Ab 12. September ist Katja Weitzenböck als Maria Callas in „Meisterklasse“ in der Komödie am Kurfürstendamm zu sehen. Im FORUM-Interview spricht sie über ihre Bewunderung für die Operndiva und erklärt, warum Disziplin so wichtig für sie ist.
"Meisterklasse“ handelt von der Zeit, als Maria Callas Unterricht an der Juilliard School New York gab. Der Autor Terrence McNally hat sie dabei erlebt und daraufhin ein Theaterstück geschrieben. Wie haben Sie sich der Rolle der exzentrischen, launenhaften Belcanto-Primadonna angenähert?
Es ist das erste Mal für mich, dass ich eine Person darstelle, die real existiert hat und dazu noch eine echte Ikone ist. Ich habe viel Zeit mit der Recherche verbracht, mir Bild- und Tonmaterial besorgt und mehrere Biografien gelesen. Dabei ist mir aufgefallen, wie sehr die Frau zur Projektionsfläche geworden ist, wie viel in sie hineininterpretiert wurde. Mir war wichtig, den Menschen dahinter zu entdecken.
Bitterkeit, Selbstgerechtigkeit und Liebessehnsucht, die bei Ihrer viel gelobten Darstellung der Kriemhild bei den Nibelungen-Festspielen 2016 in Worms zentrale Themen waren, sind auch bei Maria Callas zu finden …
Ja, aber sie war vor allem eine Frau mit unbeschreiblicher Strahlkraft, die bis heute wirkt. Wenn ich sie singen höre, kommen mir oft die Tränen. Und mich beeindruckt ihre absolute Autonomie. In einer Zeit, in der sich Frauen durch Männer abgesichert haben, ist sie mit großer Willensstärke ihren eigenen Weg gegangen.
Als Lehrerin war sie hingegen untalentiert, ungeduldig und schonungslos. Wie kam es zu dem Engagement an der Juilliard School?
Angeblich war der Leiter der Schule in sie verliebt, wollte sich aber nicht erklären. Es war die Zeit, als Maria Callas feststellen musste, dass ihre Stimme ihren Ansprüchen nicht mehr genügte, deshalb nahm sie das Angebot an. Ja, sie war sehr streng und begegnete Dilettantismus mit großer Härte. Aber sie war zugleich eine zutiefst zerrissene Frau, sensibel und verletzlich. Auch das wird in dem Stück deutlich.
Das Leben von Maria Callas war von Schicksalsschlägen sowie ihrer Suche nach Liebe und echter Geborgenheit geprägt: eine harte Kindheit in Armut, die Hetze der Medien, die selbstzerstörerische Beziehung zu Aristoteles Onassis, ein lebenslanger Diät-Wahn … All das kommt in der zweiten Zeitebene der Aufführung zutage, bei der sie von ihrer Vergangenheit erzählt. Wie schwierig war es, diese langen Monologe zu lernen?
Maria Callas hat einen hohen Preis für ihren Ruhm bezahlt. Sie war gnadenlos zu sich selbst und unheimlich diszipliniert. Auch bei mir geht es nicht ohne Disziplin. Ich habe im Lauf der Jahre eine Freundschaft zur Disziplin entwickelt, sie gibt mir Halt. Dass ich lange Geige gespielt habe, das stundenlange Üben, das kommt mir beim Rollenstudium zugute.
Als „wundervoll böse und atemberaubend unterhaltsam wie die Callas selbst“ wird das Stück, bei dem Harald Weiler Regie führt, angekündigt. Eignet sich ihr Leben wirklich für eine Komödie?
„Meisterklasse“ ist eine Tragikomödie. Es gibt viel zu lachen für das Publikum, aber das Stück macht sich nie lustig über Maria Callas, sondern zeigt sie als schillernde Persönlichkeit und starke Frau.