Rocklegende Bryan Adams wird demnächst 65 und ist immer noch sehr aktiv. Der Komponist und Sänger etlicher Hits ist gerade auf Tour, in 40 Jahren stand er mit Tina Turner, Taylor Swift oder Sting auf der Bühne. Aber auch als Fotograf und Herausgeber hat er sich einen Namen gemacht.
Die Bezeichnung Superstar wirkt heutzutage etwas abgenutzt. Doch dieser Mann ist wirklich einer: der kanadische Sänger, Komponist und Fotograf Bryan Adams. Seit 40 Jahren weltweit erfolgreich, verkaufte er über 100 Millionen Platten und CDs. In mehr als 30 Ländern landete Adams Nummer-eins-Hits. Songs wie „Run To You“, „Summer Of ’69“, „Please Forgive Me“ und „Heaven“ können Fans rund um den Globus mitsingen. Dazu kommen unvergessene Songs und Auftritte mit Tina Turner, Taylor Swift, Barbra Streisand, Sting und Rod Stewart, um nur einige zu nennen.
Kürzlich gab Bryan Adams, der am 5. November seinen 65. Geburtstag feiert, zur Eröffnung der Internationalen Funkausstellung Berlin (IFA) ein Konzert. Wir hatten im Vorfeld Gelegenheit, mit dem Musiker zu sprechen. Gleich zu Beginn des Austauschs gab es die erste Überraschung. Denn der gebürtige Kanadier kommt anscheinend öfter an die Spree, als bekannt ist. Hier kaufte er vor Jahren im Stadtteil Oberschöneweide (Treptow-Köpenick) eine alte Werkhalle, die er und andere Künstler eine Zeit lang als Atelier nutzten. Als Mitherausgeber gründete der leidenschaftliche Fotograf Bryan Adams vor 20 Jahren in der Bundeshauptstadt auch das Foto-Journal „Zoo Magazine“.
„Ja, ich komme ziemlich oft nach Berlin. Ich habe die Stadt immer geliebt und hatte immer eine gute Beziehung zu ihr: Ich schätze, weil sie anders ist als andere Orte, an denen ich war“, so der Mann mit dem Sandpapier-Tenor. „Die Kombination aus Ost- und Westteil der Stadt sorgt für ein spezielles, interessantes Feeling“, findet der Hitschreiber. Seiner Ansicht nach sei Berlin in den letzten 20 Jahren „wirklich erwachsen geworden“. Persönlich mag er aber die raueren Ecken in den östlichen Stadtbezirken, die vielleicht noch nicht komplett fertig und entwickelt sind. Das habe besonderen Charme, erklärt Adams.
Michael Jackson hinter der Mauer
Selbstverständlich sei ihm noch sein großer Auftritt 1988 auf der Radrennbahn Weißensee vorm Mauerfall – im damaligen Ostberlin – in Erinnerung. „Ich erinnere mich, dass James Brown die Show eröffnet hat und konnte kaum glauben, was da abging. Als ich an dem Abend auf der Bühne stand, hörte ich Michael Jackson auf der anderen Seite der Berliner Mauer. Wir hatten beide am selben Abend ein Konzert“, wirkt Bryan Adams von seinem Ostberliner Auftritt vor geschätzten 120.000 Menschen noch heute ergriffen. Michael Jackson spielte an jenem 19. Juni 1988 vorm Reichstag mit teilweise in Richtung Ostberlin aufgestellten Boxen. Die „Künstleragentur der DDR“ wollte mit Weststars, unter anderem Big Country und Heinz Rudolf Kunze, eine Art Gegenkonzert arrangieren und Fans von der Ostseite des Brandenburger Tors weglocken. 1987 war es hier bei einer Konzertreihe am Reichstag, unter anderem mit David Bowie, auf der Ostseite der Mauer zu Ausschreitungen zwischen Fans und Polizei gekommen. Später traten an der Ostberliner Radrennbahn Weißensee unter anderem auch Bruce Springsteen vor der Rekordkulisse von 160.000 Zuschauern (Springsteens größtes Konzert überhaupt) sowie Joe Cocker auf.
Auf Konzerte in der Hauptstadt angesprochen, erwähnt der Kanadier sofort, dass Berlin für ihn „Live“ stets ein gutes Pflaster war: „Ich spiele immer die Songs, die die Leute hören wollen, und natürlich möchte ich auch meine neue Musik promoten.“ Aktuell seien das Songs seines Albums „So Happy It Hurts“, wie zu erfahren ist. Unabhängig davon gelte für Bryan Adams aber, dass Live-Auftritte die Essenz seines Musiker-Daseins sind. „Wenn das Publikum auf Songs reagiert, wenn dieser magische Austausch entsteht, das kann einem keine Platte geben“, so der Familienvater, der mit Partnerin und zwei gemeinsamen Töchtern seit vielen Jahren in London lebt. Die unvermittelte Kraft und Spontanität eines Konzerts sei für ihn durch nichts zu ersetzen, sagt der Star.
Kenner deutscher Rockmusik
Vorm Konzert auf der Internationalen Funkausstellung Berlin durfte natürlich die Frage nach Bryan Adams Technikaffinität in Sachen Handy und Computer nicht fehlen: „Ich bin technisch ziemlich versiert und kann mich erinnern, dass mein erster Computer Ende der 80er-Jahre von einer Firma namens Tandy war. Damals gab es nur wenige Leute, die sich per E-Mail austauschten.“ Sänger Peter Gabriel, Ian Paice (Schlagzeuger von Deep Purple), Bob Clearmountain (Bon-Jovi-Toningenieur) und er selbst hätten damals zu den ersten Nutzern gezählt. „Bob war derjenige, der mich dazu gebracht hat.“
Und was gibt es sonst für Neuigkeiten vom Hitschreiber, der als Profifotograf auch schon Königin Elisabeth II. ablichtete? „Ich habe eine Single mit meiner neuen Plattenfirma Bad Records herausgebracht. Es sind zwei Songs, die ich mit 21 Jahren für die Rockband Kiss schrieb. Ich habe meine eigenen Versionen davon gemacht und sie unabhängig veröffentlicht. Außerdem kommt im neuen Jahr ein neues Album von mir heraus.“ Doch noch vor Weihnachten 2024 würden zudem gleich drei Live-Alben, die in der Royal Albert Hall in London aufgenommen wurden, erscheinen. „Das sind schon verrückte Zeiten“, so der fleißige Musiker, der Hardrock mit voller Wucht und Balladen mit viel Gefühl singt.
Im Austausch mit dem FORUM-Magazin entpuppt sich Bryan Adams aber auch als Kenner deutscher Rockmusik. Kraftwerk, Herbert Grönemeyer, die Toten Hosen, Peter Maffay, Scorpions und viele andere deutsche Künstler schätze er, betont der Wahl-Londoner, für den vor allem die Themse die britische Hauptstadt so attraktiv macht, wie er erklärt.
Bryan Adams, am 5. November 1959 als Sohn britischer Eltern im kanadischen Kingston (Ontario) geboren, ist einer der größten Rockstars der letzten vier Jahrzehnte. Hits wie „Straight From The Heart“, „(Everything I Do) I Do It For You“, „Open Road“ oder „It’s Only Love“ (Duett mit Tina Turner aus dem Jahr 1984) machten ihn unsterblich. Mit seinen Auftritten begeisterte er mehrere Millionen Fans, die seine großen Stadionkonzerte mit Band genauso feierten wie Clubauftritte im Trio, bei denen er seine Qualitäten als klassischer Rock’n’ Roller unter Beweis stellte.
Einfühlsame Porträtfotos
Adams Platten und Alben wurden über 200-mal mit Platin ausgezeichnet. Zuletzt erschien 2022 mit „So Happy It Hurts“ ein weiteres Grammy-nominiertes Album. Die Liste seiner Auszeichnungen und Ehrungen ist aber ohnehin lang. Der Kanadier ist Mitglied gleich mehrerer Halls of Fame und erhielt wichtige britische Orden. Im Lauf seiner langen Karriere war er unter anderem für den Grammy, den Oscar, den Golden Globe, den Emmy, MTV Awards sowie Echo und Bambi in Deutschland nominiert.
Parallel dazu erhielt der leidenschaftliche Fotograf für seine Bilder gleich dreimal den Lead Award. In Deutschland waren seine Aufnahmen unter anderem in Ausstellungen in Ulm, Düsseldorf, Köln und Mainz zu sehen. Für sein fotografisches Schaffen ist ihm persönlich der zwischen 2010 und 2013 entstandene Zyklus „Wounded – The Legacy Of War“ wichtig. Er enthält Porträts junger britischer Soldatinnen und Soldaten, die kriegsversehrt aus dem Irak und aus Afghanistan heimkehrten.
Bryan Adams, seit vielen Jahren bekennender Veganer, unterstützt die Tierrechtsorganisation Peta. Mit der Bryan Adams Foundation gründete der Musiker seine eigene Stiftung, die sich hilfsbedürftigen Menschen weltweit widmet. Nach Erdbeben und Tsunami in Japan 2011 rief er seinerzeit Musiker rund um den Erdball auf, ein gemeinsames Benefiz-Konzert zu spielen. Adams, seit 2007 auch „Botschafter des Guten Hörens“, spendete Konzerteinnahmen unter anderem für „Live Aid“ und „The Prince’s Trust“. Er engagierte sich außerdem für die Befreiung politischer Gefangener und die Rettung des Regenwalds.
Wegen des Berufs seines Vaters, der im militärischen Diplomatendienst arbeitete, musste Bryan Adams in seiner Kindheit und Jugend oft den Wohnort wechseln. So lebte der spätere Rockstar unter anderem in Israel und Österreich sowie ab 1967 für rund vier Jahre in Portugal. Nach der Trennung der Eltern Mitte der 70er-Jahre zog Adams Mutter mit seinem jüngeren Bruder nach Ottawa und später nach Vancouver. Bryan Adams lernte im zweisprachigen Teil Kanadas auch Französisch.