Herausforderungen beschrieben.
In diesem Schuljahr wird der zweite Jahrgang mit G9 anfangen. Die Rückkehr zum Abi nach neun Jahren war eine der ersten Entscheidungen der damals neuen SPD-Alleinregierung, deren Umsetzung im letzten Jahr begonnen hat und nun schrittweise aufgebaut wird. In diesem Zuge war auch das Fach Informatik als neues Schulfach eingeführt worden.
In Sachen Digitalisierung würde man im Saarland (und nicht nur dort) gern mit mehr Tempo weitermachen und auf den bislang erreichten Fortschritten aufsetzen. Nach Angaben des Bildungsministeriums werden inzwischen über die Hälfte der Lerninhalte (53 Prozent) digital genutzt. Gut 100.000 Tablets sind an Lehrpersonal und Schülerinnen und Schüler ausgegeben worden, und das „flächendeckend“, wie Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot hervorhebt. Das alles war auch möglich durch den Digitalpakt von Bund und Ländern.
An der Stelle geht zu Beginn des Schuljahres aber kaum etwas weiter. Was nicht an mangelnden Plänen liegt. Das Bildungsministerium würde nämlich als nächsten Schritt gern die komplette Schulverwaltung digitalisieren, um Kommunikation zwischen Ministerium und Schulen deutlich zu verbessern, vor allem schneller zu machen. Das würde nicht nur den Schulalltag um einiges erleichtern können, es wäre auch in besonderen Situationen außerordentlich hilfreich. Erinnert sei dabei an die jüngste Hochwassersituation mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Schulbetrieb.
Derlei Projekte hängen jetzt aber in der Luft, denn bislang konnten sich Bund und Länder nicht auf die Fortsetzung des Digitalpakts, vor allem dessen Finanzierung, einigen. Das wiederum findet die saarländische Bildungsministerin besonders ärgerlich, zumal sie auch als derzeitige Vorsitzende der Kultusministerkonferenz schon seit Monaten Druck macht in Richtung Bundesbildungsministerium.
Eine einheitliche, digitale Schulverwaltung wäre aus ihrer Sicht ein „großer Modernisierungsschub“. Für genauso wichtig hält sie aber auch die inhaltliche Entwicklung. Bei Digitalisierung gehe es schließlich nicht bloß darum, „Bildschirmzeiten zu erhöhen“, unterstreicht die Ministerin und ergänzt: „ohne Pädagogik geht es nicht“.
Und für Pädagogik braucht es bekanntlich auch Pädagogen. Immerhin sei es im Saarland – im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands – gelungen, alle Stellen auch mit Lehrkräften besetzen zu können, so das Ministerium.
Das kommende Schuljahr steht aber auch im Zeichen der Vorbereitung auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen, der ab 2026 gilt. Eine Herausforderung für Schulträger – bei Grundschulen die Kommunen – für die entsprechenden Voraussetzungen zu sorgen, vor allem für die Räumlichkeiten. Angaben des Ministeriums zufolge decken die aktuellen Ganztagsangebote etwa 65 Prozent, kein schlechter Wert, aber eben noch nicht ausreichend. Das Schulbauprogramm des Innenministeriums hat Gelder bereitgestellt und etliches ist auch schon auf den Weg gebracht. Ob es am Ende reicht und wie groß tatsächlich die Nachfrage ist, ist noch unklar.
Ein besonderer Fall sind in diesem Zusammenhang die Förderschulen, für die dieser Anspruch auf Ganztagsbetreuung nach Überzeugung der Ministerin ebenfalls gilt. Bekannt sei, dass es dabei eigentlich auch den Wunsch nach zusätzlichen Angeboten zum Beispiel in den Ferienzeiten gebe. Das ist einerseits eine Frage von qualifiziertem Personal, andererseits aber auch die Frage, dafür einen Träger zu finden. Hier sei man bereits in guten Gesprächen, sagte Streichert-Clivot kurz vor Ferienende.
Bedarfe steigen in Schulen und Kitas. Fachkräfte dringend gesucht
Die zweite große Baustelle im wörtliche wie übertragenen Sinn sind die Kitas. Dort gibt es schon lange (seit 2013) einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für Kinder ab einem Jahr. Auch wenn das Saarland mit den Angeboten deutliche Fortschritte gemacht habe, bleibe die volle Erfüllung ein „Marathonlauf“, betont die Ministerin. Die Zahl der Kita-plätze ist nach ihren Angaben von rund 29.000 (2012) auf aktuell knapp 38.500 gestiegen, bei Krippenplätzen von 4.200 auf rund 7.650. Was aber große Sorgen macht, ist der Fachkräftemangel.
Das Saarland steuert dem beispielsweise mit einer praxisintegrierten Ausbildung entgegen, also einer Kombination aus Praxiseinsatz und beruflicher Ausbildung, die im Gegensatz zur klassischen Erzieherausbildung auch honoriert wird. Dafür stehen 217 Plätze zur Verfügung, womit das Problem zumindest etwas abgemildert werden könnte.
Die strukturellen Herausforderungen haben zuletzt ergeben, dass Kitapersonal einen wesentlich höheren Krankenstand aufweist als der Durchschnitt der Beschäftigten. Bildungsministerin Streichert-Clivot sprach von „Zahlen, die nachdenklich stimmen“. Die Studie spricht von einem „Teufelskreis“: „Aufgrund der steigenden Krankenstände fallen immer mehr Fachkräfte aus, wodurch die Überlastung für die verbleibenden Beschäftigten weiter zunimmt. Für die Ausfälle sind oftmals keine Vertretungskräfte in den Kitas, sodass immer öfter die Öffnungszeiten der Kitas eingeschränkt werden müssen und sich die Qualität verschlechtert“. Die Stiftung hat ausgerechnet, dass bundesweit rund 97.000 Vollzeitbeschäftigte zusätzlich eingestellt werden müssten, wenn man die Ausfallzeiten komplett durch Vertretungen kompensieren wollte. Der „Druck auf dem Arbeitsmarkt“ lasse jedenfalls nicht nach, meint die Ministerin.
Kritik gab es im Saarland immer wieder an den Plänen der Landesregierung, den Kitabesuch bis 2027 schrittweise beitragsfrei zu machen. Kritiker forderten, Geld lieber in Qualitätsverbesserungen, zum Beispiel mehr Personal, zu geben, statt die Beitragsfreiheit anzustreben. In diesem Punkt blieb die Ministerin aber klar: Ziel der Landesregierung bleibe ein „Dreiklang“ aus Qualitätsverbesserung (durch mehr Personal), Ausbau der Plätze und eben Abschaffung der Gebühren bis 2027.