Gülsah Mursaloglu (34)
Künstlerin | Neukölln
Gülsah Mursaloglu fasziniert das, was unter der Oberfläche liegt. Das untersucht sie mit fast wissenschaftlicher Akribie. Welche Entwicklungsstufen durchläuft etwa eine Kartoffel im Laufe ihres Lebens? An der Wand hängt ein Druck, auf dem die Wurzeln der Knollen abgebildet sind. Am Boden liegen einige transparente Scheiben. Bio-Plastik, das die experimentierfreudige Künstlerin mithilfe von Kartoffelstärke hergestellt hat. In ihrer Heimatstadt Istanbul hat sie Soziologie studiert, später Kunst am Art Institute of Chicago. Seit drei Jahren lebt die Teilnehmerin des Goldrausch Künstlerinnen Projektes in Berlin. Schon als kleines Mädchen malte sie gern. Das Kindliche hat sie sich bewahrt. In den künstlerischen Schaffensprozess ist sie vertieft wie ein Kind beim Spiel. Dabei macht sie „Experimente“, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Wie in dem „Langzeit-Eierschalen-Projekt“, an dem sie seit 2019 arbeitet. Aus geschredderten Schalen hat sie stabile Löffel hergestellt. Den Rest auf blaues Papier geschüttet für eine Videoinstallation. Wie reagieren die Krümel auf Temperatur? Sie ist fasziniert von der Vergänglichkeit der so zerbrechlichen und zugleich so widerstandsfähigen Schalen, die für sie sinnbildlich Leben überhaupt erst möglich machen. Einige ihrer Werke sind noch bis Anfang November im Kunstraum Kreuzberg zu sehen. Im Dezember folgt eine Solo-Ausstellung in Istanbul. gulsahmursaloglu.com/