Ein Erfolg am Sonntag gegen den Spitzenreiter könnte gleich in doppelter Hinsicht für Hertha BSC wegweisend werden.
Historisch wäre als Begriff vielleicht etwas hoch gegriffen – anlässlich des Heimspiels am Sonntag gegen Fortuna Düsseldorf könnte aber trotzdem zumindest Bedeutsames bei Hertha BSC geschehen. Denn mit einem Heimsieg gegen den Spitzenreiter könnte sich die Mannschaft von Cristian Fiel erst einmal in der vorderen Tabellenregion festsetzen. Dazu wäre es in der Liga der dritte Dreier in Folge – etwas, das bei genauerer Betrachtung auch die dauerhaft vertrackte Situation in der jüngeren Vergangenheit bei der „Alten Dame“ offenbart. Denn drei Punktspielsiege in Folge, die hat es bei Hertha BSC nur einmal in den vergangenen acht Jahren gegeben. Damals hieß der Trainer Ante Covic, als im September/Oktober 2019 drei Erfolge gegen Paderborn, Köln und Düsseldorf gelangen – seinerzeit hatte man also auch schon drei Jahre auf ein vergleichbares Erfolgserlebnis warten müssen (zuvor 2016/17 unter Trainer Pal Dardai Siege gegen Freiburg, Ingolstadt, Schalke), nun sind es noch mal fünf. Die anstehende Partie könnte also vielleicht ein Startschuss werden für erfolgreichere Zeiten, in denen der Verein schlicht öfter eine Bilanz dieser Art erleben dürfte. Natürlich müsste man den Düsseldorfern dazu deren erste Niederlage 2024/25 zufügen – aber das würde den Wert dieser Miniserie nur erhöhen und psychologischen Rückenwind für diese Spielzeit verleihen.
Hiobsbotschaft für die Hertha
Eine gute Generalprobe war da die Partie vor zwei Wochen in Kaiserslautern, bei der man einige Widrigkeiten überstehen musste: einen 2:1-Pausenrückstand nach eigener Führung oder den erneuten Ausgleich zum 3:3. Vor der feurigen Kulisse von knapp 50.000 Besuchern auf dem Betzenberg blieb man sich dazu trotz eigener Fehler treu, bestimmte zumindest im zweiten Durchgang weitgehend das Spiel und siegte am Ende mit 4:3. Ob das Team dabei schon in der Lage ist, derartige „Kraftakte“ regelmäßiger abzuliefern – auch dafür ist die Partie gegen den Ligaprimus natürlich eine echte Bewährungsprobe. Dabei haben die Düsseldorfer offenbar ihr eigenes Trauma bereits wieder verarbeitet: Schließlich müsste ihnen der verpasste Bundesligaaufstieg in der Relegation trotz eines 3:0-Siegs im Hinspiel in Bochum eigentlich noch nachhängen – ebenso wie der Abgang von Ligatorschützenkönig Tziolis (22 Tore, gemeinsam mit HSV-Stürmer Glatzel und dem Ex-Herthaner Tabakovic).
Die Ligapause brachte im Trainingsalltag des um neun Länderspielabstellungen reduzierten Kaders gleich eine Hiobsbotschaft mit sich – denn schon zu Beginn der vergangenen Woche erlitt Neuzugang und Rückkehrer John Anthony Brooks eine Sprunggelenksverletzung. Die Bilder vom ausgerenkten Fuß des 31-Jährigen nach einer unglücklichen Situation in einer Übungseinheit sorgten für eine Extraportion Schrecken bei Verantwortlichen und Fans. Schließlich war der von der TSG Hoffenheim gekommene Innenverteidiger als Alternative für den nach Italien abgewanderten Marc Kempf vorgesehen – nun fällt der frühere US-Nationalspieler jedoch erst einmal für unbestimmte Zeit aus. So könnte einmal mehr die Stunde von Marton Dardai schlagen: der Sohn von Vereinsikone Pal Dardai hat in der Vergangenheit zwar mehr im defensiven Mittelfeld gespielt, aber auch hin und wieder in der Abwehrzentrale. Für den 21-Jährigen vielleicht sogar die Gelegenheit zu einer „Rückumschulung“ auf die Innenverteidigerposition – denn in Coach Fiels neuem System hat der ungarische Nationalspieler seinen Platz im Mittelfeld wohl auf Dauer verloren. So wäre der Einsatz als Kempf-Ersatz beziehungsweise Brooks-Vertreter auch sein erster in Herthas Startelf 2024/25 überhaupt – und an der Seite von Linus Gechter im Abwehrzentrum dann das jüngste der denkbaren Duos. Immerhin scheint der Fortuna aber ohne Tziolis die Durchschlagskraft abhanden gekommen zu sein: Dürre fünf Treffer (Hertha BSC: 8) stehen bislang zu Buche. Doch angesichts von nur einem Gegentor könnte die Hauptschwierigkeit für Cristian Fiel und seine Schützlinge am Sonntag darin liegen, den „Düsseldorfer Riegel“ zu knacken – um am Ende vielleicht einen bedeutenden Schritt zu gehen.