Mit „4630 Bochum (40 Jahre Edition)“ – oder in moderner Schreibweise „#40Bochum“ – gelingt Herbert Grönemeyer ein kleines Bonbon. Die zweite Disc mit neu abgemischten Fassungen des Albums, das vor 40 Jahren erschien, interessiert eher eingefleischte Fans. Mit der ersten Disc kann es dem mutmaßlich erfolgreichsten deutschen Rock-Pop-Musiker aller Zeiten aber gelingen, neues Publikum zu erschließen.
Dass Gröni schon immer gern experimentierte und sich aktuellen Künstlern gegenüber öffnet, ist bekannt. Und so ist Disc eins mit fünf Neuinterpretationen wohl auch als Versuch zu deuten, weiterhin relevant zu bleiben – mit 68 Jahren und mit mehr als 50 Jahren Karriere in verschiedenen Bereichen kein leichtes Unterfangen. Da tut es gut, dem „Seelenleser der Deutschen“, der so viele Menschen durch ihr Leben begleitet hat, zu attestieren: Im Großen und Ganzen ist das geglückt.
Die eher unbekanntere Nummer „Für Dich da“ kommt mit Gesangspartnerin Lea und einer fast nur aufs Piano reduzierten Instrumentierung als Ballade daher. Stimmlich ergänzt sich der Grandseigneur auch bestens mit Sängerin und Rapperin Céline, die seinem Ultrahit „Flugzeuge im Bauch“ einen neuen Text verpasst. Während Gröni vor allem im „Uuuuhh“-Zwischenteil erklingt, erzählt die 24-Jährige von einer toxischen Beziehung. „Männer“ in der Interpretation der Schwerinerin Dilla wiederum funktioniert als Synthiepop-Nummer ohne die Ironie und die Stimmgewalt des Altmeisters nur bedingt. Eine Portion gut gelaunten Disco-Funk bringt die Band Jeremias aus Hannover beim Live-Klassiker „Mambo“ mit an Bord. Die Rapper Bausa und Chapo 102 teilen sich „Alkohol“, wobei Bausa die Strophen und Raubautz Chapo den Refrain übernimmt.
Teil zwei von „#40Bochum“ überzeugt mit der Neuabmischung auf voller Länge. Die Instrumente sind klar zu hören, ohne an Dynamik verloren zu haben.
So macht es für eingefleischte Fans Spaß, neben Klassikern auch „Nebenstücke“ wie „Fangfragen“, „Jetzt oder nie“ oder „Erwischt“ mit dem A-Capella-Beginn und rotierenden Hi-Hats und glasklaren Synthesizern wiederzuentdecken.