Am Ende dieser Woche, die manche für historisch halten, erst mal eine simple Frage: Was ist eigentlich „Erkenntnis“? Ohne jetzt gleich die grundlegende Frage aufzugreifen, was wir überhaupt erkennen können, nehmen wir die einfache Formel von Wikipedia: Erkenntnis hat etwas mit dem Wissen zu tun, das durch Einsicht und Erfahrung gewonnen wird.
Die Tage nach der ostdeutschen Doppelwahl waren diesbezüglich nur bedingt ergiebig. Die über alle Kanäle verbreiteten Erkenntnisse waren großenteils sogar wortgleich identisch mit dem, was wir aus den letzten zurückliegenden Wahlen kennen, nur anders in der Intonierung.
Wobei es zwei Unterschiede gibt: Der „Zeitgeist“ soll jetzt angeblich „rechts“ wehen. Der Satz geistert zunehmend durch Kommentare. Da ist nicht mehr weit bis zum „Gespenst“, das „in Europa umgeht“. Und: Schuld ist vor allem die Migration. Weshalb jetzt auch von Parteien, von denen das vorher nicht so zu hören war, Begrenzungen und Verschärfungen gefordert werden. Und das in einer Verve, die glauben macht: Wenn alle Grenzen dicht sind, sind alle Probleme gelöst.
Das zeitgeistliche Gespenst treibt sich schon ganz schön rum. Vor allem, weil aus den „Erkenntnissen“ der Vergangenheit ziemlich wenig resultierte. Weshalb die zentrale Erkenntnisfrage ist: Warum eigentlich? Warum ist es so schwer, an den durchaus erkannten Dingen anzusetzen, die Menschen in ihrem Alltag belasten und nicht selten verzweifeln lassen?
Ich weiß nicht, ob Menschen bei allem immer schärfere Gesetze und Strafen wollen, oder einfach nur, dass es umgesetzt wird. Oder immer neue Programme, die sie nicht mehr durchschauen und nutzen können, weshalb dann mit zusätzlichen Programmen Beratungsstellen organisiert werden. Wo das Gefühl herrscht, dass nichts wirklich gut läuft, können sich Populisten und Extremisten schnell als „Kümmerer“ verkaufen. Dann nutzen auch Faktenchecks nichts mehr.
Auch nicht der Wettbewerb um eine immer drastischere Wortwahl. Den Wettbewerb darum gewinnen ohnehin die Populisten. Was beim Wettbewerb darum, das Leben wieder etwas weniger kompliziert zu machen, keineswegs ausgemacht ist. Die Vorstellung, dass es im Staat einigermaßen gut funktioniert, und die Menschen das auch so wahrnehmen, ist Populisten ein Graus.